US-Wahlkampf in New Hampshire:Hillarys letzte Chance

Am Dienstag wählt New Hampshire - will Hillary Clinton im Rennen bleiben, muss sie gewinnen.

Reymer Klüver

Nach dem Caucus ist vor der Primary. Kaum stehen die Sieger von Iowa fest, heben mächtig die Spekulationen an, wie es denn nun weitergehen wird im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur bei Demokraten und Republikanern. Noch in der Nacht zum Freitag sind die Kandidaten von Iowa nach New Hampshire geflogen, in den kleinen, ebenfalls bitterkalten Bundesstaat in Neuengland. Denn dort wird bereits am Dienstag gewählt. Und spannender kann es kaum sein. Bei den Demokraten könnte eine Vorentscheidung über die Kandidatur fallen, im republikanischen Lager sich klären, wie offen das Rennen ist.

US-Wahlkampf in New Hampshire: In New Hampshire könnte für die Demokraten eine Vorentscheidung über die Kandidatur fallen.

In New Hampshire könnte für die Demokraten eine Vorentscheidung über die Kandidatur fallen.

(Foto: Foto: afp)

Die Zahlen von Iowa sind eindeutig, bei Demokraten wie Republikanern. Das hatte noch am Donnerstag keiner so vorherzusagen gewagt. Die meisten Analysten waren bei den Demokraten von einem leichten, jedoch nicht entscheidenden Vorsprung für Barack Obama ausgegangen. Aber 37,6 Prozent für ihn, 29,8 für John Edwards und nur 29,5 Prozent für Hillary Clinton - das ist ein handfester Unterschied und gibt Obama unglaublichen Aufwind für New Hampshire.

Zu Recht, wenn man sich die Ergebnisse von Iowa genauer anschaut. Obama hat es wie keiner seiner Konkurrenten verstanden, neue Wähler zu mobilisieren. Warum sollte er das Kunststück in New Hampshire nicht wiederholen können, gerade nach dem elektrisierenden Auftakt? Mehr als die Hälfte der Teilnehmer an den demokratischen Caucuses in Iowa hatte noch nie bei so einer Abstimmung mitgemacht. Und die Neuwähler zogen ihn deutlich vor. Wie in Iowa dürfen auch in New Hampshire Unabhängige, also nicht registrierte Demokraten, abstimmen. In Iowa machten sie immerhin ein Fünftel der Wähler aus. Und von ihnen stimmten doppelt so viele für Obama wie für Clinton oder Edwards. Die jungen Wähler hat der schwarze Kandidat in Scharen zu sich herübergezogen. Selbst bei den Frauen schnitt er in Iowa eindeutig besser ab als Clinton: 35 Prozent votierten für ihn, nur 30 für sie.

Hillarys letzte Chance

Obama kann so auch New Hampshire gewinnen. Und wenn er dort siegt, könnte er auch in South Carolina, der nächsten wichtigen Vorwahlstation, die schwarzen Wähler überzeugen. Die halten bislang noch Clinton die Treue. Wenn Obama dort erfolgreich ist, wäre er kaum noch zu stoppen. Zu gewaltig wäre die Bewegung, die dann von seiner Kandidatur ausginge. Deshalb muss Hillary Clinton in New Hampshire gewinnen, will sie das Rennen offenhalten. Ein zweiter Platz würde nicht genügen. Lange galt der Bundesstaat als ihre sichere Burg. Doch ihr solider Vorsprung in den Umfragen ist zusammengeschmolzen.

Edwards spielt bei diesen Überlegungen kaum eine Rolle. Er wird es sehr schwer haben, vor allem, weil die Medien ihre Aufmerksamkeit nun auf das Duell Obama-Clinton lenken werden. Er hatte in New Hampshire ohnehin keine Chance und dürfte sich nun auf South Carolina konzentrieren. Schließlich war er Senator im Nachbarstaat North Carolina.

Komplexer noch ist die Situation bei den Republikanern. Mike Huckabee hat in Iowa mit 34 zu 25 Prozent Mitt Romney deklassiert, der noch vor Monatsfrist auf einen sicheren Sieg hoffen durfte. Nun wären Romneys Chancen wohl ganz dahin, wenn er auch in New Hampshire verlieren würde. Denn dort ist inzwischen der Politveteran John McCain in Umfragen an ihm vorbeigezogen.

Huckabee, so viel ist sicher, wird in New Hampshire nicht gewinnen. Einen Mann des Südens wählen die Republikaner dort nicht. Aber sein Abschneiden wird ein Gradmesser sein. In Iowa haben vor allem die evangelikalen Christen Huckabee zu seinem Sieg verholfen. Wenn er in New Hampshire nun einen guten dritten Platz macht, dürfte das als Beweis gelten, dass er republikanische Wähler auch über die evangelikale Klientel hinaus anspricht.

Dann würde er tatsächlich zu den engsten Anwärtern auf die Kandidatur zählen. Die Schwierigkeiten aber für Rudolph Giuliani, den bisherigen Favoriten, wären nur umso größer. Zwar hat er nie ernsthaft Wahlkampf in New Hampshire gemacht. Aber ein vierter Platz noch hinter dem Newcomer Huckabee - da würde er vielleicht irreparablen Schaden nehmen, noch ehe es zu den Vorwahlen in großen Bundesstaaten wie Florida und New York kommt, auf die Giuliani setzt.

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