USA:"Ach, das interessiert doch keinen"

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Donald Trump, hier mit seiner Anwältin Sheri Dillon, bei seiner ersten Pressekonferenz seit der Wahl. (Foto: Don Emmert/AFP)

Auf seiner ersten Pressekonferenz seit der Wahl weicht der zukünftige US-Präsident kritischen Fragen aus. Stattdessen gibt es große Versprechen und ungewöhnlich viel Szenenapplaus.

Von Kathrin Werner, New York

169 Tage. Seit 169 Tagen hat Donald Trump keine Pressekonferenz mehr gegeben, kein einziges Mal, seit er die Wahl gewonnen hat und PEOTUS ist, President Elect of the United States. Nun drängeln sich Hunderte Journalisten vor ihm im Trump Tower. Zehn Sternenbanner, davor ein Rednerpult, dahinter Trump. Die Lippen schmal wie die Augen.

Bei seiner letzten Pressekonferenz hat er Russland aufgefordert, die Server seiner Gegenkandidatin Hillary Clinton zu hacken. "Russland, falls du zuhörst, ich hoffe, dass du die 30 000 verschwundenen Emails findest", sagte Trump und meinte angeblich von Clinton gelöschte Emails. Seit dieser Pressekonferenz hat er Fragen gern damit beantwortet, dass er dazu "später" Auskunft geben wolle. "Später" kam, Auskunft nie. Dafür sagen die Geheimdienste, dass Russland tatsächlich hinter Hacker-Attacken stecke. "Hacking ist schlecht, und man sollte es nicht tun", sagt Trump nun. Aber so böse seien die Russen auch wieder nicht, und "alle möglichen Länder würden die Amerikaner online attackieren. "Wenn Putin Donald Trump mag, dann halte ich das für einen Vorteil, nicht für eine Belastung", sagt er. Er verspricht, ein Team der besten Computerexperten auf Sicherheitstechnik anzusetzen.

Trump redet lange über seine Errungenschaften ("Ich werde der beste Arbeitsplatzerschaffer, den Gott je kreiert hat", "Wir haben das beste Kabinett aller Zeiten") und die bösen Medien. Er verspricht, was er schon vor der Wahl versprochen hat - ohne neue Details. Zum Beispiel die Sache mit der Mauer. Sofort nach seiner Vereidigung will er mit dem Bau an der Grenze zu Mexiko beginnen. Mexiko werde dafür zahlen, die Zustimmung Mexikos wolle er nicht einholen. "Ich könnte nun anderthalb Jahre abwarten, bis wir unsere Verhandlungen mit Mexiko abschließen", sagt er. "Ich will aber nicht warten." Am Rand der Marmorlobby steht sein Team und klatscht laut. Auf Pressekonferenzen wird normalerweise nicht geklatscht. "Es ist alles fake news", sagt er immer wieder über Berichte, die ihm nicht passen. Klatschen.

Er scheint das zu genießen, wie alle Journalisten um seine Aufmerksamkeit ringen

"Seht her", sagt er und deutet auf den Stapel Akten, den sein Team neben sein Rednerpult geschleppt hat. "Das sind all die Verträge, die ich unterschrieben habe." Trump lässt seine Anwältin über seine Pläne für sein Unternehmen sprechen und wie er Interessenskonflikte vermeiden will: Trump werde sein Firmenimperium an seine beiden Söhne Donald Jr. und Eric sowie einen Manager übergeben. Sein Geschäftsvermögen werde er in eine Treuhandgesellschaft stecken, Profite aus den Zahlungen ausländischer Regierungen an Hotels der Gruppe würden dem Finanzministerium gespendet. Trump hält Anteile an 500 Unternehmen in rund 20 Ländern.

Nach den Formalitäten tritt Trump wieder selbst ans Rednerpult. Hunderte Hände schnellen in die Luft. Als eine Reporterin fragt, ob er denn nun endlich seine Steuererklärung veröffentlichen werde, wie das für Präsidenten eigentlich üblich ist, antwortet er: "Ach, das interessiert doch keinen. Das interessiert nur euch Journalisten." Auch die Frage, ob er oder sein Team im Wahlkampf je direkt Kontakt zu Russland Staatschef Wladimir Putin oder seinem Team hatte, beantwortet er nicht. Auf die Frage nach der Krankenversicherung Obamacare sagt er nur: "Ein Desaster." Sein Team werde Obamacare abwickeln und ersetzen. Mit was genau, sagt er nicht. Aber es werde besser, viel besser.

Mit spitzen Fingern zeigt er auf die Journalisten, die eine Frage stellen dürfen. "Mister Trump, Mister Trump, hier, ich", rufen sie. Trump scheint das zu genießen: Wie all die Journalisten um seine Aufmerksamkeit ringen. "Nicht du", ruft er zu manchen Journalisten, die er nicht mag. "Deine Organisation ist schlecht", sagt er. "Dir gebe ich keine Frage, du bist fake news." Trump schüttelt den Kopf. "Viele Medienleute sind einfach unehrliche Menschen."

Nach einer Stunde geht der PEOTUS. Mit seinen Kindern verschwindet er in den goldenen Aufzug. Die Journalisten rennen ihm hinter: "Mister Trump, eine Frage." Trump winkt, die Aufzugtür schließt sich. Das Klatsch-Team klatscht.

© SZ vom 12.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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