USA:Im Glashaus

Bush und Obama kritisieren Trump. Warum nicht auch sich selbst?

Von Hubert Wetzel

George W. Bush hat eine Rede gehalten. Barack Obama hat eine Rede gehalten. Beide haben Donald Trump heftig attackiert und davor gewarnt, dass er Amerikas Gesellschaft in den Ruin treibt. Die US-Altpräsidenten haben recht. Ihr Nachfolger ist ein Zerstörer, er hat weder Respekt noch Anstand, sein einziges Interesse gilt seiner eigenen Person. Allerdings gibt es zwei unbequeme Wahrheiten, die in den Reden etwas zu kurz kamen.

Die erste Wahrheit: Es mangelt in Amerika nicht an Menschen, die über Trump entsetzt sind. Auch viele Republikaner im Kongress verachten den Präsidenten. Aber sie stimmen trotzdem für seine Politik. Denn im Zweifelsfall verachten die Republikaner die Demokraten noch mehr. Und die Demokraten verachten die Republikaner. Bush und Obama könnten in den eigenen Parteien viele Leute finden, die jeden Tag fleißig genau jene Spaltung vertiefen, über welche die Altpräsidenten nun klagten. Nur Trump die Schuld am desolaten Zustand der amerikanischen Demokratie zuzuschieben, ist zu einfach.

Die zweite Wahrheit: Trump ist nicht vom Himmel gefallen. Er ist der gewählte Präsident. Und sein Wahlsieg war das Ergebnis einer jahrzehntelangen Politik, die Amerika politisch, moralisch und sozial ausgehöhlt und verroht hat. Vielleicht sollten die ehemaligen Regierungschefs Bush und Obama einmal eine Rede darüber halten, was sie eigentlich damit zu tun haben.

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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