US-Wahl:Obama trifft Trump - zwei, die sich nicht ausstehen können

  • Trumps Sieg ist auch Obamas persönliche Niederlage, denn er und First Lady Michelle hatten sich unermüdlich für Clinton eingesetzt.
  • Trump hatte seine politische Karriere damit begonnen, anzuzweifeln, dass Obama in den USA geboren ist.
  • Auch Melania Trump und Michelle Obama treffen sich im Weißen Haus.

Von Matthias Kolb, Washington

Barack Obama hat seine Wette verloren. "Amerika, ich setze noch ein Mal auf dich. Ich wette darauf, dass die meisten amerikanischen Mütter und Väter nicht einen Mann zum Staatsoberhaupt machen werden, der ihre Töchter verunglimpft", rief der US-Präsident siegessicher. Am Vorabend der Wahl warb Obama ein letztes Mal für Hillary Clinton und warnte eindeutig vor Donald Trump. Der Republikaner sei "auf einzigartige Art unqualifiziert" fürs Weiße Haus, schimpfte Obama in Philadelphia.

Es hat nichts genutzt. Sowohl im US-Bundesstaat Pennsylvania, wo Philadelphia liegt, als auch im Rest der USA gingen nicht genug Latinos, Schwarze, Studenten und gut ausgebildete Amerikaner zur Wahl, um Hillary Clinton ins Weiße Haus zu bringen. Es ist auch Obamas persönliche Niederlage, denn er und First Lady Michelle hatten sich unermüdlich für Clinton eingesetzt. Nun wird Obama am 20. Januar 2017 mitansehen müssen, wie Trump als 45. US-Präsident vereidigt wird und dann "schon am ersten Tag" damit beginnen will, Obamas Reformen zurückzudrehen. Obamacare, mehr Umweltschutz, Nuklear-Deal mit Iran.

Auch wenn Obama bei seiner gestrigen Rede betonte, dass er "einen reibungslosen Übergang" und Präsident Trump "viel Erfolg" wünscht: Das Klima wird eisig sein, wenn sich die beiden an diesem Donnerstag im Weißen Haus treffen. Denn es ist nicht nur Trumps rüpelhaftes Auftreten und sein Desinteresse an Details, das dem skandalfreien Ex-Juradozenten Obama widerstrebt. Der Demokrat hat nie vergessen, dass Trumps Polit-Karriere 2010 damit begann, als oberster sogenannter Birther anzuzweifeln, dass Obama auf Hawaii und somit in den USA geboren wurde. Trump versuchte so, die Rechtmäßigkeit von Obamas Präsidentschaft zu untergraben.

Trump über Obama: "unfähig", "verrückt", "Gründer des Islamischen Staats"

Der Republikaner wiederum musste im April 2011 die Schmach ertragen, dass der US-Präsident bei der Gala des "White House Correspondents' Dinner" Witze über den anwesenden Trump riss: "Niemand sollte glücklicher sein, dass wir den Streit um die Urkunde endlich beenden können als The Donald. Er kann sich nun um wichtige Dinge kümmern: etwa die Frage, wie die Regierung die Mondlandung gefälscht hat". (Details in diesem US-Blog von SZ.de)

Im Wahlkampf 2016 hatte Trump genug Gelegenheit, sich an Obama zu rächen und ihn laufend zu beleidigen. Der Demokrat sei "schwach und ineffektiv", "unfähig", "verrückt", der "Gründer des Islamischen Staats", schlicht ein "Desaster" und die Menschen würden ihn als "wohl schlechtesten Präsidenten der Geschichte" in Erinnerung behalten.

Bei Obamas Auftritten wurde deutlich, dass er Trump wirklich verachtet

Natürlich hat Trump auch kommentiert, dass Obama als "Campaigner in Chief" für Hillary Clinton permanent in Swing States wie North Carolina, Florida, Michigan und New Hampshire flog, um für "diese Kriminelle, gegen die das FBI ermittelt", zu werben. "Er sollte sich lieber darüber kümmern, dass unsere Jobs aus Mexiko zurückgeholt werden oder unser Militär wiederaufgebaut wird", tönte Trump bei seinen letzten Wahlkampf-Events.

Mehr als ein Dutzend Mal war Obama zuletzt unterwegs, um vor allem Afroamerikaner und Latinos zu mobilisieren. Bei seinen Auftritten, etwa in Fayetteville, war einerseits zu spüren, dass es der 55-Jährige genoss, für das bunte, tolerante Amerika zu werben. Und andererseits wurde deutlich, dass Amerikas erster schwarzer Präsident Donald Trump wirklich verachtet.

Dass dieser Folter wiedereinführen, elf Millionen Einwanderer deportieren will und alle Muslime zu potenziellen Terroristen erklärt hat, das entsetzt Obama bis heute. Immer wieder brachte er seine mahnende Kritik in Form von Witzen an: "Wenn seine Berater ihm nicht mal vertrauen, wenn es um Tweets geht - warum sollten wir ihm dann die Codes für die Atomwaffen anvertrauen?" Doch genützt hat es letztlich alles nichts: Im Vergleich zu Obamas Wiederwahl 2012 erhielt Clinton etwa sechs Millionen Stimmen weniger.

Auch Melania Trump und Michelle Obama treffen sich

Beim heutigen Treffen im Weißen Haus, das hinter geschlossenen Türen und unter Ausschluss der Medien stattfindet, wird übrigens auch die künftige First Lady Melania Trump dabei sein und sich mit Michelle Obama austauschen - jener Frau, deren Parteitagsrede aus dem Jahr 2008 der gebürtigen Jugoslawin so gut gefiel, dass sie weite Teile davon für ihren Auftritt beim Parteitag 2016 in Cleveland abkupferte. Michelle Obama hat stets betont, wie wichtig ihr die Hilfe und Tipps von Laura Bush waren, als sie mit ihren Töchtern Anfang 2009 ins Weiße Haus einzogen.

Angesichts der Polarisierung der US-Gesellschaft wäre schon viel erreicht, wenn der alte und der neue Präsident es hinbekommen, die Übergabe der Amtsgeschäfte höflich, professionell und ohne Eklats über die Bühne zu kriegen. Jedes Zeichen von Normalität ist willkommen.

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