US-Präsident Obama prangert soziale Ungleichheit an:"Dies ist ein Alles-oder-nichts-Moment"

Gegen die "einfache Philosophie" der Republikaner, für mehr Fairness gegenüber der Mittelschicht: US-Präsident Barack Obama hat den Kampf gegen die soziale Ungleichheit in einer Rede in Kansas zur "entscheidenden Frage" erklärt. Amerikanische Medien sehen darin eine "faustkämpferische" Strategie des Demokraten.

US-Präsident Barack Obama hat die wirtschaftliche Ungleichheit in seinem Land angeprangert und einen Kampf für mehr Fairness für die amerikanische Mittelschicht angekündigt. "Dies ist nicht nur eine politische Debatte. Dies ist die entscheidende Frage unserer Zeit", sagte er in einer Rede in der Kleinstadt Osawatomie im Staat Kansas.

Es handle sich um einen "Alles-oder-nichts-Moment", in dem es darum gehe, ob arbeitende Menschen in der Lage seien, genug zu verdienen, um eine Familie zu gründen, etwas anzusparen, ein Haus zu besitzen und sich eine Rente zu sichern.

Scharfe Kritik übte Obama zugleich an den politischen Leitlinien der Republikaner, die in einem Monat in Iowa mit der Auswahl ihres Präsidentschaftskandidaten beginnen. "Ihre Philosophie ist einfach: Uns geht es besser, wenn jeder auf sich selbst gestellt ist und nach seinen eigenen Regeln spielt", sagte der Demokrat. "Ich bin hier, um zu sagen, dass sie falsch liegen."

In seiner 55-minütigen Rede sprach Obama von einem "Vertrauensverlust" der Wall Street und kündigte ein schärferes Vorgehen gegen Betrüger in der Finanzindustrie an. "Dieses Land ist erfolgreich, wenn jeder eine faire Chance bekommt, wenn jeder einen fairen Teil beiträgt und wenn jeder nach den gleichen Regeln spielt", sagte der US-Präsident.

Die New York Times schrieb daraufhin, Obama habe im Wahlkampf "die populistische Saite" angeschlagen und sich der moralistischen Sprache der Occupy-Wall-Street-Bewegung bedient. Die Washington Post wertete seine Rede als Zeichen dafür, dass Obama künftig "faustkämpferisch" gegenüber den Republikanern auftreten und sie als Verteidiger der Wohlhabenden darstellen wolle.

Für seine Rede hatte Obama bewusst die Kleinstadt Osawatomie gewählt. Dort hatte Ex-Präsident Theodore Roosevelt 1910 seine berühmte Rede über den "Neuen Nationalismus" gehalten, in der er sich für größere soziale Gerechtigkeit einsetzte. Seit Wochen versucht Obama vergeblich, die Republikaner im US-Kongress zu einer Verlängerung von zum Jahresende auslaufenden Steuervergünstigungen für die Mittelschicht zu bewegen.

In Washington demonstrierten unterdessen Hunderte Bürger aus allen Teilen der USA für mehr Jobs und stärkere soziale Sicherheit. In kleinen Gruppen drangen sie in Abgeordnetenbüros rund um das Kapitol ein und verlangten, ihre gewählten Vertreter zu sprechen. "Ihr wurdet gewählt, um uns zu repräsentieren, tut eure Arbeit", riefen sie. Die dreitägige Aktion "Take Back the Capitol" (Holt euch das Kapitol zurück) lehnt sich an die Occupy-Wall-Street-Bewegung der vergangenen Wochen an.

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