USA-China:Auf hoher See, auf frischer Tat

USA-China: "Sehr enttäuscht" von China: US-Präsident Trump.

"Sehr enttäuscht" von China: US-Präsident Trump.

(Foto: Carolyn Kaster/AP)

Donald Trump wirft Peking vor, das Öl-Embargo gegen Nordkorea zu brechen. Seoul will sogar Beweise besitzen.

Von Christoph Giesen, Peking

Es war schon spät am Abend in China, als auf der anderen Seite der Welt US-Präsident Donald Trump einen Tweet verfasste, der das amerikanisch-chinesische Verhältnis erschütterte. Mal wieder. Er sei "sehr enttäuscht" darüber, dass China es zulasse, dass Öl nach Nordkorea gelange, schrieb Trump am Donnerstag. Peking sei "auf frischer Tat" dabei ertappt worden. Beweise für seinen Vorwurf lieferte Trump nicht. Offenbar bezog er sich aber auf Medienberichte, wonach chinesische Schiffe auf hoher See Öl auf nordkoreanische Frachter umgeladen haben sollen. Die südkoreanische Zeitung Chosun Ilbo hatte am Dienstag zuerst berichtet, dass anhand von Satellitenaufnahmen in etwa 30 Fällen Ölschmuggel von Schiff zu Schiff dokumentiert worden sei. Der Sender Fox News und andere amerikanische Medien griffen den südkoreanischen Bericht auf. Chinas Regierung versicherte am Freitag, scharf gegen illegale Öllieferungen vorgehen zu wollen. China erfülle die Sanktionen gegen Nordkorea "strikt und umfassend".

Trumps Vorwurf ist für die Volksrepublik vor allem deshalb heikel, weil er China einen Bruch von UN-Sanktionen unterstellt; Vorgaben, die Peking mitbeschlossen hatte. Im September hatte der Sicherheitsrat in New York als Reaktion auf den bisher stärksten nordkoreanischen Atomtest eine Resolution verabschiedet, die den Handel mit Nordkorea von Schiff zu Schiff verbietet. Vor einer Woche wurden die Sanktionen gegen Nordkorea nochmals verschärft. Beschlossen wurde - mit Unterstützung Pekings - ein Lieferverbot für fast 75 Prozent aller raffinierten Ölprodukte nach Nordkorea sowie eine Deckelung der Rohöllieferungen.

Das Außenministerium in Seoul bestätigte unterdessen am Freitag, dass die südkoreanischen Behörden bereits Ende November ein in Hongkong registriertes Schiff festgesetzt hätten. Der Vorwurf: Von der Lighthouse Winmore, die unter der Flagge der chinesischen Sonderverwaltungszone fährt, sollen im Oktober schätzungsweise 600 Tonnen Öl auf Schiffe aus Nordkorea umgeladen worden sein.

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