US-Wahlkampf:Putin bestreitet Einflussnahme in USA

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Der russische Staatschef verneint gegenüber dem US-Fernsehen erneut eine persönliche Einflussnahme auf Trumps Wahlsieg.

Russlands Staatschef Wladimir Putin hat eine persönliche Einflussnahme auf den US-Wahlkampf erneut bestritten. Er schloss im US-Fernsehen zwar nicht aus, dass der russische Botschafter in Washington Kontakt zum Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump gehabt habe. Er selbst wisse davon allerdings nichts, betonte Putin. Auch habe er keine kompromittierenden Informationen über Trump: Derartige Vorwürfe seien eine "Menge Unsinn", sagte Putin am Sonntag in einem Interview mit dem US-Sender NBC News. Zwischen ihm und Trump bestehe keine persönliche Beziehung, obwohl Trump als Geschäftsmann auch nach Russland gereist war. Derzeit seien etwa Vertreter von 100 US-Firmen in Russland. "Gehen Sie davon aus, dass wir über alle kompromittierendes Material sammeln?", sagte Putin. "Habt ihr alle euren Verstand verloren?"

Mehrere Ausschüsse des US-Kongresses untersuchen derzeit, ob Russland im Präsidentenwahlkampf 2016 zugunsten von Trump Einfluss nahm. Als Schlüsselfigur in der Affäre gilt der geschasste Nationale Sicherheitsberater Michael Flynn. Diesen habe er nur ein einziges Mal bei einem Galadinner im Dezember 2015 in Moskau getroffen, sagte Putin im Interview mit NBC: "Ich habe nicht einmal richtig mit ihm geredet. Das ist das Ausmaß meiner Bekanntschaft mit Herrn Flynn." Erst später sei ihm gesagt worden, dass Flynn "in etwas verwickelt" gewesen sei. Flynn war Mitte Februar nach nur rund drei Wochen im Amt als Sicherheitsberater Trumps zurückgetreten, weil er zum russischen Botschafter in Washington Kontakt gehalten und darüber die Unwahrheit gesagt hatte.

US-Medien vermuten, dass es in den Gesprächen zwischen Flynn und dem Botschafter um die Sanktionen gegen Russland ging, die Trumps Vorgänger Barack Obama kurz vor der Amtsübergabe Ende Dezember noch einmal verschärft hatte. Grund waren die vermuteten russischen Cyberangriffe im US-Wahlkampf zugunsten Trumps. Putin sagte dem US-Sender weiter, er wisse nicht, ob der russische Botschafter in Washington, Sergej Kisljak, Kontakt zu Mitgliedern von Trumps Wahlkampfteam gehabt habe. "Glauben Sie etwa, der Botschafter teile mir jeden Tag mit, mit wem er esse oder wen er treffe?", fragte Putin. Nach einem Bericht der Washington Post traf Kisljak unter anderem Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner. Dieser soll vorgeschlagen haben, einen geheimen Gesprächskanal zum Kreml einzurichten. Auch über diesen Vorschlag wisse er nichts, sagte Putin.

Die US-Geheimdienste werfen der russische Regierung zudem vor, mit Hackerangriffen und Desinformationskampagnen zugunsten von Trump massiv Einfluss auf den Wahlkampf genommen zu haben. "Hacker können überall sein", sagte Putin dazu: "Es können übrigens auch Hacker in den Vereinigten Staaten gewesen sein", die anschließend "Russland die Schuld in die Schuhe schieben" wollten.

© SZ vom 06.06.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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