US-Vorwahlen der Republikaner:Romney in der Defensive

Heute Nacht fällt eine Vorentscheidung im Kampf zwischen Romney und Santorum um die Präsidentschaftsbewerbung. In seiner früheren Heimat Michigan wäre schon ein knapper Sieg für Romney eine gefühlte Niederlage. Romneys schärfster Rivale Santorum geht den Multimillionär vor der Abstimmung hart an - und spart auch nicht mit Schimpfwörtern für Präsident Obama.

Reymer Klüver, Washington

In den USA entscheidet sich an diesem Dienstag die Zukunft der Präsidentschaftskandidatur des bisherigen Favoriten auf Seiten der Republikaner, Mitt Romney. Sollte er bei der Vorwahl im Bundesstaat Michigan gegen seinen im Moment schärfsten innerparteilichen Konkurrenten Rick Santorum verlieren, wäre das für ihn ein politisch womöglich tödlicher Tiefschlag. Romney stammt aus Michigan, sein Vater war dort in den sechziger Jahren Gouverneur. Aber auch ein knappes Ergebnis zu seinen Gunsten würde die Zweifel an seiner Kandidatur in der Republikanischen Partei nur unterstreichen.

Republican presidential candidate Mitt Romney in Michigan

Noch ist Mitt Romney der Favorit im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur.

(Foto: dpa)

In Umfragen liegen die beiden Rivalen in Michigan Kopf an Kopf. In Arizona, wo an diesem Dienstag ebenfalls abgestimmt wird, dürfte Romney indes mit einem soliden Ergebnis gewinnen. Landesweit hatten die Umfragen in den vergangenen Wochen einen deutlichen Vorsprung für Santorum ermittelt. Doch scheint der Trend gebrochen zu sein. Das renommierte Meinungsforschungsinstitut Gallup sah in der vergangenen Woche wieder Romney leicht vorn.

Der Schwerpunkt in dem lange von Wirtschaftsfragen und Steuerpolitik dominierten Wahlkampf hat sich in den vergangenen Wochen überraschend auf die Frage verlagert, wer von den verbliebenen Bewerbern der überzeugendere konservative Kandidat ist. Sogar in dem von der Rezession stark betroffenen Bundesstaat Michigan, dem traditionellen Sitz der US-Autoindustrie, sind Wirtschaftsfragen offenbar in den Hintergrund getreten. Auch das von Romney lange beanspruchte Argument, für eine breitere Bevölkerungsschicht wählbarer zu sein als seine Konkurrenten, spielt offenkundig nur noch eine untergeordnete Rolle.

Vor allem Santorum, der binnen weniger Wochen vom Außenseiter zum schärfsten Rivalen Romneys aufgestiegen ist, verschärfte übers Wochenende noch einmal seine Rhetorik und zog die in den USA seit langem akzeptierte scharfe Trennung von Religion und Staat in Zweifel. Damit zielte er eindeutig auf die ultrakonservativen unter den republikanischen Wählern. Sie könnten die Vorwahl zu seinen Gunsten entscheiden, sollten sie in großer Zahl zur Wahl gehen.

Santorum, ein Katholik, spielte auf eine in den USA noch immer bekannte Rede John F. Kennedys an, in der er als Präsidentschaftskandidat 1960 versprochen hatte, dass sein religiöses Bekenntnis bei seinen politischen Entscheidungen keine Rolle spielen würde. Kennedy wurde der erste katholische Präsident der USA.

Wenn er so etwas höre, sagte Santorum in einem Fernsehinterview, "muss ich mich übergeben. Ich glaube nicht an ein Amerika, in dem die Trennung von Kirche und Staat absolut ist." Die Vorstellung, dass die Kirche keinen Einfluss auf die Wahrnehmung staatlicher Aufgaben habe, sei das "absolute Gegenteil" dessen, was Amerika eigentlich ausmache. Am Samstag hatte er in einer Kirche in Tennessee erklärt, dass "wahres Glück daher rührt, Gottes Willen zu tun".

Sorge bei den Parteioberen

Santorum griff seinen Konkurrenten direkt an. Er kritisierte, dass Romney als Gouverneur von Massachusetts Frauen das Recht auf Abtreibung zugebilligt und in dem Bundesstaat eine Gesundheitsreform umgesetzt habe, die der unter Republikanern verhassten Reform Präsident Obamas teilweise als Vorbild gedient hat. "Ich weiß nicht, für welches Team er spielt", sagte Santorum in einem TV-Interview, "es ist jedenfalls nicht dasselbe, für das ich spiele."

US-Vorwahlen der Republikaner

Zugleich präsentierte er sich als wahre Alternative zu Obama, mit klar erkennbaren ideologischen Unterschieden. "Präsident Obama hat einmal gesagt, dass jeder in Amerika ein College besuchen sollte. Was für ein Snob er ist", sagte Santorum. Es gebe genügend hart arbeitende Amerikaner, die kein College besucht hätten und "gute, anständige Männer und Frauen" seien. Obama fördere den Hochschul-Besuch nur, damit noch mehr Bürger von "linken Professoren indoktriniert" würden.

Mitt Romney wählte seine Worte bedächtiger, umwarb aber ebenfalls die konservativen Republikaner. So besuchte er am Sonntag das Nascar-Rennen, ein großes Tourenwagenrennen in Florida. Allerdings wurde er bei seinem Eintreffen von der Menge ausgebuht. Romney, ein Multimillionär, wirkt auf viele Wähler abgehoben, ohne Sinn und Verständnis für die Sorgen der Durchschnittsverdiener. Diesen Eindruck hat er wiederholt durch unglückliche Bemerkungen noch verstärkt.

So hatte er erst am Freitag im besonders hart von der Rezession getroffenen Detroit erklärt, dass seine Frau gleich zwei Cadillacs fahre - Wagen der Luxusklasse. Am Sonntag beim Nascar-Rennen sagte er, um sich als echter Anhänger des Sports zu beweisen, dass er Freunde habe, "denen Teams gehören". Auch Romney griff seinen schärfsten Rivalen direkt an. Santorum, der 2006 als US-Senator für Pennsylvania abgewählt wurde, sei ein Geschöpf der Hauptstadt Washington, immer bereit, seine Überzeugungen zugunsten politischer Opportunität zu opfern.

Den republikanischen Parteioberen macht die Kandidatenfehde zunehmend Sorgen. Von drei der vier verbliebenen Kandidaten - außer Romney noch Newt Gingrich und Ron Paul - haben die Amerikaner inzwischen einen überwiegend negativen Eindruck. Die einzige Ausnahme ist noch Santorum, doch auch seine Negativwerte sind am Steigen. Sogar der unterlegene Präsidentschaftskandidat der Republikaner vor vier Jahren, John McCain, hatte deutlich bessere Werte.

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