USA:Demütigung à la Trump

Justizminister Sessions wird öffentlich gerupft. Eigentlich müsste er nun gehen. Aber er bleibt und schützt das Amt.

Von Sacha Batthyany

Vor Wochen schon schoss sich Donald Trump in Sachen Russland auf zwei Feinde ein: die eigenen Geheimdienste und den eigenen Justizminister Jeff Sessions. Nun bedauert der Präsident sogar öffentlich, den vormaligen Senator überhaupt als Minister nominiert zu haben. Selten wurde ein Kabinettsmitglied so plump und effektiv demontiert.

Mit seiner Kritik an Sessions untergräbt Trump die Unabhängigkeit der Institutionen. Der Justizminister hatte aufgrund seiner eigenen Befangenheit entschieden, sich aus den FBI-Ermittlungen herauszuhalten. Trump wollte diesen Zusammenhang nie akzeptieren. Er sah im Minister einen Weg, die Kontrolle über die Ermittlungen zu behalten. Der Vorgang belegt erneut, dass dieser Präsident, groß geworden im mafiösen Immobilienmarkt New Yorks, Loyalität über alles stellt. Deshalb umgibt er sich am liebsten mit seiner Familie. Deshalb sind ihm unabhängige Institutionen wie Justiz und Geheimdienste suspekt.

Trump ist bereit, jeden zu opfern, der sich gegen seine Weltsicht stellt. Der Zeitpunkt seines Angriffs auf Sessions kam überraschend. Vielleicht entstand alles auch nur aus einer Laune heraus, ohne dass sich Trump der Konsequenzen bewusst war. Für den Präsidenten wäre das nichts Neues. Eigentlich blieb für den Minister nur eine Option: Er müsste gehen - aber er tut es nicht und schützt das Amt. Vielleicht bringt er das klügere Opfer.

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