USA:Eine kurze Romanze

Lesezeit: 2 min

US-Außenminister Rex Tillerson nennt Russland "unfähig". (Foto: Joe Raedle/AFP)

Als Wahlkämpfer war Trump ein Putin-Fan. Doch nun ist das Verhältnis zwischen Washington und Moskau schnell wieder abgekühlt.

Von Sacha Batthyany, Washington

Was wurde nicht alles über die amerikanisch-russischen Beziehung geschrieben, eine "neue Ära" bahne sich an, hieß es vor Wochen in der New York Times. Mit Donald Trump ziehe ein Bewunderer Wladimir Putins ins Weiße Haus. Die beiden Männer würden künftig gemeinsam die Welt regieren, sagte neulich der politische Kommentator Van Jones auf CNN und sprach von einer nie dagewesenen Achse zwischen Washington und Moskau.

Tatsächlich ließ Trump im Wahlkampf keine Gelegenheit aus, den russischen Präsidenten zu loben. Er sei ein "echter Führer", sagte Trump und äußerte die Hoffnung, Putin könne "ein guter Freund" werden. Karikaturisten begannen, das Weiße Haus mit den Zwiebeltürmen der Basilius-Kathedrale in Moskau zu malen, seit bekannt wurde, dass Russland hinter den Cyberattacken auf die demokratische Partei während des Wahlkampfs stand. Donald Trump sei erpressbar, hieß es, weil Putin ihm zum Sieg in den Wahlen verhalf. Auch sein Außenminister Tillerson wurde für seine Russland-Nähe kritisiert. Tillerson wurde im Jahr 2013, damals war er noch CEO des Ölgiganten ExxonMobil, mit dem Freundschaftsorden der russischen Föderation ausgezeichnet.

Doch seit dem mutmaßlichen Giftgasanschlag der syrischen Regierung in Idlib und der Reaktion der Amerikaner ist das Verhältnis abgekühlt. Die Romanze sei schon wieder vorbei, schrieb die Washington Post und das Verhältnis zwischen dem Weißen Haus und dem Kreml sei an dem Punkt, an dem es schon so oft war: Es herrscht großes gegenseitiges Misstrauen.

Russland sieht nach dem amerikanischen Angriff in Syrien die Beziehungen zu den USA signifikant beschädigt. "Präsident Putin hält die Luftschläge für eine Aggression gegen einen souveränen Staat, gegen das Völkerrecht, dazu noch mit einem erdachten Vorwand", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau vergangene Woche. Die syrische Armee habe keine Chemiewaffen mehr, das habe nach der Entwaffnung auch die zuständige Uno-Organisation bestätigt.

US-Außenminister Rex Tillerson hingegen sieht das anders. Er nannte Russland "unfähig", weil es Syrien nicht davon abgehalten habe, Chemiewaffen einzusetzen, und gab dem Kreml zumindest eine Teilschuld am Tod der Zivilisten. Herbert McMaster, der neue Sicherheitsberater von Donald Trump, sagte, es könne nicht sein, dass Baschar al-Assad ein solches Massaker ausführe, "ohne dass die russische Regierung im Vorfeld davon wusste".

In den Gesprächen zwischen den Außenministern Rex Tillerson und Sergej Lawrow Mitte dieser Woche in Moskau, wollen die Amerikaner die Russen dazu drängen, die Unterstützung Assads aufzugeben. "Wir werden auch über die Sanktionen sprechen", so Tillerson, die die USA nach dem Ukraine-Konflikt gegen Russland verhängten. "Wir werden über unser Verhältnis sprechen. Ich glaube nicht, dass die Russen an einer weiteren Verschlechterung unserer Beziehung interessiert sind."

Auch die Vorgänger träumten von Freundschaft mit Moskau

Schon die ehemaligen Präsidenten George W. Bush und Barack Obama haben bei ihren Amtsantritten eine Neuausrichtung des amerikanisch-russischen Verhältnisses angekündigt. Und sie sind beide an Putin gescheitert. Bush äußerte sich nach seiner ersten Begegnung mit Putin zuversichtlich: "Ich schaute in seine Augen und sah seine Seele", sagte Bush damals. Doch die Freundschaft währte nicht lange. Bush empörte sich über Russlands Georgien-Krieg, Putin wiederum kritisierte den Irak-Krieg und Bushs Pläne, ein Raketenabwehrsystem in Polen zu stationieren.

Barack Obama wiederum ließ dem Kreml sogar symbolisch einen Reset-Knopf zukommen und erklärte: "Wir wollen unsere Beziehungen neu starten." Doch Putins Annexion der Krim und seine Unterstützung für das Assad-Regime führten endgültig zu einer neuen Eiszeit, die nun unter Donald Trump zu Ende schien. "Doch auch unser aktueller Präsident merkt allmählich, mit wem er es zu tun hat", sagte John McCain, republikanischer Senator aus Arizona.

Er verfolge den Weg von Putin schon so lange, sagte McCain in einem Interview, dass er an keine Annäherung mit Russland mehr glaube. "Putin ist ein Dieb und ein Mörder, mehr gibt es nicht zu sagen." Trump habe nicht sehr lange gebraucht, um dies einzusehen, so McCain. Nicht einmal hundert Tage.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: