US-Wahlkampf und Finanzkrise:Obamas Rettungsplan

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Zwangsversteigerungen sollen gestoppt werden, Firmen, die Jobs schaffen, weniger Steuern zahlen: Barack Obama profiliert sich im US-Wahlkampf als sozialer Krisenmanager.

Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama hat am Montag einen Rettungsplan für die unter den Folgen der Finanzmarktkrise leidende Mittelschicht vorgestellt.

US-Präsidentschaftskanididat Barack Obama will die amerikanische Mittelschicht stärken (Foto: Foto: AFP)

Demnach soll ein 90-tägiger Stopp für Zwangsversteigerungen von Privathäusern verhängt werden. Unternehmen, die neue Arbeitsplätze schaffen, sollen Steuerleichterungen erhalten, wie Obama in einer Rede in Toledo im Staat Ohio erklärte.

"Wir müssen den Menschen Zeit zum Luftholen geben, damit sie wieder auf die Beine kommen", sagte der 47-jährige Senator aus Illinois. Zehntausende US-Bürger haben bereits ihr Haus durch Zwangsversteigerung verloren, weil sie ihren Immobilienkredit nicht mehr bedienen konnten. Außerdem fürchten die Menschen um ihre Alterssicherung. Als Folge der Finanzkrise haben die Pensionskassen bereits mehrere Billionen Dollar verloren.

Vor der letzten Fernsehdebatte im Präsidentschaftswahlkampf verschärfte unterdessen der republikanische Kandidat John McCain den Ton noch einmal. Er werde beim Aufeinandertreffen mit Obama am Mittwoch die Peitsche mitbringen, kündigte McCain an. Wörtlich sagte er am Sonntag vor Wahlkampfhelfern bei Washington, er werde Obama "den ihr wisst schon was auspeitschen".

McCain räumte ein, dass er in den landesweiten Umfragen "ein paar Prozentpunkte" hinter dem Kandidaten der Demokraten liege. "Aber wir sind mitten drin im Spiel", versicherte der 72-jährige Senator.

Die Finanzkrise habe ihm ihn den vergangenen zwei Wochen etwas geschadet. Jetzt wollten die Wähler aber vor allem Erfahrung und eine Vision. "Wir werden das Amerika geben", sagte McCain. Nach der Fernsehdebatte am Mittwoch werde er 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche für den Sieg am 4. November kämpfen.

McCain äußerte verdeckte Kritik an der Amtsführung von Präsident George W. Bush. "Wir können in den nächsten vier Jahre nicht so weitermachen, wie wir es in den vergangenen acht oft getan haben: darauf warten, dass das Blatt sich wendet", sagte der Republikaner bei einem Wahlkampfauftritt in Virginia.

"Es ist spät, unsere Probleme werden größer, unsere Feinde beobachten uns. Wir müssen sofort handeln. Wir müssen jetzt die Richtung ändern. Wir müssen kämpfen." Das bislang als Hochburg der Republikaner geltende Virginia ist mittlerweile zwischen beiden Lagern heftig umkämpft. Zusammen mit seiner Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin tritt McCain am Montag in Virginia auf.

Der demokratische Vizepräsidentschaftskandidat Joe Biden warf McCain unterdessen vor, sich in der Finanzkrise sprunghaft und unberechenbar zu verhalten. In der von Arbeitern geprägten Kleinstadt Scranton in Pennsylvania sagte Biden am Sonntag mit Blick auf die Vietnamkriegserfahrung des politischen Gegners: "Wir brauchen mehr als einen tapferen Soldaten, wir brauchen einen klugen Führer."

Die demokratische Senatorin Hillary Clinton lobte derweil den Umgang Obamas mit der weltweiten Finanzkrise. Die Art, wie er auf Fragen zu der Krise reagiert habe, habe seine Chancen auf einen Wahlsieg im November deutlich gestärkt, sagte Clinton am Montag im Fernsehsender NBC. Sie sei noch immer etwas enttäuscht darüber, dass sie im Rennen um die Kandidatur ihrer Partei unterlegen sei, räumte sie ein. Aber nun arbeite sie hart daran, dass Obama und Biden gewählt würden. Und sie glaube, dass Obama dicht vor dem Sieg stehe.

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