US-Wahlkampf:Da geht noch was

Donald Trump sackt in den Umfragen ab und überbietet sich mit immer kurioseren Auftritten im Wahlkampf. Ein neues Beraterteam soll ihn nun vor dem Absturz bewahren.

Von Hubert Wetzel, Washington

Donald Trump will sich nicht ändern. "Man muss der bleiben, der man ist," sagte der republikanische Präsidentschaftskandidat am Dienstag in einem Interview. Weil es derzeit im Wahlkampf aber schlecht läuft, tut Donald Trump, was Kandidaten in solchen Situationen gerne tun: Er tauscht wichtige Figuren in seinem Wahlkampfteam aus. Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat Trump gleich zwei neue führende Mitarbeiter ernannt, die seinen schlingernden Wahlkampf neu ausrichten sollen.

Die erste Personalie ist Kellyanne Conway. Die 49-Jährige ist eine erfahrene Umfragenexpertin und Wahlstrategin, die für diverse republikanische Kandidaten gearbeitet hat, unter anderem für Trumps einstigen Rivalen Ted Cruz. Trump hat sie zur neuen Wahlkampfmanagerin ernannt. Das ist insofern bemerkenswert, als der amtierende Wahlkampfmanager Paul Manafort auch erst seit zwei Monaten im Amt ist. Manafort soll seinen Posten und seinen Titel zwar behalten. Wenn einem campaign manager, der nur magere Ergebnisse liefert, jedoch ein weiterer campaign manager an die Seite gestellt wird, dann muss man das wohl als Herabstufung werten.

Der alte Wahlkampfmanager bleibt aber im Team - er könnte sonst böse Revanche nehmen

Dass Manafort im Team bleibt, dürfte auch mit dessen Vorgänger Corey Lewandowski zu tun haben, Trumps ursprünglichem Wahlmanager. Lewandowski heuerte nach seiner Entlassung bei CNN als Kommentator an und stichelte immer wieder gegen seinen Nachfolger. Offenbar will Trump derartige Illoyalitäten im Falle Manaforts verhindern. Zuletzt hatte Lewandowski das Trump-Lager geärgert, als er bei Twitter eine Geschichte der New York Times empfahl, in der Manafort zweifelhafte Beratergeschäfte mit der Partei des früheren ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch vorgeworfen wurden.

Trump hat Manafort allerdings wohl kaum wegen Russenfreundlichkeit oder fragwürdiger Geschäftspraktiken degradiert, sondern weil die Umfragewerte miserabel sind. Nach derzeitigem Stand würde Trump die Wahl gegen die Demokratin Hillary Clinton mit Getöse verlieren. Er liegt in den landesweiten Erhebungen weit zurück, ebenso in den wichtigen Bundesstaaten. Und Trump läuft die Zeit davon: In einigen Staaten beginnt bereits in sechs Wochen die Früh- und Briefwahl, die in den USA immer beliebter wird. Trump muss sich also beeilen, die Wähler dort von sich zu überzeugen.

Die zweite wichtige Personalie ist Stephen Bannon, Chef des Mutterunternehmens der konservativen Website Breitbart News Network. Der 62-Jährige, ein ehemaliger Marineoffizier, Banker und Filmproduzent, soll neuer Vorsitzender von Trumps Wahlkampforganisation werden. Breitbart News ist in den vergangenen Jahren von einer rechten Internet-Klitsche zu einem der führenden konservativen Portale aufgestiegen, zur Stimme der Tea-Party-Bewegung, und hat von Beginn an Trumps Kandidatur unterstützt. Bannon gilt in Ansichten und Stil als ähnlich brachial und rücksichtlos wie Trump.

US-Medien werteten Trumps Entscheidung für Conway und Bannon als Votum gegen einen gemäßigteren Wahlkampf, wie von Manafort empfohlen. Manafort hatte Berichten zufolge darauf gedrungen, dass Trump endlich disziplinierter auftritt, ein nennenswertes politisches Programm vorlegt, das traditionelle republikanische Positionen enthält und die Establishment-Wähler anspricht - und dass der Kandidat die Ausfälle und Beleidigungen bleiben lässt, die ihm in den vergangenen Wochen so geschadet haben.

Die Zahlen sprachen für Manaforts Sichtweise: Noch Ende Juli lag Trump gut im Rennen, seine Siegchancen wurden auf mehr als 50 Prozent geschätzt. Dass er heute in den Umfragen hinterherhinkt, liegt weniger an der Wahlkampfkunst seiner demokratischen Rivalin Hillary Clinton als vielmehr an seinen eigenen Fehlern. Vor allem der Streit mit den Eltern eines im Irak gefallenen muslimischen US-Soldaten war für Trump verheerend. Danach folgte eine ganze Kette von umstrittenen Äußerungen, zuweilen nur dahingesagte Halbsätze, die gleichwohl große Empörung auslösten. Trumps treue Fans - etwa die Leser von Breitbart News - nahmen ihm das nicht übel, wohl aber moderatere Wähler. Deswegen steckt Trump derzeit fest bei einem Stimmanteil von 40 bis 45 Prozent.

Conway und Bannon sind offenbar der Ansicht, dass Trump durchaus noch aggressiver, noch populistischer und nationalistischer auftreten sollte. Das entspricht dem Instinkt des Kandidaten, der wenig davon hält, sich zu zügeln. "Ich will gewinnen," sagte Trump dem Wall Street Journal zur Begründung der Personalien. "Deswegen nehme ich fantastische Leute an Bord, die wissen, wie man gewinnt und die es lieben, zu gewinnen."

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(Foto: Mark Makela/AFP)
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