US-Wahlkampf:Palin bekommt den Unmut der Massen zu spüren

Auf dünnem Eis: In einem Stadion ist Sarah Palin eineinhalb Minuten lang gnadenlos ausgebuht worden. Der Ton im Wahlkampf verschärft sich.

Damit hatte die republikanische Vizepräsidenten-Kandidatin Sarah Palin sicher nicht gerechnet. Am Samstagabend (Ortszeit) begab sie sich im Wachovia Center von Philadelphia, Pennsylvania, aufs Eis, um die Eishockey-Saison in der Stadt mit einem traditionellen Puck-Wurf zu eröffnen.

US-Wahlkampf: Palins Puk-Debakel: Selbst Appelle an das Publikum, Klasse zu zeigen, verfehlten ihre Wirkung.

Palins Puk-Debakel: Selbst Appelle an das Publikum, Klasse zu zeigen, verfehlten ihre Wirkung.

(Foto: Foto: AFP)

Aber anstatt des erwarteten Beifallssturms erntete die Gouverneurin von Alaska 90 Sekunden lang Buhrufe, die jeglichen Applaus auf den Rängen erstickten. "Fans, zeigt Klasse", wurde dem Sender CNN zufolge vergeblich auf einer großen Leuchttafel an das Publikum appelliert.

Rund drei Wochen vor der US-Präsidentenwahl kocht die Stimmung im US-Wahlkampf hoch. Der republikanische Spitzenkandidat John McCain verwahrte sich am Samstag entschieden gegen den Vorwurf des demokratischen Bürgerrechtlers John Lewis, er und seine Vize Sarah Palin hätten mit ihrem Wahlkampfton eine "Saat des Hasses und der Teilung gesät" und damit potenziell zur Gewalt aufgehetzt.

Lewis, ein Kongressabgeordneter, hatte Parallelen zum Klima der Gewalt gezogen, das in den 60er Jahren der damalige Gouverneur von Alabama, George Wallace, mit seinem Rassenhass geschaffen habe. McCain sagte, er sei "schockiert" über diese "völlig inakzeptablen Äußerungen". Auch der demokratische Spitzenkandidat Barack Obama ging dazu auf Distanz.

Der Bürgerrechtler hatte sich auf Äußerungen Palins bezogen, die Obama in die Nähe von Terroristen gerückt hatte. Außerdem war es bei republikanischen Wahlkampfveranstaltungen in der vergangenen Woche wiederholt zu Auswüchsen gekommen.

Nach Meinungsumfragen, die McCain seit Tagen in einem Abwärtstrend zeigen, hatten offensichtlich frustrierte Anhänger Schimpfwörter gegen Obama wie "Verräter" und "Terrorist" sowie die Worte "Tötet ihn" gerufen. Mehrere Male schwangen McCain-Zuhörer auch wütend die Fäuste, wenn Obamas Name fiel.

Zwei republikanische Wahlkampfredner nannten den demokratischen Präsidentschaftskandidaten ausdrücklich beim vollen Namen Barack Hussein Obama - mit der Betonung auf dem mittleren Namen. Der frühere Gouverneur von Oklahoma, Frank Keating, bezeichnete den Demokraten als einen "Mann von der Straße".

McCain selbst hatte nach diesen Ausfällen seinen Ton gemildert. Medienberichten zufolge rief er bei einem Wahlkampfauftritt am Freitag in Minnesota dazu auf, seinem Rivalen mit Respekt zu begegnen. Obama sei ein "anständiger Mensch".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: