US-Präsidentschaftswahlkampf:Huckabee will Vizepräsident werden

Ex-Gouverneur Huckabee möchte mit Präsidentschaftskandidat McCain in den Wahlkampf ziehen - als dessen Stellvertreter. Die Republikaner stellen sich schon einmal auf Obama als Gegner ein.

Der frühere Gouverneur Mike Huckabee hat sein Interesse angemeldet, neben dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain für das Amt des Stellvertreters anzutreten.

Mike Huckabee, John McCain, ap

Mike Huckabee (l.) ist bereit, als zweiter Mann der USA hinter einem Präsident John McCain zu arbeiten.

(Foto: Foto: AP)

"Es gibt niemanden, mit dem ich lieber gemeinsam antreten würde als mit McCain", sagte der frühere Baptistenprediger am Sonntag im US-Sender NBC. Huckabee war Anfang März als letzter ernstzunehmender Rivale McCains aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner ausgestiegen.

Es sei an McCain zu entscheiden, ob er der am besten Geeignete für das republikanische Ticket sei, sagte der 52-Jährige, der vor allem bei den religiösen Rechten gut ankommt. Huckabee kündigte an, in jedem Fall McCain zu unterstützen, "da ich denke, dass er der Richtige für Amerika ist".

Außer Huckabee hat auch Mitt Romney, der schon zuvor aus dem Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur ausgeschieden war, sein Interesse an einer Kandidatur für das Amt des Vize-Präsidenten angemeldet.

Streitfeld Sicherheitspolitik

Unterdessen scheinen sich die Republikaner bereits auf Barack Obama als Gegner McCains einzustellen - wie ihre Attacken gegen den schwarzen Präsidentschaftsbewerber zeigen. Solange der Vorwahlkampf zwischen Obama und Hillary Clinton mit Macht tobte, überließ es das Lager von McCain genüsslich und ohne großes Zutun den demokratischen Rivalen, sich zu beharken. Seit aber der früheren First Lady kaum noch Chancen auf einen Sieg eingeräumt werden, hat sich der Plan für die Schlacht ums Weiße Haus klar geändert.

Präsident George W. Bush brach mit jahrzehntealten US-Gepflogenheiten, nach denen Innenpolitik bei Auslandsreisen tabu ist, als er vorige Woche vor dem israelischen Parlament Verhandlungen mit "Terroristen und Radikalen" mit der Beschwichtigungs-Politik (Appeasement) gegenüber Nazi-Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg verglich. Kaum jemand zweifelte daran, dass Ziel der Attacke Obama war, der als Präsident zu direkten Gesprächen mit der Regierung des Irans bereit wäre.

Gerade bei der Sicherheitspolitik, in der öffentlichen Wahrnehmung die Domäne der Konservativen, sehen die Republikaner im Ringen mit dem Senator aus Illinois ihre große Chance. McCains Unterstützung für den höchst unpopulären Irak-Krieg und seine selbst eingestandene Schwäche bei Wirtschaftsthemen gelten dagegen wahltaktisch als Minuspunkt.

"Das amerikanische Volk hat allen Grund zu zweifeln, ob er die Stärke, die Urteilsfähigkeit und die Entschlossenheit besitzt, für unsere Sicherheit zu sorgen", gab McCain das Motto gegen Obama vor, das voraussichtlich in den nächsten Monaten immer wiederkehren wird.

Der Demokrat nahm die Attacke als Steilvorlage und drosch freudig auf die Außenpolitik der Bush-Regierung inklusive Irak-Krieg ein. Schon wühlen die republikanischen Wahlstrategen kräftig in Obamas Vergangenheit, um auch anderweitig einen Angriffspunkt zu finden.

Obama will Sieg verkünden

Hilfreich scheint ihnen nach einem Bericht des US-Magazins Newsweek das vier Jahre alte Dossier eines konservativen Widersachers, das noch aus dem Rennen um den Senat von Illinois stammt. Darin werde der Demokrat als "Freund eines Schmusekurses mit Sexverbrechern" und "schändlich weich bei Kriminalität und Drogen" bezeichnet.

Zudem graben die Republikaner vermeintliche Verbindungen Obamas zu dubiosen Gestalten seiner Heimatstadt Chicago aus. "Da gibt es eine ganze Menge", freut sich Wahlstratege Floyd Brown. "Bei dieser Wahl fühle ich mich wie in einem Süßwarenladen", sagte er Newsweek.

Doch schließen selbst die politischen Gegner des schwarzen Senators nicht aus, dass eine allzu brutale Schlammschlacht auch zum Bumerang werden könnte. Der frühere republikanische Parlamentspräsident Newt Gingrich warnte die Republikaner davor, einen "Anti-Obama-Wahlkampf" zu führen.

Obama kündigte unterdessen an, nach den Vorwahlen im Bundesstaat Oregon am Dienstag seinen endgültigen Sieg über seine Rivalin Clinton verkünden zu wollen. Bei einer Veranstaltung zum Sammeln von Wahlkampfspenden in Oregon sagte Obama am Samstagabend, ein Sieg in diesem Staat werde ihn in die Lage versetzen, "von einer gewonnenen Mehrheit zu sprechen".

In Oregon wird ein Sieg Obamas erwartet, während die gleichzeitige Vorwahl in Kentucky auf das Konto von Clinton gehen dürfte. Ein Sieg in Oregon würde dem Senator von Illinois aber mehr als 1627 Delegierte beim Nominierungsparteitag bescheren, das ist die Mehrheit der in den Vorwahlen bestimmten Parteitagsvertreter.

Für die Nominierung zum Präsidentschaftswahlkandidaten der Demokraten sind insgesamt 2025 Delegierte notwendig. Diese Zahl kommt aber durch sogenannte Superdelegierte zustande, die kraft ihrer Parteiämter ein Stimmrecht auf dem Parteitag haben. Von deren Entscheidung hängt der Ausgang des Rennens ab.

Nach Kentucky und Oregon stehen noch Vorwahlen in Puerto Rico am 2. Juni sowie in Montana und South Dakota am 3. Juni an. Clinton, die bei den Delegiertenstimmen zurückliegt und Obama nur noch mit einer Mehrheit der Superdelegierten übertrumpfen könnte, hat angekündigt, bis zum Ende der Vorwahlen weiter Wahlkampf zu machen.

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