US-Wahlkampf:Die Präsidenten-Macherin ist zurück

Karen Hughes war bereits im Ruhestand. Dass sie erneut für George W. Bush den Wahlkampf organisieren wird, gilt in den USA als politische Sensation. Die Ex-Fernsehjournalistin, die von manchen als "mächtigste Frau in der Geschichte der amerikanischen Politik" betrachtet wird, ist eine Meisterin darin, Meldungen eine günstige Drehung zu geben.

Von Andrian Kreye

Die Nachricht, dass George W. Bushs einstige Beraterin Karen Hughes aus dem Ruhestand zurückkehrt, wird in den USA als politische Sensation gehandelt. Der Vize-Direktor des konservativen Cato Institute, David Boaz, bezeichnete sie als "mächtigste Frau in der Geschichte der amerikanischen Politik".

Bush Hughes

Karen Hughes wird George W. Bush erneut beraten.

(Foto: Foto: AP)

Time Magazine beschrieb ihr Verhältnis zu Bush so: "Hughes ist eine Art Schmusedecke für einen Mann, der sehr von seinen Schutzmechanismen abhängig ist."

Auch im selbst gewählten Ruhestand hatte Hughes großen Einfluss auf den Präsidenten, der angeblich fast täglich mit ihre telefonierte. Nun soll sie wieder in der Spitze seines Wahlkampfteams mitarbeiten.

Hughes hatte im April 2002 ihr Amt als Kommunikationschefin im Weißen Haus niedergelegt, um sich in Texas der Familie zu widmen. Sie hatte zum gefürchteten "eisernen Dreieck" gehört, das Bush seit 1994 durch seine Wahlkämpfe führte. Neben Hughes zählten dazu Chefstratege Karl Rove, der noch als Berater im Weißen Haus fungiert, und Wahlkampfmanager Joe Allbaugh, der heute Firmen berät, die am Wiederaufbau im Irak verdienen wollen.

Ex-Fernsehjournalistin Hughes gilt als Meisterin der so genannten spin control, der Methode, Meldungen eine günstige Drehung zu geben.

Als Bushs Sprecher Ari Fleischer die erste Reaktion des Weißen Hauses auf die Anschläge des 11. September mit dem Satz "Heute wurde Amerika Opfer eines Angriffes", beginnen wollte, setzte sie durch, dass kein Regierungsmitglied das Wort Opfer verwendet.

Erfinderin des mitfühlenden Konservativen

Stattdessen formulierte sie den Satz: "Ich bin gekommen, um sie über die geplanten Antworten auf die Angriffe zu informieren."

Als Kommunikationschefin war sie für Bushs einprägsame Einzeiler verantwortlich. Sie erfand den Begriff vom compassionate conservative, dem mitfühlenden Konservativen. Damit griff Bush die Demokraten auf ihrem angestammten Feld, den Sozialthemen an. Sie verfasste vor der Wahl Bushs Autobiographie, mit der er sich als humorvoller Sympathieträger etablierte.

Ihre Rückkehr ins politische Geschäft inszenierte die 46-Jährige mit der gewohnten Finesse. Sie schrieb eine Autobiographie, mit der sie nun auf Lesereise geht. Ihr Comeback verkündete sie am Dienstag in einem Interview, geführt von Barbara Walters, die sonst darauf spezialisiert ist, weinenden Hollywoodstars intimste Geheimnisse zu entlocken. Entsprechend menschelnd präsentierte sich Hughes als Ehefrau und Mutter.

Im Interview am heimischen Esstisch sagte sie Dinge wie "Ich habe mich nie als eine der Mächtigen gesehen", wobei ihr der texanische Akzent eine volkstümliche Note verlieh. So verkörperte sie das Idealbild der konservativen Frau, die sich für Familie und Vaterland gleichermaßen aufopfert.

Rufmordkampagnen gegen Richard Clarke

Hinter den Kulissen des Weißen Hauses agiert Hughes allerdings schon wieder mit der gewohnten Härte. Sie konzipierte die umstrittenen Werbespots, in denen Bush seine Führungsqualitäten mit Bildern von Ground Zero illustriert.

Und nach Aussagen des einstigen Terrorismusexperten Richard Clarke vor dem Untersuchungsausschuss zum 11. September hat sie das Krisenmanagement übernommen. Auf dessen Vorwürfe, die Bush-Regierung habe die Terrorgefahr unterschätzt, folgte sogleich eine character assasination, wie Rufmordkampagnen in Amerika heißen.

Von Colin Powell über Condoleezza Rice bis Donald Rumsfeld und Dick Cheney überschwemmte die Spitze der Regierung Sender, Zeitungen und Zeitschriften mit Interviews, die Clarke als Ahnungslosen, Phantasten und Rachsüchtigen beschrieben. Mit Erfolg. Inzwischen machen die Gegendarstellungen der Regierung mehr Schlagzeilen, als Clarkes Enthüllungen.

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