US-Wahlkampf:"Obama spielt die Rassen-Karte"

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Barack Obama sagt, die Republikaner wollten den Wählern Angst vor ihm machen. John McCain sieht darin den Versuch Obamas, seine Hautfarbe zu instrumentalisieren.

Im US-Präsidentschaftswahlkampf wird der Ton schärfer: Ein Sprecher des republikanischen Bewerbers John McCain hat dem demokratischen Konkurrenten Barack Obama vorgeworfen, er spiele die "Rassen-Karte". McCain nannte die Attacke "legitim". Ein Sprecher des Obama-Wahlkampfteams wies den Vorwurf zurück und bezichtigte das Lager von McCain, statt wichtiger Sachthemen persönliche Angriffe in den Mittelpunkt des Wahlkampfes zu stellen.

Auch Comiczeichner nutzen den Wahlkampf. Doch es geht nicht immer lustig zu. (Foto: Foto: Reuters)

"Barack Obama spielt die Rassen-Karte aus", kritisierte McCains Wahlkampfmanager Rick Davis. "Das ist spalterisch, negativ, beschämend und falsch."

Davis bezog sich auf Äußerungen Obamas während einer Kundgebung am Mittwoch, in denen sich dieser gegen persönliche Angriffe zur Wehr setzte. "Die Republikaner wollen euch Angst vor mir einjagen", hatte Obama gesagt. Dies geschehe nach dem Motto: "Er ist nicht patriotisch genug, weil er einen komischen Namen hat. Er sieht nicht so aus wie all die Präsidenten, deren Gesichter auf Dollarscheinen abgebildet sind. Er ist ein Risiko." Die Präsidenten auf den Dollarscheinen sind weiß - und älter als Obama.

Mit Rasse habe diese Äußerung nichts zu tun, sagt Obamas Sprecher Robert Gibbs. Der Kandidat der Demokraten habe nur beschreiben wollen, dass er neu in der politischen Szene sei. Der 71 Jahre alte Politikveteran McCain kann es in Sachen Popularität beileibe nicht mit seinem 46-jährigen Widersacher aufnehmen. "Barack Obama glaubt keinesfalls, dass die McCain-Kampagne Rasse als Thema benutzt, aber er glaubt sehr wohl, dass sie die alte Schmalspurpolitik benutzt, um die Wähler von den wahren Themen des Wahlkampfes abzulenken", sagte Obamas Wahlkampfsprecher Bill Burton.

Rassismus bislang (fast) tabu

Obama hat keine Probleme, Wahlkampfspenden einzusammeln und im In- und Ausland Zuhörermassen in seinen Bann zu ziehen. Der auf der Bühne in Washington noch immer als Neuling geltende Senator aus Illinois räumt aber selbst ein, dass die größte Herausforderung für ihn darin besteht, das Wahlvolk dazu zu bringen, in ihm auch einen Präsidenten zu sehen. "Es ist ein großer Schritt, einen 46 Jahre alten schwarzen Kerl namens Barack Obama zu wählen", sagte er am Mittwoch bei einem Wahlkampfauftritt in Missouri.

Bislang war alles, was an Rassismus-Vorwürfe grenzen könnte, ein Tabu im Wahlkampf - zumindest in der Öffentlichkeit. Beide Seiten wussten um die explosive Wirkung des Themas. Die heikle Rassenfrage wurde lediglich im vergangenen Frühjahr angesprochen, als Obamas ehemaliger Pfarrer Jeremiah Wright wegen einer Predigt unter Druck geriet, in der er der Regierung unterstellte, sie würde ein Komplott gegen Schwarze schmieden.

Lehre aus der Kerry-Kampagne

Der aktuelle Rassismus-Vorwurf von McCains Manager reiht sich ein in eine Serie von scharfen Angriffen auf den demokratischen Kandidaten, in denen dieser als substanzlos und verblendet dargestellt wird. "Wir glauben, dass der Ton des Wahlkampfes sich nicht mehr ändern wird", sagte Obamas Wahlkampfmanager David Plouffe.

Unterdessen hat Obamas Lager eine neue Webseite eingerichtet, um auf Gerüchte zu reagieren, die im Internet zu Patriotiosmus und Religion des Präsidentschaftsbewerbers kursieren. Die Demokraten ziehen damit ihre Lehre aus der Kampagne ihres Kandidaten John Kerry vor vier Jahren. Dass er letztlich gegen George W. Bush unterlag, führten viele auch darauf zurück, dass es den Republikanern gelungen war, ihn während des Wahlkampfs als elitären Wendehals darzustellen.

© sueddeutsche.de/AFP/AP/vb/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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