USA:Obamas Botschaft

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Der amerikanische Präsident wendet sich äußerst selten direkt aus dem Oval Office an seine Bürger. Dieses Mal wählt er seinen Arbeitsplatz für eine Fernsehansprache, um den Amerikanern im Anti-Terror-Kampf Mut zuzusprechen.

In einer seltenen Ansprache aus dem Oval Office hat US-Präsident Barack Obama von einer "neuen Phase" der Terrorbedrohung für sein Land gesprochen. Terroristen versuchten, den Verstand der Menschen in den USA und weltweit zu vergiften, sagte Obama am Sonntagabend (Ortszeit) in der live übertragenen Rede an die Nation. Doch die Vereinigten Staaten würden diese Gefahr meistern, versicherte er.

Die USA stehen unter dem Eindruck des Angriffs auf ein Sozialzentrum im kalifornischen San Bernardino, wo am vergangenen Mittwoch 14 Menschen getötet und 21 weitere verletzt worden waren. Laut Behördenangaben verübte ein Ehepaar die Attacke. Die Ehefrau hatte den Darstellungen zufolge der Terrormiliz Islamischer Staat auf Facebook ihre Gefolgschaft gelobt. "Ich weiß, dass sich viele Amerikaner nach so viel Krieg fragen, ob wir mit einem Krebsgeschwür konfrontiert sind, für das es kein sofortiges Heilmittel gibt", sagte Obama. "Die Bedrohung durch Terrorismus ist real, aber wir werden sie überwinden." Hinter einem Pult stehend redete er 13 Minuten lang. Nur selten spricht er vom Oval Office aus, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Dies und seine Entscheidung, zur besten Sendezeit in den USA zu reden, spiegelt die Sorge des Weißen Hauses wider, dass Obamas Botschaft nach den jüngsten Anschlägen in San Bernardino und Paris in einem hitzigen Wahlkampf nicht zum Volk durchdringt.

Der republikanische Vorsitzende im Repräsentantenhaus, Paul Ryan, nannte die Rede des Präsidenten "einen halbherzigen Versuch, eine gescheiterte Politik zu verteidigen und von ihr abzulenken". Die Amerikaner bat er darum, sich nicht gegen Muslime zu richten. Der IS wünsche sich nur, einen Krieg zwischen dem Westen und dem Islam anzuzetteln. Gleichzeitig rief er Muslime in den USA und in aller Welt auf, ein Partner im Kampf gegen die Extremisten zu sein. Muslime könnten glaubwürdige und effektive Botschaften senden, um so dschihadistische Propaganda zu untergraben. Das Ausbreiten von radikalem Islamismus sei ein echtes Problem, dem sich Muslime ohne Ausflucht stellen müssten. Obama nutzte die Gelegenheit auch, um seiner Forderung nach strengeren Waffengesetzen Nachdruck zu verliehen. Die Strafverfolgung und Geheimdienste könnten nicht jeglichen potenziellen Schützen identifizieren, sagte Obama weiter.

© SZ vom 08.12.2015 / AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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