US-Wahl:Cruz unterstützt Trump - nach wochenlanger Stille

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Hauptsache nicht Hillary, denkt sich Ted Cruz. (Foto: REUTERS)
  • Ted Cruz wird am 8. November seine Stimme für Donald Trump abgeben.
  • Er begründet seine Entscheidung vor allem mit zwei Argumenten.
  • Donald Trump freut sich und nennt Cruz einen "brillanten Gegner."

Von Hakan Tanriverdi, New York

Ted Cruz hat am Freitag mitgeteilt, dass er seine Stimme bei der Wahl des Präsidenten dem Republikaner Donald Trump geben wird. "Nach mehreren Monaten sorgfältigen Überlegens, der Andacht und der Suche nach bestem Wissen und Gewissen, werde ich am Wahltag für den republikanischen Kandidaten stimmen, für Donald Trump" schrieb der Senator aus Texas in einem ausführlichen Facebook-Beitrag. Ted Cruz galt, bis zu seinem Ausscheiden aus dem Rennen, als aussichtsreichster Gegenspieler für Donald Trump.

Seine Entscheidung habe er primär aus zwei Gründen getroffen: Erstens, er habe bereits im vergangenen Jahr versprochen, jenen Kandidaten zu unterstützen, hinter den sich die Partei stellt. Zweitens: Auch wenn er "signifikante Meinungsverschiedenheiten" mit Trump habe, sei Hillary Clinton "komplett inakzeptabel". Cruz entscheidet sich also für das kleinere Übel.

Republikaner-Parteitag
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Chaotische Szenen auf dem Parteitag der Republikaner: Der texanische Senator verweigert dem Rivalen die Unterstützung und bringt die Delegierten gegen sich auf.

Von Johannes Kuhn

Ein erbittert geführter Wahlkampf

Ende Juli düpierte der Senator aus Texas Trump noch. In einer Rede auf dem republikanischen Parteitag weigerte er sich, sich hinter Trump zu stellen - und wurde dafür ausgebuht. Cruz forderte Republikaner lediglich dazu auf, überhaupt zur Wahl zu gehen und ihre Stimme abzugeben.

"Steht zu eurem Gewissen und stimmt danach ab" , sagte Cruz, und weiter, dass es Kandidaten sein sollten, denen die Wähler zutrauten, "unsere Freiheit zu verteidigen und der Verfassung treu zu sein." Doch selbst während dieser Rede schloss Cruz nicht kategorisch aus, Trump die Stimme zu verweigern.

Die Rivalität zwischen beiden Personen war deutlich zu spüren. In einem hart geführten Wahlkampf streute Trump Verschwörungstheorien. Rafael Cruz, der Vater von Ted, soll etwas mit der Ermordung von John F. Kennedy zu tun gehabt haben, sagte er unter anderem. Cruz wiederum nannte Trump einen "pathologischen Lügner" und einen "Rüpel".

Ein wichtiges Argument für Cruz: Besetzung des Supreme Courts

Um seine Position zu untermauern, führt Cruz sechs inhaltliche Gründe an. Unter anderem geht es Cruz darum, zu verhindern, dass eine Demokratin den neunten Richter am Supreme Court ernennen wird. Nach dem Tod des Richters Antonin Scalia ist dieser Platz vakant.

Dem Supreme Court kommt im politischen Prozess eine enorme Macht zu, da beide Parteien seit Jahren im Stillstand verharren. Die Richter werden auf Lebenszeit ernannt und entscheiden in aller Regel entlang von politischen Linien. Ein Richter, der von einer Demokratin ernannt wird, also eher demokratisch. Das will Cruz, der selbst Assistent am Supreme Court war, um jeden Preis verhindern. Es ist der erste seiner sechs Gründe.

Trump freut sich

Cruz spürte nach Angaben von Politico in den vergangenen Wochen, wie der Druck auf ihn wuchs. Einerseits sehen es Republikaner als wichtig an, dass die Partei ihre Reihen schließt und loyal bleibt. Cruz gilt eigentlich als Person, die sich von dieser Form der politischen Einheit - um ihrer selbst willen - nicht beeindrucken lässt.

Doch da Cruz seine Distanz zu Trump derart deutlich machte, wurde andererseits eine Unterstützung gleichermaßen als Einknicken angesehen. In diese Richtung argumentiert Steve Deace, ein konservativer Radio-Moderator aus Iowa in einem Artikel für die Conservative Review.

Donald Trump hat schnell reagiert. In einem Statement sagte er, dass er sich über die Unterstützung freue: "Wir haben gekämpft, und er war ein zäher und brillanter Gegner."

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