US-Senator Kennedy beigesetzt:Abschied vom Löwen

Er ruht jetzt Seite an Seite mit den berühmten Brüdern: US-Senator Ted Kennedy ist in Washington beerdigt worden. Tausende Menschen säumten die Straßen und erwiesen ihm mit einem letzten Applaus die Ehre.

Es war ein bewegender Abschied - für einen Politiker, der in den USA gleichermaßen respektiert und geliebt wurde. Nach einem Trauergottesdienst in Boston ist der langjährige US-Senator Edward Kennedy auf dem Nationalfriedhof in Arlington bei Washington beigesetzt worden.

Teddy Kennedy; Beerdigung; AFP

US-Senator Teddy Kennedy wird auf dem Nationalfriedhof in Arlington beigesetzt.

(Foto: Foto: AFP)

Kennedy fand seine letzte Ruhestätte in der Nähe seiner ermordeten Brüder John F. und Robert Kennedy. Der Senator aus Massachusetts war am vergangenen Dienstagabend an einem Gehirntumor gestorben.

Als der Sarg des beliebten Politikers am Kapitol in Washington eintraf, brandete starker Applaus auf. Tausende Menschen hatten bereits den Weg des Konvois schwarzer Limousinen gesäumt. Vor dem Kapitol hielt der Konvoi kurz an, Kennedys Witwe Vicki und seine drei Kinder stiegen aus, um Abgeordneten und Kongressmitarbeitern die Hände zu reichen.

Die nächste Lebensreise

"Drei Salutschüsse und ein Trompetensolo als letzter Gruß beschlossen die anschließende Beisetzung. Im Moment des Sonnenuntergangs wurde ein Brief Kennedys an Papst Benedikt XVI. verlesen, in dem sich der Senator mit seinem nahen Tod auseinandersetzte.

"Die Krankheit fordert ihren Tribut von mir", heißt es in dem Brief. Er "bereite sich für die nächste Lebensreise vor", schrieb Kennedy an den Papst. An der privaten Zeremonie auf dem Friedhof an der Stadtgrenze zu Washington nahmen Angehörige und engste Freunde teil.

Zuvor hatten Präsident Barack Obama, drei Ex-Präsidenten und 1500 weitere Trauergäste Kennedy bei dem Trauergottesdienst in Boston die letzte Ehre erwiesen.

Er sei die "Seele der demokratischen Partei" und der "Löwe des US-Senats" gewesen, sagte Obama über den mit 77 Jahren Verstorbenen. "Teddy" Kennedy sei als Senator zum "größten Parlamentarier unserer Zeit geworden".

"Nichts, was du nicht schaffen kannst"

Obama würdigte Kennedy als einen Mann mit Überzeugungen und Humor, den auch die politischen Gegner respektiert hätten. Mehr als tausend Gesetze trügen den Namen des Gestorbenen, so Obama. Ted Kennedy sei "vom Baby der Familie zu ihrem Patriarchen geworden". Er sei nie der Repräsentant der Reichen und Mächtigen gewesen, "er gab denen eine Stimme, die nicht gehört wurden".

Die wohl aufwühlendsten Worte an diesem Tag der Trauer fand Ted Kennedy jr., der ein sehr persönliches Bild von seinem Vater zeichnete. Der Junior schilderte mit tränenerstickter Stimme, wie ihm als Zwölfjährigen nach der Krebs-bedingten Amputation seines rechten Beines sein Vater einmal über einen verschneiten Hügel geholfen habe.

"Es gibt nichts, was Du nicht schaffen kannst", habe ihm sein Vater beigebracht. Das sei auch das Prinzip gewesen, nach dem er selbst gelebt habe. "Mein Vater hat mich gelehrt, dass man selbst die allerschlimmsten Verluste überleben kann."

"Belastbarkeit und Humor" seien die Kennzeichen Ted Kennedys gewesen, sagte auch Obama und schilderte Teile der tragischen Familiengeschichte: Den frühen Tod von zwei Geschwistern, die Ermordung der politischen Heroen John F. und Bob Kennedy. Der jüngste der Kennedy-Brüder überlebte knapp einen Flugzeugabsturz, sah zwei seiner Kinder mit Krebs kämpfen - und musste Rückschläge und persönliches Scheitern vor den Augen der Öffentlichkeit durchstehen.

Lebenslust und Schlitzohrigkeit

"An dieser Kette von Ereignissen wäre manch anderer zerbrochen, wäre bitter und hart geworden, voller Selbstmitleid", so der Präsident. Teddy aber habe sich nie in seinem Idealismus und seinem Tatendrang beirren lassen. Obama schilderte die vielen Seiten des Gestorbenen, der für seine Lebenslust und seine politische Schlitzohrigkeit berühmt war.

US-Senator Kennedy beigesetzt: Tausende Menschen säumen die Straßen und applaudieren, als Ted Kennedys Sarg am Kapitol ankommt.

Tausende Menschen säumen die Straßen und applaudieren, als Ted Kennedys Sarg am Kapitol ankommt.

(Foto: Foto: AFP)

Der Tod des jüngsten der neun Geschwister aus der Kennedy-Dynastie hatte weltweit Trauer hervorgerufen. Am Freitag hatten sich bereits mehr als 30.000 Amerikaner von Kennedy verabschiedet. Sie waren aus dem ganzen Land nach Boston gereist, um das bewunderte Vorbild ein letztes Mal zu ehren.

Zu den 1500 dicht gedrängten Teilnehmern der Feier in der Basilika "Our Lady of Perpetual Help" gehörten die ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter, Bill Clinton - in Begleitung seiner Frau, US-Außenministerin Hillary Clinton - und George W. Bush.

Unter der Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur befanden sich auch Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger und Hollywoodstar Jack Nicholson. Kinder, Enkel und Neffen Ted Kennedys gestalteten den katholischen Gottesdienst zu Ehren des Senators von Massachusetts mit.

Opernstar Placido Domingo sang, vom dem berühmten Cellisten Yo-Yo Ma begleitet, "Panis Angelicus", komponiert von César Franck. Die Opernsängerin Susan Franck bot das "Ave Maria" von Franz Schubert dar.

Edward hatte seit dem Tod seiner Brüder als Oberhaupt des Kennedy-Clans gegolten. Er saß 47 Jahre ununterbrochen im US-Senat und wurde zu einem der politischen Schwergewichte Amerikas. Seine Ambitionen, Präsident der mächtigsten Nation der Welt zu werden, zerschlugen sich, als er 1969 einen Unfall verursachte, bei dem seine Begleiterin in einem Fluss ertrank, und sich erst Stunden später bei der Polizei meldete.

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