US-Wahl:Der Körper der Kandidatin

  • Die Republikaner versuchen, Zweifel daran zu säen, ob Hillary Clinton gesundheitlich für das Amt des US-Präsidenten geeignet ist.
  • Die Kandidatin der Demokraten witzelt sich über die Spekulationen hinweg.

Von Barbara Galaktionow

Als jung gehen sie beide nicht mehr ganz durch: Hillary Clinton ist 68, Donald Trump 70 Jahre alt. Beide wollen sie Präsident der USA werden, einer Nuklearmacht, mit weitreichenden Befugnissen. Die Frage nach der Fitness drängt sich auf. Republikaner Trump ließ sich bereits - trotz angeblicher früherer Probleme, als es um den Kriegsdienst in Vietnam ging - von seinem Arzt als "gesündester Kandidat aller Zeiten" ausrufen.

Über seine demokratische Rivalin heißt es jedoch aus seinem Lager, sie sei womöglich nicht gesund genug für eines der strapaziösesten und verantwortungsvollsten politischen Ämter, dass die Erde zu bieten hat.

Vor allem der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani hatte sich mehrfach in dieser Richtung geäußert und den Wählern unter anderem geraten, doch einfach mal ein paar Videos mit den Begriffen "Clinton" und "Krankheit" zu googeln und sich selbst ein Bild zu machen, wie US-Medien berichteten (unter anderem NBC News). Am Tag darauf sagte er, Clinton sei "müde" und "sehe krank aus".

Solche Vorwürfe sind in amerikanischen Wahlkämpfen immer wieder laut geworden. Ob Ronald Reagan oder Mitt Romney auf Seiten der Republikaner oder Al Gore und John Kerry bei den Demokraten - alle äußerten sich während ihrer Präsidentschaftskampagnen detailliert zu ihrem Gesundheitszustand oder veröffentlichten medizinische Daten.

Der Republikaner John McCain, der 2008 mit 72 Jahren gegen Barack Obama antrat, ließ Reporter Hunderte Seiten mit medizinischen Befunden lesen, um dem Verdacht eines erhöhten Krebsrisikos entgegenzutreten. Nur dem amtierenden US-Präsidenten Obama gelang es, allzu ausführliche Auskünfte zu abzublocken - zahlreiche Videos, die ihn beim Basketball mit NBA-Profis zeigen, dürften hilfreich gewesen sein.

Clinton witzelt über die Zweifel hinweg

Von Hillary Clinton gibt es solche Videos nicht. Die Kandidatin der Demokraten ist den Spekulationen nun anderweitig entgegengetreten: In der Late-Night-Show "Jimmy Kimmel Live" witzelte sie vielmehr über die vom republikanischen Lager aufgeworfenen Zweifel an ihrer Fitness hinweg.

Sie spreche im Wahlkampf über Jobs, Zugang zu Universitäten oder Arzneimittelkosten, sagte Clinton. Und dann müsse sie plötzlich in eine Art "alternativer Realität" treten, in der sie die Frage beantworten müsse, "ob ich noch lebe, wie viel länger ich noch leben werde", sagte sie in der am Montagnachmittag aufgezeichneten Show. Behauptungen über ihren schlechten Gesundheitszustand seien Teil einer "irren Strategie" ihres Rivalen Trump.

Clintons Gegenstrategie: das Thema bloß nicht zu ernst nehmen. Um zu beweisen, dass sie entgegen der Gerüchte noch am Leben sei, ließ sie den Moderator ihren Puls fühlen. Der spielte mit und sagte: "Oh mein Gott, ich fühle nichts." Anschließend öffnete Clinton dann unter gespielten Qualen ein Gurkenglas. Die Botschaft: Die Kandidatin ist fit - entgegen aller Zweifel.

Ohnmachtsanfall nach einem Magen-Darm-Virus

Hintergrund der Spekulationen ist vor allem ein Blutgerinnsel in Folge einer Gehirnerschütterung, die sich Clinton im Dezember 2012 nach einem Ohnmachtsanfall zuzog. Diesen Vorfall führte ihr Arzt damals auf einen Magen-Darm-Virus und Dehydrierung zurück. Clintons Wahlkampfteam hat jegliche Gerüchte um Spätfolgen zurückgewiesen. Erst letzte Woche wurde ein Statement ihres Internisten veröffentlicht, der der Demokratin einen guten gesundheitlichen Zustand bescheinigte. Eine detailliertere Darlegung hatte Clinton bereits im Sommer 2015 veröffentlicht.

Trump veröffentlichte hingegen im Dezember 2015 nur einen vier Absätze langen Brief eines Arztes, der ihn bereits seit 1980 medizinisch betreuen soll. Dieser bescheinigt Trump darin eine exzellente Gesundheit, ohne allerdings weitere Details zu nennen. Forderungen nach weiteren medizinischen Untersuchungen in ihrem Fall ist Clinton denn auch stets mit dem Hinweis begegnet, erst sei ja wohl ihr Gegner gefragt, Näheres preiszugeben.

Bei Jimmy Kimmel wollte Clinton sich nicht auf Spekulationen um Trumps Gesundheit einlassen - im Gegenteil: "Soweit ich das beurteilen kann, ist er so gesund wie ein Pferd."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: