USA:Hasstirade

John Boehner, ehemals Chef der Republikaner im US-Kongress, ist ein umgänglicher Mensch, der mit allen kann. Außer mit Ted Cruz. Den erzkonservativen Präsidentschaftsbewerber nannte er nun einen "armseligen Hurensohn".

Von Nicolas Richter, Washington

Es ist eine echte Kunst, sich mit John Boehner zu überwerfen. Der frühere Chef der Republikaner im US-Kongress gilt als leutseliger Mensch, mit dem man sich spätestens bei einem Glas Rotwein auf alles einigen kann. Mit einem Mann in Washington aber ist Boehner nie klargekommen, und Boehner hat ihn sogar so hassen gelernt, dass er ihn jetzt einen "Fleisch gewordenen Luzifer" nannte. Beim personifizierten Teufel handelt es sich allerdings nicht um Boehners langjährigen politischen Gegenspieler, Präsident Barack Obama, sondern um einen republikanischen Parteifreund: den texanischen US-Senator Ted Cruz, der gerade für das Weiße Haus kandidiert.

Er habe noch nie "mit einem solch armseligen Hurensohn zusammengearbeitet".

Boehner hat sein Amt als Speaker des Repräsentantenhauses im vergangenen Jahr abgegeben, auch aus Abscheu vor jenen destruktiven Kräften in seiner Partei, zu deren Anführer sich Cruz aufgeschwungen hat. Als Rentner kann Boehner endlich sagen, was er will, und er sagt das jetzt über Cruz. "Ich habe in meinem Leben noch nie mit einem solch armseligen Hurensohn zusammengearbeitet", erzählte Boehner jüngst an der Stanford University. Cruz hatte 2013 einen Streit um das Staatsbudget dermaßen eskalieren lassen, dass die Regierung in Washington zwei Wochen lang stillgelegt werden musste. Cruz, ein Ideologe der Tea Party, stilisierte sich damals zum Anwalt des Volkes, der gegen das korrupte Establishment Washingtons ankämpft, also vor allem gegen Leute wie Boehner. Wie nachhaltig diese Anti-Boehner-Stimmung aber ist, zeigt der Umstand, welche Republikaner in den Vorwahlen für die Präsidentschaft führen: Die Außenseiter Donald Trump und Ted Cruz.

Cruz reagierte auf Boehners jüngsten Angriff verständnislos. Er habe mit Boehner allenfalls "50 Worte" gewechselt und alle seien "Höflichkeiten" gewesen.

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