US-Wahlkampf:FBI kündigt neue Nachforschungen zu Clintons E-Mails an

FBI to reopen investigation into the emails of Hillary Clinton

Erneut holt die E-Mail-Affäre die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton ein - elf Tage vor der Wahl.

(Foto: dpa)
  • Das FBI hat angekündigt, weitere E-Mails im Zusammenhang mit dem privaten Server Hillary Clintons zu untersuchen.
  • Offenbar sind im Rahmen der Sexting-Ermittlungen gegen den New Yorker Politiker Anthony Weiner neue Nachrichten aufgetaucht. Weiner war mit einer engen Vertrauten Clintons verheiratet.
  • Eigentlich hatte das FBI die Ermittlungen im Juli abgeschlossen.
  • Donald Trump bezeichnete Clinton erneut als kriminell. Die Demokratin fordert die Bundespolizei auf, weitere Informationen zu veröffentlichen.

Weniger als zwei Wochen vor der Präsidentenwahl wird die US-Demokratin Hillary Clinton erneut von ihrer E-Mail-Affäre eingeholt. FBI-Chef James Comey teilte in einem Brief an führende Politiker des Kongresses mit, neue "angemessene ermittelnde Schritte" in der Sache einzuleiten.

Im Zusammenhang mit der Nutzung eines privaten Servers seien weitere E-Mails aufgetaucht. Es sei aber noch unklar, welche Tragweite diese haben. Auch könne er noch nicht absehen, wann die Ermittlungen abgeschlossen würden, schrieb Comey.

Ein "Gerät" aus den Ermittlungen um Ex-Politiker Anthony Weiner

Der gut vernetzte NBC-Journalist Pete Williams berichtet, dass die Nachrichten nicht aus dem Fundus der Wikileaks-Enthüllungen stammen. Vielmehr sei man in einer anderen Untersuchung auf ein "Gerät" gestoßen, auf dem E-Mails gefunden wurden, die eine Verbindung zu dem Fall hätten.

Wie die New York Times berichtet, stammt das Gerät aus den Ermittlungen rund um den jüngsten Sexting-Skandal des New Yorker Ex-Politikers Anthony Weiner. Das FBI und die New Yorker Polizei ermitteln, weil sich unter den Sexting-Partnerinnen Weiners auch eine 15-Jährige befunden haben soll.

Weiner lebt inzwischen getrennt von seiner Ehefrau Huma Abedin, einer engen Clinton-Vertrauten. Im Zuge der Untersuchung wurde ein Computer des Ehepaars beschlagnahmt, den beide genutzt hatten. Laut Washington Post geht es um mehr als 1000 E-Mails, die Clinton und Abedin ausgetauscht haben. Abedin, die seit den 1990er Jahren für Clinton arbeitet und von ihr als "meine zweite Tochter" bezeichnet wird, nutzte ebenfalls eine private E-Mail-Adresse. Das FBI muss nun feststellen, ob es sich um "neue" Nachrichten oder um Kopien von E-Mails, die bereits überprüft wurden.

Bei einer Pressekonferenz in Iowa forderte Clinton das FBI auf, mehrere Informationen zu den neuen Ermittlungen in ihrer E-Mail-Affäre zu veröffentlichen. Das amerikanische Volk verdiene es, vor der Wahl am 8. November so viel Klarheit wie möglich über den Fall zu haben, sagte sie.

Trump thematisiert die E-Mail-Affäre im Wahlkampf immer wieder

Clinton war im Wahlkampf wegen der Nutzung eines privaten E-Mail-Kontos während ihrer Zeit als Außenministerin von 2009 bis 2013 unter Druck geraten. Insgesamt geht es um Zehntausende Mails. Das FBI hatte seine Ermittlungen Anfang Juli für abgeschlossen erklärt und dem Justizministerium geraten, keine Anklage zu erheben. Allerdings hatte FBI-Chef James Comey Clinton damals ein "extrem fahrlässiges Verhalten" attestiert.

Die Republikaner und ihr Präsidentschaftskandidat Donald Trump hatten die E-Mail-Affäre immer wieder thematisiert und als Beispiel für das "kriminelle Verhalten" Clintons angeführt. "Wir dürfen nicht zulassen, dass sie ihre kriminellen Machenschaften ins Oval Office hineinträgt", kommentierte Trump die neuen Ermittlungen. Das FBI habe endlich den Mut, einen schrecklichen Fehler zu korrigieren.

Bei einem Wahlkampfauftritt in Iowa sagte der 70-Jährige: "Das ist ein größerer Skandal als Watergate." Seine Fans bejubelten die Nachricht mit geballten Fäusten und lauten "Sperrt sie ein, sperrt sie ein!"-Rufen.

Clintons Wahlkampfmanager John Podesta nannte Trumps Anschuldigungen einen "verzweifelten Versuch, Hillary Clintons Präsidentschaftskampagne Schaden zuzufügen". In einer Mitteilung forderte er Comey auf, "der amerikanischen Öffentlichkeit mehr Informationen zur Verfügung zu stellen", als in dem Brief enthalten sei.

Die E-Mails seien in einem Fall ohne Zusammenhang mit Clintons E-Mail-Verfehlung ans Licht gekommen und das Wahlkampfteam habe von ihnen keine Kenntnis.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: