US-Wahlkampf:Donald Trump vermiest Romneys Triumph

Milliardär außer Kontrolle: Am liebsten wäre es Mitt Romney, wenn ihn der Wirtschaftsmagnat Donald Trump nur mit seiner Brieftasche unterstützen würde. Stattdessen gibt der jedoch wutschnaubend Interviews und bringt seinen Favoriten im Präsidentschaftswahlkampf in Erklärungsnot.

Thomas Schmelzer

Mitt Romney, Donald Trump

Zweckbündnis: Der eine braucht das Geld, der andere die Aufmerksamkeit. Mitt Romney und Donald Trump herzen sich auf einem Treffen in Las Vegas.

(Foto: AP)

Für Mitt Romney hätte es ein glorreicher Dienstag werden können. Erst gewann der Republikaner die Vorwahl in Texas, dann wurde er zum offiziellen Obama-Herausforderer gekürt. Ein Triumph, mit dem der Ex-Gouverneur die Schlagzeilen bestimmen wollte. Es war ein guter Plan - doch Romney hatte seine Rechnung ohne Donald Trump gemacht.

Donald Trump, das muss man für den Hintergrund wissen, ist steinreich, ultrakonservativ und ausgestattet mit dem Selbstbewusstsein eines Investmentmanagers auf Koks. Er zählt zu den schillerndsten Wirtschaftsmagnaten Amerikas und ist ein wichtiger Spendengeber Romneys. Außerdem glaubt Trump, dass Barack Obama kein Amerikaner ist und deswegen ein illegaler Präsident. Trump hat Gefallen gefunden an dieser Geschichte - und wird Romney damit zur Last.

Dabei ist die Geschichte ein alter Hut. Vor mehr als einem Jahr schickte Trump ein paar Privatdetektive nach Hawaii, die beweisen sollten, dass Obama gar nicht dort geboren wurde. Das Thema bestimmte wochenlang die US-Medien, bis das Weiße Haus dem Spuk ein Ende setzte und die Geburtsurkunde von Obama im Internet veröffentlichte.

"Ich weiß es besser als jeder Andere"

Seitdem gilt die sogenannte "Birther-Bewegung" in den USA als widerlegt. Dass Obama nicht in den Staaten geboren sei, glauben nur noch Verschwörungstheoretiker. Und Donald Trump.

Um seinen Standpunkt noch einmal zu erläutern, hängte sich der Milliardär also am Tage von Romneys Triumph an sein Handy und diktierte den Journalisten wütende Sätze ins Telefon. "Ich weiß es besser als jeder Andere", sagte er der Huffington Post. "Ich habe eine riesige Anhängerschaft - ob ihr das wollt oder nicht." Auf CNN fragte ihn der Moderator Wolf Blitzer kurze Zeit später, ob er sich nicht langsam lächerlich mache. "Derjenige, der hier lächerlich klingt, bist doch du, Wolf", schnauzte ein verärgerter Trump zurück.

Für Mitt Romney war der schöne Tag damit vorbei. Während die Mehrheit der Republikaner noch im Februar 2011 daran glaubte, dass Obama kein US-Amerikaner sei, hat sich die Stimmung mittlerweile gewendet. Sowohl führende Demokraten als auch Republikaner glauben an Obamas Staatsbürgerschaft. Mit der "Birther-Theorie" lassen sich schon lange keine Stimmen mehr gewinnen.

Hämische Kommentare statt Triumphtag

Andererseits ist Romney auf Donald Trump als Geldgeber angewiesen. Statt Triumph-Schlagzeilen musste Romney deswegen hämische Kommentare über sein Verhältnis zu dem Hitzkopf lesen. "Anscheinend lässt sich Romney alle Peinlichkeiten Trumps gefallen, solange der seine Brieftasche öffnet", giftete die New York Times. Die Huffington Post analysierte, Trump sei wohl die größte Ursache für Romneys Kopfschmerzen.

Während Romney ansehen musste, wie seine Triumphtag zum Chaos wurde, dürften die Wahlkampf-Leute Obamas ein paar Dankesworte für Trump aufgesetzt haben. Sie versuchen seit langem, Romney in die Ecke der Extremisten zu rücken, weil er sich nicht deutlich genug von deren Positionen distanziere. Die neueste Rüpel-Attacke Trumps ist da willkommene Munition.

Den aufbrausenden Milliardär scheint das allerdings wenig zu stören. Im Gespräch mit der Huffington Post faselte er weiter von "Konterpsychologie" der Obama-Leute und ging als Zugabe gewohnt charmant gegen die Medien vor: "Ich weiß nicht ob du ein Trottel bist", raunte er den Interviewer an. "Das kommt ganz darauf an, was du schreibst."

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