US-Wahlkampf:Sex-Gelöbnis für die Wahlnacht

Die Organisation Votergasm bemüht sich auf ungewöhnliche Weise, die Wahlbeteiligung unter jungen Amerikanern zu erhöhen. Auf ihrer Internetseite ruft sie dazu auf, Wähler mit Sex am 2. November zu belohnen, Nicht-Wähler jedoch mit Beischlaf-Entzug zu bestrafen. Ihre Hoffnung: 250.000 Orgasmen. Oder wollen sie doch bloß T-Shirts verkaufen?

Von Markus C. Schulte v. Drach

Mit Hilfe von Sex-Versprechen bemüht sich eine Partei-unabhängige Initiative in den USA angeblich, die Wahlbeteiligung unter jungen Amerikanern zu erhöhen.

Votergasm

Ob man gerade dieser Frau am 2. November begegnen wird?

(Foto: Screenshot)

Auf ihrer Internetseite votergasm.org ruft sie dazu auf, Wähler mit einer gemeinsamen verbrachten Wahlnacht zu belohnen, Nicht-Wähler jedoch mit Beischlaf-Entzug zu bestrafen.

Bürger und Patrioten

Wer sich beteiligen will, muss auf der Homepage der Organisation ein Gelöbnis abgeben. Darin verpflichtet er oder sie sich, als "Bürger" für die Woche nach der Wahl keinen Sex mit einem Nicht-Wähler zu haben.

Wer zu mehr bereit ist, verspricht als "Patriot" Sex in der Wahlnacht - natürlich mit einem Wähler - und Nichtwähler-Verweigerung für eine Woche.

Noch weiter geht der "American Hero": Der ist zum Sex mit einem Wähler bereit - und verspricht darüber hinaus, für die gesamte Amtsperiode des nächsten US-Präsidenten mit keinem Nicht-Wähler ins Bett zu gehen.

Das Gelöbnis, so die Forderung der Organisatoren, muss mit dem Einverständnis des Sex-Partners erfüllt werden, legal und selbstlos, sicher - und heiß. Alle Stellungen sind erlaubt, sowie jede Geschlechterkombination.

Wem der potentielle Beischlaf-Partner seine Stimme am 2. November gegeben hat, ist dabei unwesentlich - Hauptsache, er oder sie hat gewählt.

Ziel der Organisation sei es, zwei Trends in der amerikanischen Gesellschaft entgegenzuwirken, heißt es auf der Internetseite: niedriger Wahlbeteiligung und geringer sexueller Aktivität unter Amerikanern zwischen 18 und 25 Jahren.

Man wolle mehr junge Menschen in die Wahllokale locken sowie sicheren, einvernehmlichen Sex unterstützen, erklärte Sprecherin Michelle Collins dem britischen Sender BBC.

Bereits 30.000 Menschen haben seit dem 4. September angeblich bereits ein Gelöbnis abgegeben. Erst ein Drittel der anvisierten 100.000 wäre demnach erreicht. Ob es zu den von den Orgasminatoren - Entschuldigung - den Organisatoren ebenfalls erhofften 250.000 Orgasmen in der Wahlnacht kommt, bleibt demnach offen.

Auf der Seite der Bush-Anhänger gab es bereits Empörung, obwohl Votergasm auch potentielle Wähler des Amtsinhabers ansprechen will.

So forderte der bekannte rechte Radiomoderator Rush Limbaugh seine Hörer auf, die Seite zu besuchen und sie durch "Überlastung zu schließen". Limbaugh empfahl Votergasm einen neuen Slogan: "Du wirst aufs Kreuz gelegt, wenn Du für Kerry stimmst."

Wähl Kerry. Lass dich aufs Kreuz legen

Umgehend bedankte sich die Organisation bei Limbaugh für die Verbreitung ihrer Idee, dass junge Menschen in ganz Amerika in der Wahlnacht "heißen, schweißtreibenden Sex haben sollen".

Den von Limbaugh vorgeschlagenen Slogan übernahm Votergasm für das Merchandising-Programm. Inzwischen kann man T-Shirts mit dem Slogan "Vote vor Kerry. Get Screwed" (Wähl Kerry. Lass dich aufs Kreuz legen) bestellen. Unparteiisch wie die Initiative ist, können Republikaner jedoch auch die Bush-Version des Kleidungsstückes kaufen.

Anhand solcher T-Shirts, die über die Internet-Seite vertrieben werden, sollen sich jene, die das Gelöbnis abgegeben haben, am Wahltag erkennen und dann gemeinsam ins Bett steigen. Wie das genau gehen könnte, wird in einem Comic - in aller Deutlichkeit - beschrieben.

Beim Thema Merchandising wird mancher vielleicht misstrauisch.

Möglicherweise, so der naheliegende Verdacht, handelt es sich bei der ganzen Sache auch nur um einen Marketing-Gag. Schließlich kostet so ein Hemdchen 18.99$.

Schwer nachzuvollziehen ist auch der Zweck der so genannten "Pictorals". Soll es erotisch sein? Handelt es sich um Satire? Eigentlich sind die Fotostrecken doch einfach nur albern!

Eines jedenfalls ist sicher: Aufsehen hat Votergasm.org erregt.

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