US-Präsidentschaftswahlkampf: Bachmann vs. Palin:Galionsfiguren auf Gefechtsstation

Die Republikanerin Michele Bachmann steigt ins Rennen um das Weiße Haus ein. Mit Verve tritt die fünffache Mutter gegen die Homo-Ehe, Abtreibungen und für Kreationismus ein. Bachmanns Pläne dürften eine andere Ikone der Tea-Party-Bewegung wurmen: Sarah Palin.

Oliver Das Gupta

"Bachmann for President" und "eine rechtsstaatliche Konservative im Jahre 2012", prangt es groß auf der Homepage von Michele Bachmann. Bevor sie freigeschaltet wurde, überbrachte die brünette Kongressfrau aus Minnesota die Kunde höchst selbst den Amerikanern live in ihre Wohnzimmer: In der ersten großen Fernsehdebatte möglicher republikanischer Bewerber erklärte Bachmann, sich um die Kandidatur ihrer Partei bei der US-Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr bewerben zu wollen.

Lässt bislang offen, sich für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner zu bewerben: Sarah Palin

Lässt bislang offen, sich für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner zu bewerben: Sarah Palin, hier bei einem Treffen von Motorradfahrern und Veteranen  Ende Mai in Arlington, Virginia

(Foto: AFP)

Dass Bachmann den Abend im Saint Anselm College in Manchester in New Hampshire wählte, liegt nahe: In dem Bundesstaat wird in acht Monaten die erste Vorwahl der Republikaner stattfinden. Sie habe die nötigen Papiere eingereicht, um an den internen Vorwahlen ihrer Partei teilnehmen zu können, verkündete Bachmann vor laufenden Kameras - und stahl ihren Konkurrenten zumindest für diesen Abend die Schau.

Bachmann vertritt die einschlägigen Positionen der politischen US-Rechten: "Nein" zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, "nein" zu Abtreibung, "nein" zu Präsident Barack Obamas Gesundheitsreform und ebenso "nein" zu hohen Staatsausgaben.

Dazu offene Zweifel am Klimawandel, schließlich sei Kohlendioxid "ein natürliches Nebenprodukt". Doch die 55-Jährige verkörpert noch mehr: Die flotte Politikerin gilt neben Sarah Palin als eine der Galionsfiguren der Tea-Party-Bewegung.

Noch hat Bachmann nicht Palins Bekanntheit erlangt, einige für die christliche Rechte maßgebliche Eigenschaften allerdings schon: Sie brachte fünf Kinder zur Welt und kümmerte sich über die Jahre um mehr als 20 Pflegekinder.

Sie gehört der Wisconsin Evangelical Lutheran Synod, eine der evangelisch-lutherischen Kirchen, an und versucht sich als Anhängerin von Intelligent Design zu profilieren - und hat an einem Gesetzentwurf gearbeitet, nach dem Kreationismus an Minnesotas Schulen gleichberechtigt mit der Evolutionstheorie gelehrt werden würde.

Bachmann führt seit Jahrzehnten eine skandalfreie Ehe - Rivalin Sarah Palin sieht sich immer wieder Gerüchten ausgesetzt, wonach sie und ihr Gatte Todd sich auseinandergelebt haben sollen.

Die US-Medien lechzen geradezu nach einem Duell Palin/Bachmann: "Politisch scheinen beide Seelenfreunde zu sein", heißt es etwa in einem Beitrag des Senders ABC, aber es könnte auf einen "epischen Kampf" hinauslaufen: "Mama-Grizzly Sarah Palin versus Tea-Party-Heroin Michele Bachmann".

Vergiftetes Lob vom Strippenzieher

Schon ist die Rede von einem "Catfight", einem "Zickenkrieg" (The Atlantic), und auch die Lager der beiden Politikerinnen scheinen die Messer zu wetzen: "Sie ist hübsch", charmierte etwa Bachmanns Top-Berater Ed Rollins unlängst bei Politico vorgeblich mit Blick auf Palin - ein vergiftetes Lob: Denn Michele Bachmann, seine Chefin, sei "hübsch und smart".

Strebt ins Weiße Haus: Michele Bachmann bewirbt sich um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner.

Strebt ins Weiße Haus: Michele Bachmann bewirbt sich um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner.

(Foto: AFP)

Strippenzieher Rollins pries die Substanz, die Bachmann habe, so wie er zuvor in einem Radiointerview Palin als "nicht seriös" bezeichnet haben soll. Offiziell reagierte die scharfzüngige Sarah "Barrakuda" noch nicht auf die Sticheleien, allerdings grollte der Unterstützer-Blog Conservatives4Palin über die "idiotischen Kommentare" des "Fossils" Rollins.

Bachmann selbst sagt nur Gutes über ihre Nebenbuhlerin: "Sie ist wundervoll", flötete sie bei ABC, "Ich liebe Sarah Palin." Die studierte Politologin Bachmann gilt bislang mehr als staatstragende Volksvertreterin, denn als Polit-Haudrauf - eine Light-Version von Palin, weshalb Bachmann zugetraut wird, breitere Wählerschichten anzusprechen.

Trotzdem ist sie wohl Außenseiterin: "Rechtspopulistische Töne mögen den Zuspruch der christlichen Rechten finden, aber letztendlich wird niemand die Nase vorne haben, dem nicht auch der wirtschaftsliberale Flügel gewogen ist", sagt Josef Braml von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik zu sueddeutsche.de. Der Politikwissenschaftlicher ist sich sicher: "Weder Michele Bachmann noch Sarah Palin werden die Vorwahlen der Republikaner für sich entscheiden können."

Dennoch dürfte die Kandidatur Bachmanns vor allem Palin wurmen, die sich selbst noch nicht erklärt hat: Die frühere Gouverneurin von Alaska und im Jahr 2008 Bewerberin für die US-Vizepräsidentschaft schweigt bislang über ihre Pläne. Sie nahm auch nicht an der TV-Debatte in Manchester teil, auf der Bachmann ihre Bewerbung preisgab.

Andere Teilnehmer der Runde streben ebenfalls ins Weiße Haus: Mit Bachmann diskutierten der frühere Mehrheitsführer der Republikaner im Repräsentantenhaus, Newt Gingrich, der ehemalige Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, der frühere Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, der ehemalige Chef einer Pizza-Kette, Herman Cain, der texanische Abgeordnete Ron Paul und der frühere Senator von Pennsylvania, Rick Santorum.

Chancenlos ohne den Segen der christlichen Rechten

Aussichtsreiche Chancen haben Pawlenty sowie der frühere Präsidentschaftskandidat Mike Huckabee, glaubt Politologe Braml. Beide stünden der christlichen Rechten nahe und haben damit einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Mormonen Mitt Romney.

Denn auch wenn die Tea-Party-Ikonen Palin und Bachmann nicht mehrheitsfähig sein dürften, ist für Braml seit den Wahlerfolgen George W. Bushs eines klar: "Ohne die Zustimmung der christlichen Rechten, die sich auch hinter der Tea Party Bewegung verbirgt, hat kein Kandidat der Republikaner Chancen, Präsident zu werden."

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