US-Senat:Romney ante portas

President-Elect Trump Holds Meetings At Trump Tower In New York

Donald Trump und Mitt Romney im November 2016 beim Casting-Abendessen.

(Foto: AFP)
  • Utahs Senator Orrin Hatch tritt im November 2018 nicht mehr zur Wahl an. Damit könnte Mitt Romney den Platz des 83-Jährigen einnehmen.
  • US-Präsident Donald Trump wollte offenbar verhindern, dass sein prominenter Kritiker nach Washington kommt.

Von Johannes Kuhn, Austin

Orrin Hatch wählte eine Box-Metapher, um seinen Abschied zu verkünden: "Jeder gute Kämpfer weiß, wann er die Handschuhe an den Nagel hängen muss", erklärte der Senator aus Utah. Für besondere Beinarbeit war er zuletzt nicht bekannt: Mit 83 Jahren gilt der dienstälteste Republikaner selbst im gerontokratischen US-Senat als reif für den Ruhestand.

Hatch, seit 1977 im Amt, macht Weg und Sitz für einen ehemaligen Präsidentschaftskandidaten frei. Mitt Romney soll bereits länger Vertrauten gegenüber Interesse signalisiert haben. Der ehemalige Gouverneur von Massachusetts und Wahlverlierer von 2012 lebt inzwischen in Utah. Der Hedgefonds-Multimillionär ist im konservativen Wüsten-Bundesstaat äußerst beliebt und wie die Mehrheit der Bevölkerung Mormone. Seine Wahl zum Senator im November dieses Jahres würde als ausgemacht gelten.

Weil Romney im Wahlkampf 2016 eine Hauptfigur der "Niemals-Trump"-Republikaner war, schlägt ihm aus dem Weißen Haus allerdings Misstrauen entgegen. US-Präsident Donald Trump wollte Medienberichten zufolge "Senator Romney" unbedingt verhindern und hatte den loyalen Hatch in den vergangenen Monaten ermuntert, noch einmal anzutreten. Ein gemeinsamer Besuch in Utah im Dezember 2017 galt ebenso als Versuch, Hatch zu umgarnen wie die von ihm gewünschte Verkleinerung zweier Nationalparks, die Trump zu diesem Anlass verkündete.

Romney hatte Trump im Frühjahr 2016 als "Aufschneider" und "Betrüger" bezeichnet. Nach der Präsidentschaftswahl war der 70-Jährige dann kurz als Außenminister im Gespräch. Romneys Vertrauter Roger Stone bezeichnete die quasi-öffentlichen Bewerbungsgespräche später jedoch als "Folter"-Spiel Trumps.

Nichte streicht das "Romney" aus dem Namen

Im Sommer 2017 kritisierte Romney Trump heftig, als sich dieser nicht von den in Charlottesville marschierenden Neonazis distanzierte. Zudem sprach er sich gegen den vom US-Präsidenten unterstützten Senatskandidaten Roy Moore aus Alabama aus.

Als Beweis für Trumps Abneigung wird in Washington gerne eine Anekdote um Ronna Romney McDaniel herangezogen, eine Nichte Mitt Romneys: Die ist derzeit Vorsitzende der republikanischen Parteiorganisation und sei im Sommer von Trump freundlich gebeten worden, doch bitte künftig auf ihren Mädchennamen zu verzichten. Diesem Wunsch sei sie nachgekommen. Die Republikaner dementieren einen Zusammenhang.

Hatch war als Vorsitzender des einflussreichen Finanzausschusses maßgeblich an der umstrittenen Steuerreform vor wenigen Wochen beteiligt. Obwohl ihm der Ruf anhaftet, einst Kompromisse zwischen Demokraten und Republikanern gesucht zu haben, agierte er in den vergangenen Jahren ähnlich kompromisslos wie der Rest seiner Partei. Er gilt als der Pharma- und Nahrungsergänzungsmittel-Branche nahestehend. Dass er sich als verlässlicher Loyalist Donald Trumps entpuppte, zählt in seinem Heimatstaat nicht als Gütesiegel - dort ist der US-Präsident unbeliebter als in anderen konservativen Staaten.

US-Senat: Orrin Hatch wurde erstmals 1976 zum Senator gewählt.

Orrin Hatch wurde erstmals 1976 zum Senator gewählt.

(Foto: AFP)

In einer Umfrage sprachen sich im Herbst 75 Prozent der Wähler in Utah für eine Pensionierung Hatchs aus. Die Salt Lake Tribune forderte ihn vor wenigen Tagen auf, sein Versprechen von 2012 wahr zu machen und nicht mehr anzutreten.

Interessensgruppe warnt vor dem "Freund Hillarys"

Dass Romney im Senat Trump jenseits rhetorischer Seitenhiebe schaden würde, dürfte ein frommer Wunsch der Opposition bleiben. Der Salt-Lake-Tribune-Chefredakteur George Pyle formulierte die Erwartungen vor Silvester so: "Er wird wahrscheinlich in 95 bis 98 Prozent der Fälle wie Senator Hatch abstimmen. Aber uns bliebe immerhin die Peinlichkeit erspart, dass er dem Präsidenten in den Hintern kriecht."

Die republikanischen Vorwahlen in Utah finden im Juni statt. Es wird erwartet, dass der ehemalige Trump-Vertraute Steve Bannon einen Gegenkandidaten ins Rennen schickt. Die dubiose ultrakonservative Interessengruppe "Solution Fund Pac" verschickte am Dienstag bereits ein E-Mail-Pamphlet, das Romney als "Freund Hillarys" [Hillary Clinton, d. Red.] und Figur des Washingtoner "Sumpfs" bezeichnet.

Romney hat seine Kandidatur offiziell noch nicht verkündet. Am Dienstagnachmittag änderte er in seinem Twitter-Profil jedoch schon einmal den Wohnort von Massachusetts in Utah.

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