USA: Obama vor Amtseinführung:Merkel fordert Ende der US-Alleingänge

Klimaschutz, Krisenlösungen und "mehr Zuhören": Noch bevor Barack Obama seinen Amtseid leistet, stellen Kanzlerin Merkel und Vizekanzler Steinmeier klar, welch hohe Erwartungen sie an den neuen amerikanischen Präsidenten haben.

Klartext von der Kanzlerin: Angela Merkel fordert zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Barack Obama eine neue Ära der internationalen Zusammenarbeit. Ein Land alleine könne die Probleme der Welt nicht lösen, sagte Merkel in der ARD-Morgenmagazin.

bundeskanzlerin angela merkel ap

Klar formulierte Erwartungen an Barack Obama: Bundeskanzlerin Angela Merkel

(Foto: Foto: AP)

Sie hoffe daher, dass die zukünftige Zusammenarbeit mit den USA von gegenseitigem Zuhören geprägt werde. Bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise müssten die USA als weltgrößte Volkswirtschaft ein Stück ihrer Souveränität opfern und sich auf internationale Regeln für die Finanzmärkte einlassen, forderte Merkel. Auch bei der weiteren Abrüstung sieht die Kanzlerin Handlungsbedarf.

Barack Obama wird heute als 44. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Merkel bezeichnete die Amtseinführung als "eine wirklich große Stunde". Sie stellte einen baldigen Antrittsbesuch in Washington in Aussicht. Mit einem Besuch Obamas in Deutschland rechne sie am 3. April.

Genscher: Erwartungen an Obama höher als an Kennedy

Auch beim Klimaschutz forderte Merkel von Obama ein Einlenken der USA. Eine Zielvorgabe für das Jahr 2020 wäre ein wichtiger Schritt mit Signalwirkung für die anstehende Verhandlung des Kyoto-Nachfolgeprotokolls, sagte Merkel der Passauer Neuen Presse.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forderte eine "neue Transatlantische Agenda" bei der Bewältigung von Zukunftsaufgaben wie der Bekämpfung des Klimawandels, der Energiesicherheit, weltweiter Abrüstung und der Bewältigung internationaler Konflikte.

Auf Obama warteten "gewaltige Aufgaben", sagte der SPD-Kanzlerkandidat der Passauer Neuen Presse. Auch er forderte eine gemeinsame Arbeit an einer transparenten und verlässlichen Architektur des Weltfinanzsystems.

FDP-Chef Guido Westerwelle hofft auf einen "neuen Respekt vor den Menschenrechten" durch die neue amerikanische Regierung. "Barack Obama will Guantanamo schließen. Dies erneuert Amerikas Ruf", sagte Westerwelle der Saarbrücker Zeitung. Zugleich warnte der Liberale die künftige US-Administriation vor Protektionismus: "Globaler Wohlstand für alle ist nur denkbar, wo Abschottung und Handelsbarrieren überwunden werden."

Grünen-Parteichefin Claudia Roth warnte vor überzogenen Hoffnungen. "Ich hoffe, dass wir nicht zu viel von Obama erwarten - er wird jetzt nicht im Alleingang alle Probleme der Welt lösen können."

Ex -Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) erwartet, dass der neue US-Präsident Barack Obama eine bessere transatlantischen Zusammenarbeit anstrebt. "Er hat verstanden, dass Zusammenarbeit geboten ist, die aber nur funktionieren kann, wenn sie auf Gleichberechtigung und Ebenbürtigkeit begründet ist", sagte Genscher der in Hannover erscheinenden Neuen Presse.

"Natürlich wird Obama eine Politik machen, die den Interessen Amerikas dient. Aber seine bisherigen Erklärungen lassen erwarten, dass er Amerika als wichtigen Teil der Welt, aber nicht als Weltregenten betrachtet", sagte der langjährige Vizekanzler.

Niemals zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg sei ein amerikanischer Präsident mit so viel Hoffnung und so vielen Erwartungen begrüßt worden wie Obama, unterstrich Genscher. "Nicht einmal John F. Kennedy konnte das bewirken. So gesehen ist die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ein Angebot der USA an die ganze Welt", so Genscher.

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