US-Vorwahlen in South Carolina:"Hautfarbe übertrumpft Geschlecht"

Bei den demokratischen Vorwahlen im US-Bundesstaat South Carolina konnte Senator Obama einen überraschend deutlichen Sieg vor seiner Konkurrentin Hillary Clinton erringen. Das lag vor allem an der großen Unterstützung von schwarzen Wählern.

US-Senator Barack Obama hat im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten einen deutlichen Etappensieg errungen. Bei der Vorwahl im Bundesstaat South Carolina erhielt Obama nach Auszählung fast aller Stimmen 55 Prozent und verwies seine schärfste Konkurrentin Hillary Clinton mit 27 Prozent auf den zweiten Platz. Dritter wurde mit 18 Prozent der frühere Senator von North Carolina, John Edwards.

US-Vorwahlen in South Carolina: Präsidentschaftsbewerber Barack Obama feiert seinen Sieg

Präsidentschaftsbewerber Barack Obama feiert seinen Sieg

(Foto: Foto: AFP)

Politische Kommentatoren meinten nach der Abstimmung am Samstag, damit sei die Kandidaten-Kür der Demokraten nach wie vor völlig offen. Eine Entscheidung sei frühestens am "Super-Dienstag" (5. Februar) zu erwarten, wenn in 22 US-Bundesstaaten Vorwahlen anstehen.

Ersten Wahlanalysen zufolge verdankte der 46-jährige Obama seinen Erfolg im Südstaat South Carolina vor allem der übergroßen Zustimmung unter schwarzen Wählern, die dort mehr als die Hälfte der Wähler stellen. CNN-Berechnungen zufolge konnte er über 80 Prozent der schwarzen Stimmen gewinnen, während Clinton hier nur auf 17 Prozent kommt. Die weiße Wählerschaft hingegen ist gespalten, wobei der Gewinner überraschenderweise Edwards mit 39 Prozent ist. Clinton bekam 36 Prozent der weißen Stimmen, Obama 24 Prozent.

Keinen Unterschied hingegen stellte der Sender beim Wahlverhalten von Frauen und Männern fest: "Hautfarbe übertrumpft Geschlecht", resümierten die CNN-Moderatoren.

Obama erklärte in einer Ansprache an seine jubelnden Anhänger: "In dieser Wahl ging es nicht um Regionen, Religionen oder Geschlechter. Es geht nicht um Reich gegen Arm, Jung gegen Alt und es geht nicht um Schwarz gegen Weiß. Es geht um Vergangenheit gegen Zukunft." Er äußerte sich optimistisch, das Rennen im Herbst um das Weiße Haus zu gewinnen. "Ja, wir können den Wandel bringen. Ja, wir können diese Nation heilen", rief er.

Die ehemalige First Lady Clinton gestand ihre Niederlage ein. "Ich gratuliere Senator Obama", sagte sie vor Anhängern in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee. "Jetzt richten wir unsere Augen aber auf den 5. Februar".

Die Vorwahl in South Carolina war die letzte entscheidende Abstimmung bei den Demokraten vor dem "Super Tuesday" am 5. Februar, wenn in mehr als 20 Bundesstaaten gewählt wird. Dann werde fast das halbe Land "die Gelegenheit haben, mit uns zu sagen, dass wir genug von dem Business-as-usual in Washington haben und hungrig auf einen Wechsel sind", sagte Obama vor begeisterten Anhängern in der Hauptstadt South Carolinas, Columbia.

Rekord bei der Wahlbeteiligung

Senator John Edwards, der aus South Carolina stammt, kam abgeschlagen auf lediglich 18 Prozent der Stimmen. Trotz des enttäuschenden Abschneidens machte er deutlich, dass er nicht aufgebe und seine Kandidatur aufrechterhalten werde. Seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur bei den Demokraten ist jedoch inzwischen in dem Rummel um das Duell Obama-Clinton fast untergegangen.

Clinton hatte bisher im Vorwahlreigen die Abstimmungen in New Hampshire und Nevada gewonnen, Obama lediglich in Iowa. Es ist nicht auszuschließen, dass auch nach dem "Super-Dienstag" weiterhin ein Patt zwischen Obama und Clinton herrscht.

Offiziell werden die Kandidaten erst auf den Parteitagen der Parteien im Spätsommer gekürt. Die Präsidentenwahl ist am 4. November.

Die demokratischen Wähler von South Carolina gingen in Rekordzahl zur Urne. Es wurden mehr als 532.000 Stimmen abgegeben. Bei den Vorwahlen vor vier Jahren beteiligten sich nur 280.000 Menschen an dieser Abstimmung. Die Vorsitzende der Demokraten in South Carolina, Carol Fowler, wertete die hohe Zahl der Stimmen als Beleg dafür, dass die Partei in diesem Staat wieder an Boden gewinne. Bei den Republikanern hatten eine Woche zuvor 446.000 Menschen abgestimmt.

Nächste Vorwahl in Florida

Im Kandidaten-Rennen der Republikaner steht bereits am nächsten Dienstag eine wichtige Vorwahl im Bundesstaat Florida an. Die republikanische Abstimmung in South Carolina hat Senator John McCain vor den Ex-Gouverneuren Mike Huckabee und Mitt Romney für sich entschieden.

Mit besonderer Spannung wird in Florida auf das Abschneiden des ehemaligen New Yorker Bürgermeisters Rudy Giuliani geachtet, der in den frühen Vorwahlstaaten fast keinen Wahlkampf gemacht und seine Kampagnenstrategie ganz auf den Sonnenstaat ausgerichtet hatte. Sollte er Florida trotzdem verlieren, sieht es für seine Kandidatur düster aus.

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