USA:Donald, der Unvermeidbare

  • Donald Trumps Sieg in Nevada lässt keinen Zweifel daran: Vor dem Super Tuesday ist der 69-Jährige Favorit.
  • Ted Cruz und Marco Rubio nehmen sich gegenseitig Stimmen ab, doch ist die Frage, ob sie alleine etwas ausrichten können.
  • Ist Trump wirklich der wählbarste Kandidat der Republikaner?

Von Johannes Kuhn, New Orleans

Donald Trump machte auch nach seinem dritten Triumph in Folge keinen Hehl daraus, was er als seine Tugend betrachtet: "Ich werde gierig, ich will Geld, Geld, Geld!", rief der Immobilien-Milliardär den Anhängern in Las Vegas zu, um dann unter lautem Jubel von seiner alten zu seiner neuen Mission überzuleiten: "Ich erzähle euch was: Nun werden wir gierig auf die Vereinigten Staaten!"

Am Dienstag sind die Chancen des 69-Jährigen gestiegen, seine Gier zu befriedigen. Oder zumindest im November als Kandidat der Republikaner ins Rennen zu gehen. Nicht, dass Nevada besonders wichtig wäre - die Zahl der Delegierten ist gering. Nicht, dass Trump eine neue Wählergruppe erschlossen hätte - 84 Prozent der Wähler waren weiß, der Ärger auf Washington Umfragen zufolge noch größer als in Iowa, New Hampshire und South Carolina. Nein, es ist der Eindruck, der zählt: Vor dem kommenden Dienstag, an dem die Republikaner in einem Dutzend Staaten wählen ("Super Tuesday"), wirkt Trump immer unvermeidbarer.

Alle gegen Trump lautet das Motto, und für den New Yorker ist das ein guter Deal: Die Senatoren Marco Rubio und Ted Cruz kämpfen um die Rolle des Herausforderers und neutralisieren sich gegenseitig. "Die einzige Kampagne, die Donald Trump schlagen kann, ist diese Kampagne", erklärte der in Nevada drittplatzierte Cruz. Doch die "Lügner, Lügner"-Rufe aus dem Trump- und Rubio-Lager hinterlassen Spuren.

Cruz und Rubio, die unfertigen Verfolger

Am kommenden Dienstag muss Cruz nicht nur seinen Heimatstaat Texas verteidigen, sondern sollte auch in einigen anderen Bundesstaaten des Südens liefern. Doch in Georgia, Tennessee, Alabama und Oklahoma führt: Donald Trump.

Und Rubio? Der Zweitplatzierte von Nevada hält sich mit persönlichen Attacken gegen den Spitzenreiter zurück, sammelt Unterstützer aus dem Establishment und profitiert von der Aufgabe Jeb Bushs. Einem Sieg ist er allerdings in noch keinem einzigen Staat nahe gekommen.

Rubios Hoffnung ist, Mitte März neben den chancenlosen John Kasich und Ben Carson auch Cruz los zu sein (durch einen Trump-Sieg in Texas, beispielsweise) und der einzig verbliebene Trump-Gegner zu sein. Dann geht es in jene Staaten, in denen der Gewinner alle Delegierten einsammelt.

Doch angesichts der Tatsache, dass Trump alle Alters- und Bildungsschichten dominiert, müsste sich viel verändern, um Rubio einen gangbaren Weg zur Nominierung zu weisen. Oder, wie Trump am Dienstagabend erklärte: "Wir schneiden bei den gut Gebildeten und bei den schlecht Gebildeten ab. Ich liebe die schlecht Gebildeten."

Wie sollte ein Ausrutscher aussehen?

Ein Trump'scher Ausrutscher bei der TV-Debatte am Donnerstag? Wie sollte der aussehen? Kein Tabubruch des 69-Jährigen hat bislang irgendetwas verändert. Cruz' Geschichte von Trump als liberalem Wolf im republikanischen Schafspelz verfängt ebenfalls nicht. Und konkrete Nachfragen über Trumps politische Pläne? Werden inzwischen nicht einmal mehr gestellt.

Politikexperten sind ratlos: Jahrzehnte galt die Regel, dass die Partei am Ende ihren wählbarsten Anwärter zum Kandidaten macht. Und mit der Dauer des Wahlkampfs wirkt es so, als habe Donald Trump diese Regel nicht außer Kraft gesetzt, sondern nur bestätigt. Was das für November bedeutet, beschäftigt das republikanische Establishment ebenso wie das moderate Amerika.

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