US-Präsidentschaftsvorwahlen:TV-Duell unentschieden

"Taten sprechen lauter als Worte" - Hillary Clinton hatte bei einer Fernsehdebatte die Chance, gegen Barack Obama zu punkten - es ist ihr nicht gelungen.

Früher hätte man ein solches Duell in dieser Gegend wohl mit blankpolierten Revolvern ausgetragen, Schießfreude und Rauflust der Cowboys von Texas sind legendär. Die Duells von heute finden im Fernsehstudio statt.

US-Präsidentschaftsvorwahlen: Barack Obama und Hillary Clinton beim Fernsehduell in Texas.

Barack Obama und Hillary Clinton beim Fernsehduell in Texas.

(Foto: Foto: dpa)

Vor laufenden Kameras traten Hillary Clinton und Barack Obama am Donnerstagabend in Austin zum großen Showdown im Kampf um Texas an. Die Vorwahlen dort am 4. März könnten in ihrem Kopf-an-Kopf-Rennen eine folgenreiche Vorentscheidung bringen. Hillary Clinton ist nach elf Niederlagen in Folge zum Sieg verdammt.

Die für sie ernüchternde Bilanz des TV-Duells: Sie schießt tapfer mit Worten - ein entscheidender Treffer bleibt ihr versagt. Die Begegnung zeigt, wie sehr sich die Machtverhältnisse in den vergangenen Wochen geändert haben. Monatelang war Clinton die große Favoritin, nun ist sie die Außenseiterin. "Es ist wichtig, dass die Wähler die Unterschiede zwischen uns erkennen", sagt sie zu Obama.

"Worte sind wichtig, doch Taten sprechen lauter als Worte." Clinton versuchte, ihren Gegner als redegewandten Charmeur darzustellen, dem zur Umsetzung seiner Ideen aber Kraft und Erfahrung fehlen. Einen Ausfall oder Fehltritt Obamas zu provozieren, gelang Clinton aber nicht.

Debatte über Gesundheitsreform und Kuba

Breiten Raum nahm die Debatte über die von beiden Bewerbern angestrebte Gesundheitsreform ein. Clinton warf Obama mehrmals vor, sein Plan lasse 15 Millionen Amerikaner außen vor. Dieser konterte mit dem Vorwurf, Clinton habe dieses Thema schon während der Regierungszeit ihres Mannes Bill falsch angefasst.

"Ich werde das anders machen", rief Obama aus. "Wir können großartige Pläne haben. Aber wenn wir nicht die Art ändern, in der die Politik in Washington betrieben wird, dann kann keiner unserer Pläne verwirklicht werden."

Unterschiedliche Haltungen wurden auch in der Kuba-Politik deutlich. Clinton sagte, sie würde sich als US-Präsidentin erst dann mit dem designierten kubanischen Staatschef Raúl Castro zusammensetzen, wenn dieser politische Reformen umgesetzt habe.

Die New Yorker Senatorin nannte die Verwirklichung grundlegender Freiheitsrechte und eine offenere Wirtschaftsordnung als wesentliche Voraussetzungen. Obama erwiderte, er befürworte Gespräche ohne Vorbedingungen. Auf der Tagesordnung müsse dann aber die Frage der Menschenrechte stehen.

Balanceakt zwischen Angriff und Anerkennung

Ein Balanceakt zwischen Angriff und Anerkennung: Die Senatorin wollte den Publiklumsliebling Obama entzaubern, ohne sich selbst unbeliebt zu machen. Wenn im Jargon des Wilden Westens von einer "silbernen Kugel" die Rede ist, ist damit das letzte Stück Munition im Lauf des Revolvers gemeint. Dieser letzte Schuss muss treffen.

Hillary Clintons silberne Kugel sind die Wahlergebnisse von Texas und Ohio, wo am selben Tag abgestimmt wird. Unterliegt sie erneut gegen Obama, ist ihr Weg zur Präsidentschaft praktisch am Ende, Obamas Vorsprung uneinholbar. Ihr Mann Bill sprach die unbequeme Wahrheit offen aus. "Wenn sie in Texas und Ohio gewinnt, wird sie die Spitzenkandidatin", sagte er vor Parteianhängern in Texas. "Wenn ihr ihr dabei nicht helft, wird sie es nicht werden."

Es ist eine riskante Strategie: So hoch schrauben Clinton und ihre Berater die Erwartungen an einen Sieg in Texas und Ohio, dass ein schlechtes Abschneiden kaum mehr Spielraum für einen neuen Anlauf ließe. Die vor der Debatte veröffentlichte Umfrage des Senders ABC zeigt Obama in Texas inzwischen bei 47 Prozent, Clinton bei 48 Prozent.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum Clinton Obama Plagiate vorwirft.

TV-Duell unentschieden

Vor kurzem hatte sie noch einen zweistelligen Vorsprung. Die Zeit drängt, und noch hat Clinton nicht den richtigen Ton im Umgang mit dem Phänomen Obama gefunden. Der Versuch eines polemischen Angriffs während der TV-Debatte scheitert. Clinton wirft Obama Plagiate vor: US-Zeitungen deckten kürzlich auf, dass Obama in einer Rede Passagen aus der Ansprache eines mit ihm verbündeten Gouverneurs verwendete.

"Also, wenn es in Ihrer Kampagne so viel um Worte geht, sollten das schon Ihre eigenen Worte sein", sagt Clinton. Und in Anspielung auf die von Obama im Wahlkampf beschworene Wechselstimmung spottet sie: "Das ist Wechsel, der aus dem Fotokopierer kommt." Das Publikum freilich buht, Obama kontert gelassen: "Ich glaube, jetzt bricht hier die Zeit der Albernheiten an."

Politisch sind die Unterschiede zwischen beiden Kandidaten ohnehin nicht groß, also geht es um Persönlichkeit, Urteilsvermögen, Durchsetzungsfähigkeit. Ihren stärksten Moment hat Clinton, als sie in ihrem Schlussstatement persönliche, nachdenkliche Worte findet.

Sie erzählt von ihren Begegnungen mit Kriegsversehrten. "Jeder hier weiß, dass ich in meinem Leben Krisen und Herausforderungen meistern musste", sagt Clinton. "Doch die Schläge, die ich im Leben einstecken musste, sind nichts verglichen mit dem, was ich im Leben der Amerikaner jeden Tag sehe".

Fast wie ein Lebewohl hören sich ihre letzten Worte an: "Es ist eine absolute Ehre, gegen Barack Obama anzutreten", sagt die Senatorin. "Und egal, wie dieser Wettstreit ausgeht, für uns wird es in Ordnung sein. Wir haben starke Unterstützung von Familie und Freunden." Das Publikum erhebt sich und spendet stehend Beifall.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: