US-Präsidentschaftswahlkampf:Vergangenheit holt Donald Trump ein

Der Republikaner attackierte die Eltern eines gefallenen Soldaten. Nun hält man ihm vor, dass er sich vom Kriegsdienst befreien ließ.

Von Hubert Wetzel, Washington

Nach der Kritik von Donald Trump an den Eltern eines gefallenen Soldaten wird nun die militärische Vergangenheit - genauer: die lückenhafte militärische Vergangenheit - des republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu einem Thema im US-Wahlkampf. Die New York Times berichtete am Dienstag detailreich, wie sich Trump als junger Mann in den Sechzigerjahren um den Kriegsdienst in Vietnam gedrückt hatte. Obwohl er in New York eine Militärschule besucht hatte, ließ sich Trump insgesamt fünf Mal vom Militärdienst zurückstellen, zunächst wegen seines Universitätsbesuchs, dann wegen einer Fußkrankheit.

Die Geschichte könnte den Schaden verstärken, den der Streit mit der Familie eines im Irak getöteten muslimischen US-Soldaten für Trump bereits verursacht hat. Die Eltern des Gefallenen, Khizr und Ghazala Khan, hatten dem Kandidaten vorgeworfen, Stimmung gegen muslimische Amerikaner zu machen und das Opfer zu verhöhnen, das ihr Sohn für sein Land gebracht habe. Trump habe "nie etwas und niemanden je geopfert", hatte Khizr Khan dem Milliardär vorgehalten. Trump hatte daraufhin die Khans heftig kritisiert und gesagt, sein wirtschaftlicher Erfolg sei ein "Opfer" gewesen. In den Umfragen musste er seitdem starke Verluste hinnehmen.

Präsident Barack Obama sagte am Dienstag unter Bezug auf den Fall Khan, Trump sei "ungeeignet" als Staatsoberhaupt.

Die meisten US-Soldaten, die in Vietnam kämpften, waren freiwillig zur Armee gegangen. Als sich der Krieg ausweitete, die Verluste stiegen und immer mehr Truppen benötigt wurden, zog die Regierung jedoch zusätzlich junge Männer ein. Dem Zwangseinsatz konnte man aber durch ein deferment entkommen, eine befristete Zurückstellung. Gründe waren etwa Krankheit, Ausbildung oder die Arbeit in wichtigen Branchen.

Der Times zufolge bekam Trump sein erstes einjähriges deferment im Juli 1964, als er zu studieren begann. Es folgten drei weitere Zurückstellungen zu Ausbildungszwecken. Im Herbst 1968 - nach dem Universitätsabschluss, als in Vietnam heftige Kämpfe tobten - wurde er erneut zurückgestellt, wegen eines Fersensporns im Fuß, eines knöchernen Auswuchses am Fersenbein, der Schmerzen verursachen kann. Das medizinische deferment galt bis Ende der Wehrpflicht in den USA 1973.

Dass Trump sich um dem Militärdienst drückte, war bekannt. Er hatte bisher jedoch gesagt, er habe nur Glück gehabt und sei nicht eingezogen worden. Dass er sich auf eine angebliche Fußkrankheit berief, die den passionierten Golfer später nach eigenen Angaben nie besonders gestört hat, ist hingegen neu.

Trump ist nicht der einzige Politiker, der sich durch ein Studium um den Militärdienst in Vietnam gedrückt hat. Auch Bill Clinton wählte diesen Weg und die Republikaner Dick Cheney und Newt Gingrich. Politisch schadete ihnen das kaum. 2004 trat der mit Orden dekorierte Vietnam-Veteran John Kerry als Demokrat gegen den republikanischen Präsidenten George W. Bush an. Bush hatte seinen Militärdienst in Texas geleistet, fernab aller Gefahren. Kerry verlor die Wahl deutlich.

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