US-Präsident Trump:Dubiose Pläne um Trump Tower in Moskau

Donald Trump

Wenige Wochen vor den ersten Vorwahlen der Republikaner witterten einige Leute in Trumps Umfeld die Chance auf gute Geschäfte in Russland zu machen.

(Foto: AP)
  • Mitten im US-Vorwahlkampf hatte der windige Geschäftsmann Felix Sater Kontakt mit dem Trump-Anwalt Michael Cohen: Er sicherte seine Hilfe zu für den Bau eines Trump Towers in Moskau.
  • Sater versprach, Russlands Präsident Putin für das Wolkenkratzer-Projekt zu gewinnen - dessen Unterstützung werde dem Wahlkämpfer Trump nutzen.
  • Trump wusste von den Plänen, unterzeichnete sogar eine Absichtserklärung.
  • Die Verbindungen von Trumps Wahlkampfteam nach Russland werden momentan von Sonderermittler Mueller und von Kongress-Abgeordneten untersucht.

Von Thorsten Denkler, New York

Felix Sater spricht über Donald Trump wie über sein Eigentum. Als wäre dieser ein hoffungsvoller Spieler in einem Football-Klub. Nur, dass es um das ganz große Rad in der Politik geht, an dem Sater da zu drehen versucht. "Unser Junge kann Präsident der USA werden", schreibt er in einer E-Mail am 3. November 2015, "und wir können es so drehen." Nachzulesen sind Saters Worte in der New York Times.

Sater war einer von Trumps nicht ganz lupenreinen Geschäftspartnern, bevor der Immobilien-Unternehmer Präsident wurde. In der Sowjetunion geboren, kam er mit sechs Jahren in die USA. Ihm wurden enge Kontakte zum organisierten Verbrechen nachgesagt. Im Streit rammte er einem Mann ein Martini-Glas ins Gesicht - und wurde 1998 beschuldigt, zusammen mit der Mafia Geld gewaschen und Investoren betrogen zu haben.

Von Sater soll Trump gelernt haben, nach jedem noch so kleinen Angriff sofort mindestens doppelt so hart zurückzuschlagen. Trump bestreitet, den Mann überhaupt persönlich zu kennen. Sater hat sich von seinem früheren Leben distanziert, besitzt aber heute nach eigenem Bekunden noch beste Kontakte in die russische Geschäfts- und Machtelite.

Dabei scheint Sater zwar mächtig zu übertreiben, doch die eingangs erwähnte Mail ist deswegen brisant, weil sie direkt an Trumps Anwalt Michael Cohen ging. Sater wollte Ende November 2015 ein neues Geschäft in Russland anbahnen: ein Trump Tower sollte in Moskau entstehen. Es sollte das höchste Gebäude der Welt werden. Sater nennt Cohen in der Mail buddy (Kumpel) und teilt in einer Stellungnahme mit, er und Cohen seien seit Langem gute Freunde. Die Mails gehören zu jener Korrespondenz, die die Trump Organization am Montag dem Geheimdienst-Ausschuss des Repräsentantenhauses übergeben hat.

Sater sollte offenbar ein Türöffner sein

Wenige Wochen vor den ersten Vorwahlen der Republikaner witterten einige Leute in Trumps Umfeld die Chance auf gute Geschäfte in Russland. Der Unternehmer selbst soll immer auf dem Laufenden gewesen sein, meldet ABC News. Dreimal habe er das Geschäft mit Trump persönlich besprochen, sagte Cohen am Montag vor dem Geheimdienst-Ausschuss des Repräsentantenhauses. Trump habe zudem eine nicht bindende Absichtserklärung unterzeichnet.

Zu den von Saters vorgeschlagenen Reisen Cohens und Trumps nach Russland kam es jedoch nie. Der Republikaner Trump hatte immer wieder behauptet, er habe keine geschäftlichen Beziehungen zu oder in Russland ("Ganz offiziell: Ich habe NULL Investitionen"). Und schon gar nicht während der Wahlkampfphase.

Sater wollte offenbar die Rolle des Türöffners spielen. Es brauchte Genehmigungen von staatlicher Seite für das Projekt. Sater wusste offenbar genau, was er zu tun hatte: "Ich werde das ganze Team von Putin dazu bekommen, mitzumachen. Ich werde den Prozess managen", schreibt er. Ein Trump Tower in Moskau, das werde dessen Fähigkeiten als Geschäftsmann unterstreichen und ihm politisch von Vorteil sein. Und wenn es dann zur großen Eröffnung komme, dann werde er "Putin dazu bringen mitzumachen und wir werden Donald zum Präsidenten wählen lassen". Er wisse, "wie das Ding gedreht werden muss und wir bekommen das hin".

Damals waren Trump und seine Leute überzeugt, enge und gute Kontakte zu Russland würden ihm helfen, ins Weiße Haus zu kommen. Wie in den Jahren zuvor nannte Trump Putin im Wahlkampf "einen großen Staatsmann". Bis heute kommt ihm kein verurteilendes Wort zu Putin über die Lippen oder seinen Twitter-Kanal.

Weiter offen: Gab es Absprachen mit Moskau?

Es sind diese Verbindungen aus Trumps Umfeld zu Russland, die derzeit von Robert Mueller, dem Sonderermittler des Justizministeriums, und von verschiedenen Ausschüssen im Kongress untersucht werden. Der Verdacht: Trumps Leute könnten ihre Kontakte nach Osteuropa missbraucht haben, um den Republikaner zum Präsidenten zu machen, indem Moskau Einfluss auf die Wahl nimmt. Dass Moskau die Demokratin Hillary Clinton schwächen wollte, daran besteht kaum noch ein Zweifel. Die New York Times betont in ihren Artikeln, dass es in den ihr vorliegenden E-Mails von Sater keine Belege für Absprachen bezüglich des Wahlkampfs gibt.

Sater wollte den Deal für einen Trump Tower in Moskau über die russische Bank VTB abwickeln. Die Bank steht wegen der Ukraine-Krise auf der Sanktionsliste der USA. Seinen Kontakten wollte Sater unbedingt Videos vorspielen, in denen Trump wohlwollend über Putin spricht. Und Putin wollte er Gelegenheit geben, seinerseits Trumps Vorzüge als Geschäftsmann zu preisen, schreibt die New York Times.

Wenn Russlands Präsident das tun würde, dann sei die Wahl gewonnen, glaubte Sater. Denn selbst Trumps größte Widersacher müssen anerkennen, was für ein großartiger Geschäftsmann er sei.

Ob der dubiose Geschäftsmann Sater überhaupt dazu kam, seine Moskauer Kontakte zu aktivieren, lässt sich nicht sagen. Auch die Antworten von Trumps Anwalt Cohen - so es denn welche gibt - sind nicht bekannt. Er selbst hat allerdings auf Anraten Saters eine Mail an Putins Pressesprecher Dmitrij Peskow verfasst - diese wurde laut NYT nicht mal an Peskows persönlichen Account gesendet, sondern an eine allgemeine Adresse der Öffentlichkeitsabteilung des Kremls.

Cohen kann sich nach eigener Aussage nicht erinnern, je eine Antwort erhalten zu haben. Er habe das Geschäft Anfang Januar 2016 abgeblasen. Allerdings nicht, weil die Sache politisch zu heikel wurde. Sondern aus "verschiedenen geschäftlichen Gründen".

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