USA:Die Linse der Polizei

Viele Beamte nehmen Schwarze weniger als Bürger denn als Gefahrenquelle wahr. Mit tödlichen Folgen.

Von Nicolas Richter

Seit dem Tod eines jungen Schwarzen vor zwei Jahren in Ferguson hat sich etwas geändert beim Thema Polizeigewalt in den USA: Die Öffentlichkeit sieht hin. Sie sieht auch deswegen hin, weil die Technik es ermöglicht. Zeugen filmen mit Smartphones, manche Polizisten tragen Körperkameras. Dies ermöglicht einen neuen Blick auf ein altes Problem: Weiße Polizisten wenden oft zu viel und manchmal sogar tödliche Gewalt an, wenn sie auf Schwarze treffen.

Nach dem Tod in Ferguson hofften manche, die Technik allein werde die übermäßige Gewalt eindämmen: Wenn also Kameras filmen, werden Polizisten schon behutsamer sein. Der jüngste Fall aus Louisiana widerlegt dies. Zwei Polizisten mit Kameras erschossen da einen Verdächtigen, den sie bereits überwältigt hatten. Eine zusätzliche Linse am Körper der Beamten also verhindert nicht immer das Schlimmste. Was sich deswegen jetzt ändern muss, ist die Linse, durch die Polizisten Amerikas Schwarze betrachten.

Ja, es ist lebensgefährlich, in den USA Streifenbeamter zu sein, weil man es mit vielen Bewaffneten zu tun hat. Aber Videos über schwarze Polizeiopfer aus New York, Chicago und Baton Rouge beweisen, dass die Polizei auch dann würgt und schießt, wenn sie nicht mehr bedroht wird. Dies offenbart einen antiquierten, gar rassistischen Blick auf Schwarze, der diese weniger als Bürger wahrnimmt denn als bloße Gefahrenquelle.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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