USA:Der Falke aus Florida

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Der Republikaner Marco Rubio will US-Präsident werden. Er ist der dritte Bewerber in seiner Partei.

Von Nicolas Richter, Washington

Marco Rubio erzählt gern, wem er alles zu verdanken hat. Es sind, in dieser Reihenfolge: Gott, seine Eltern, und die Vereinigten Staaten von Amerika. Dieses Land, daran erinnert Rubio oft, ermögliche es jedem Menschen, es an die Spitze zu schaffen. Selbst wenn man, wie er, der Sohn von Immigranten aus Kuba sei. Tatsächlich hat Rubio, der seit 2011 seinen Heimatstaat Florida im US-Senat vertritt, bereits einiges erreicht, und nun strebt er im Alter von 43 Jahren nach noch mehr: Am Montag hat er in Miami verkündet, dass er sich um die Präsidentschaft bewirbt.

Rubio ist damit der dritte Bewerber der republikanischen Partei für das Weiße Haus. Vor ihm haben die Senatskollegen Ted Cruz und Rand Paul ihre Kandidatur erklärt. Allen drei ist gemeinsam, dass sie Neulinge sind in Washington. Sie ähneln insoweit Präsident Barack Obama, der sich einst als relativ junger US-Senator ohne größere Regierungserfahrung in den Wettbewerb um das Weiße Haus stürzte.

Gemeinsam ist Rubio, Cruz und Paul ebenfalls, dass sie ihre Partei jeweils neu definieren möchten. Cruz ist äußerst konservativ, bis hin zu dogmatischer Kompromisslosigkeit. Paul ist libertär, er umwirbt Minderheiten und junge Wähler mit dem Versprechen, dass sich der Staat weniger in das Leben der Anderen einmischen werde, im In- und Ausland. Rubio schließlich verkörpert wegen seiner Herkunft die wachsende Wählerschaft der Latinos in Amerika und möchte seine Partei für diese Gruppe öffnen, die 2012 vom damaligen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney vernachlässigt und brüskiert wurde.

Rubio galt deswegen zunächst als Retter seiner Partei. Er hat sich daraufhin für eine Reform der Einwanderungsgesetze ausgesprochen und einen Gesetzentwurf ausgearbeitet, der es den "Illegalen" erlaubt hätte, die Staatsbürgerschaft zu erlangen. Die sehr konservative Basis seiner Partei hat ihm dies allerdings so übel genommen, dass Rubio lange Zeit kaum noch eine Chance auf die Nominierung eingeräumt wurde.

Zuletzt also hat Rubio versucht, sich als außenpolitischer Falke zu bewähren. Unter anderem hat er eine beinahe bedingungslose Treue zu Israel in den Mittelpunkt seiner Agenda gestellt. Dies aber ist kein Alleinstellungsmerkmal mehr, weil sich viele Republikaner damit profilieren, seit Obama im Dauerstreit mit der israelischen Regierung liegt.

Die größte Konkurrenz droht Rubio von seinem politischen Ziehvater: Jeb Bush, 62, der Ex-Gouverneur von Florida, möchte ebenfalls Präsident werden, auch wenn er seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt hat. Bush und Rubio umwerben dieselbe Wählerschaft: Einwanderer, gemäßigte Konservative, außenpolitische Hardliner. Beide können damit werben, dass sie gute Chancen hätten, in der Hauptwahl den oftmals entscheidenden Staat Florida zu erobern, und damit die Präsidentschaft.

Rubio versucht nun, sich von Bush und der demokratischen Bewerberin Hillary Clinton, 67, durch sein junges Alter abzugrenzen. "Gestern ist vorbei", sagte er am Montag. Aber seine wohlwollende Haltung gegenüber Einwanderern bleibt eine Belastung im Wettbewerb um die Nominierung, die von der konservativen Basis entschieden wird. Sollte Rubio nicht überzeugen, könnte er seinem Lebenslauf etwas hinzufügen: Den Aufstieg verdankt er Gott, den Eltern und den USA, das Scheitern seiner eigenen Partei.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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