USA:Obamas Angst

Der US-Präsident droht mit Sanktionen nach dem russischen Hackerangriff.

Von Nicolas Richter

Als die nordkoreanische Regierung einen Hackerangriff auf die Filmfirma Sony beging, reagierte US-Präsident Barack Obama noch entspannt, beklagte nur "Cyber-Vandalismus". Jetzt aber, nach dem mutmaßlichen russischen Angriff auf die Server der Demokratischen Partei, droht Obama mit Cyber-Rache oder Sanktionen. Aus seiner Sicht ist Moskau zu weit gegangen, weil es nicht nur im Netz spioniert, sondern mit Indiskretionen zu Lasten der Kandidatin Hillary Clinton angeblich die US-Wahl manipuliert hat.

Die Öffentlichkeit kann bislang nicht wissen, ob die Vorwürfe gegen Moskau stimmen. Zwar ist es dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zuzutrauen, dass er den Cyberspace für sich entdeckt hat, um Unruhe zu stiften. Aber für einen Befehl aus dem Kreml fehlt bislang ein nachvollziehbarer Beweis.

Obama allerdings ist getrieben von einer doppelten Furcht. Erstens: Dass sich Putin (und andere) zu neuen Abenteuern ermutigt fühlen, falls ihn die USA nicht in die Schranken weisen. Zweitens: Dass Obamas Nachfolger Donald Trump die Cyber-Gefahr unterschätzt oder kleinredet, weil er sich mit Putin gutstellen will. Trump hält die Theorie der russischen Einflussnahme auf die Wahl für Unsinn, auch deshalb, weil er selbst diese Wahl gewonnen hat. Obama also weiß, dass ihm für eine US-Botschaft an Putin nur vier Wochen bleiben. Nie dürfte ihm die Endlichkeit seiner Macht so bewusst gewesen sein.

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