US-Wahlkampf:McCain: Obama lügt

Ratlosigkeit beim Thema Finanzkrise und schlechte Umfragewerte treiben John McCain in die Defensive. Nun ergreift der Republikaner die Flucht nach vorn - und wirft Obama vor, die Wähler zu täuschen.

Vor dem zweiten Rededuell der US-Präsidentschaftskandidaten hat der republikanische Bewerber John McCain die Angriffe gegen seinen demokratischen Rivalen Barack Obama erneut verschärft.

US-Wahlkampf: Kämpft ums Einzug ins Weiße Haus: John McCain

Kämpft ums Einzug ins Weiße Haus: John McCain

(Foto: Foto: AP)

Bei einem Wahlkampfauftritt in New Mexico warf er Obama am Montag vor, die Wähler zu belügen. "Er glaubt offenbar, dass eine Lüge geglaubt wird, wenn sie nur groß genug ist und oft genug wiederholt wird", sagte McCain.

Der Senator aus Arizona machte Obama dafür verantwortlich, dass das Rettungspaket für die angeschlagene Finanzbranche im Kongress zunächst gescheitert war - allerdings waren es vor allem Republikaner, die den Plan ablehnten.

Vor jubelnden Anhänger deutete McCain weiter an, dass sein Widersacher nicht vertrauenswürdig sei. "Wer ist der wahre Barack Obama? Wer solche Fragen stellt, bekommt als Antwort nur einen Schwall weiterer böser Beleidigungen."

Umgekehrt warf Obama McCain vor, sich zu wenig um die Finanzkrise zu kümmern. Er selbst sehe derzeit kein wichtigeres Thema, sagte der Demokrat vor Journalisten.

Vorsprung von acht Prozentpunkten

Obama scheint in der Gunst der Amerikaner zu steigen. Vier Wochen vor den Präsidentenwahl liegt er in einer Umfrage des Fernsehsenders CNN acht Prozentpunkte vor McCain.

Demnach wollen 53 Prozent der Befragten am 4. November dem Demokraten ihre Stimme schenken, 45 Prozent dem Republikaner.

Bei einer ähnlichen Umfrage vom 22. September lag Obama vier Prozentpunkte vor McCain.

Auch in den täglichen Erhebungen des Gallup-Instituts lag Obama am Montag mit 50 Prozent acht Prozentpunkte vor McCain (42 Prozent). Den "deutlichen Vorsprung" konnte er laut Gallup an zehn aufeinanderfolgenden Tagen halten.

Die Gallup-Befragung erfolgte am vergangenen Wochenende, nach der Verabschiedung des Rettungsplans für den US-Finanzsektor und dem TV-Duell der beiden Vizepräsidentschaftskandidaten Joe Biden und Sarah Palin.

Keines der Ereignisse habe einen Einfluss auf die Wählermeinung gehabt, erklärte Gallup.

Die Wahlkampf-Teams wühlen zunehmend in der Vergangenheit der Konkurrenten: Die Republikaner wiesen in den vergangenen Tagen immer wieder auf die Bekanntschaft Obamas mit Bill Ayers, dem Mitbegründer einer extremistischen Gruppe, hin. Die Demokraten schlugen zurück, indem sie an McCains Rolle bei einem Skandal um Wahlkampfspenden Ende der achtziger Jahren erinnerten.

Damals soll McCain zusammen mit vier anderen Senatoren während einer Kredit-Krise dem Banker Charles Keating unter die Arme gegriffen haben, der ihn zuvor finanziell im Wahlkampf unterstützt hatte.

Der New York Times zufolge hat McCain am Montag angekündigt, in den letzten vier Wochen des Wahlkampfes vor allem Obamas Charakter und seine Führungsfähigkeit öffentlich in Frage zu stellen.

Obama plane hingegen, weiterhin zu betonen, dass McCain mit solchen Attacken von seiner Unfähigkeit in Wirtschaftsfragen ablenken wolle.

Obama und McCain kommen am Dienstagabend in Tennessee zu der zweiten von insgesamt drei Debatten zusammen. Bei dem TV-Duell kann auch das Publikum Fragen stellen - ein Format, das als Spezialität des republikanischen Spitzenbewerbers McCain gilt.

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