USA:Ein Bier wie Trump 

Der Brauereikonzern Anheuser-Busch nennt sein Budweiser in diesem Sommer und bis zur Präsidentenwahl "America". Das soll patriotischen Gefühlen in dieser Phase entgegenkommen.

Von Kathrin Werner

Die größte Brauereigruppe der Welt, Anheuser-Busch Inbev, verkauft jetzt "America": Den Sommer über heißt die Biermarke Budweiser nicht Budweiser, sondern auf den Etiketten steht dann "America" - in Budweiser-typischer Kursivschrift. Auf Dosen und Flaschen kommen dazu Slogans wie "Land of the Free", "Home of the Brave" oder "Liberty and Justice for All". Sie zeigen, dass das Unternehmen nicht den Kontinent meint, der mit dem Bier den Namen teilt, sondern nur den US-amerikanischen Teil zwischen Kanada und Mexiko. Das internationale Bierkonglomerat, zu dem Budweiser gehört, sitzt übrigens in Belgien.

Vermutlich hat das Management mit der patriotischen Kampagne unbeabsichtigt eine Metapher auf den Zustand der USA und seiner Zukunftssorgen geschaffen: Da schwingt eine Biermarke kräftig das Sternenbanner, die ihre besten Zeiten hinter sich hat, von einem ausländischen, multinationalen Großkonzern gesteuert wird und ihr Image gestalten lässt von einer Werbeagentur mit Sitzen in London, New York, Singapur und Shanghai.

Die Amerikaner trinken immer weniger Budweiser, sie machen sich lieber ein Importbier auf, der Absatz von Marken wie Dos Equis, Stella Artois oder Modelo steigt. Budweiser wirkt wie der Trump-Wähler unter den Bieren: voller Nationalstolz und Abstiegsangst. Donald Trump, der höchstwahrscheinlich bei der Präsidentschaftswahl für die Republikaner antritt, hat sich das Markenrecht an seinem Slogan "Make America Great Again!" gesichert. Für das Bier America dürfte das nicht möglich sein, allgemein verwendete Begriffe wie Heimat, Genuss, Unsinn kann man nicht als Marke anmelden. Fest steht, dass den USA ein Sommer voller Witze bevorsteht nach dem Muster: "Kommt ein Mann in eine Bar und bestellt ein America . . . " Und ein Sommer unfreiwilliger Komik, weil Sätzen fallen werden wie "America ist aus", "Mein America ist lauwarm", oder "Schmeiß America in die Recyclingtonne, nicht in den normalen Müll".

Für Budweiser könnte die Rechnung trotzdem aufgehen. Schon die Verkündung der Werbekampagne war ein großes Thema bei Twitter und schaffte es auf Titelseiten in aller Welt. Außerdem belegen Auswertungen internationaler Sport-Großereignisse, dass in diesen patriotischen Zeiten Werbung mit patriotischem Beiklang besonders gut funktioniert: Im Sommer stehen die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro an, und vor allem der Präsidentschafts-Wahlkampf, wohl größter Nationalsport der USA in diesem Jahr. Passenderweise soll America von November an, also nach der Wahl, wieder Budweiser heißen. "Vor uns liegt der patriotischste Sommer, den diese Generation je gesehen hat", sagte Budweiser-Markenmanager Ricardo Marques, ohne die Wahlen explizit zu erwähnen. "Budweiser strebte schon immer danach, Amerika in der Flasche zu verkörpern."

Noch nicht beantwortet hat der Konzern die Frage nach Budweisers kleinem Bruder Bud Light, der labbrigeren, kalorienärmeren Variante von America: Wird es auch umgetauft? Und wäre das nicht das, was sich viele jenseits der USA wünschen würden? Eine sanftere Version der Weltmacht, eher Obama als Trump: America Light.

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