US-Präsident in Israel:US-Präsident verzichtet auf Details: "Wir lieben Israel"

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  • "Vor uns liegt die seltene Gelegenheit, dieser Region und ihren Völkern Sicherheit und Frieden zu bringen", sagt er. "Wir können das nur gemeinsam schaffen."
  • Wie er das schaffen will, sagt er zumindest öffentlich wieder einmal nicht.
  • Aber dass Trump von Riad aus einfliegt, ist schon Teil der Botschaft. Denn dies ist der erste Direktflug, der je von Saudi-Arabien aus nach Israel führte.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Sehnlichst ist er erwartet worden im Heiligen Land, der Heilsbringer, der vom Himmel hernieder kommt. Als US-Präsident Donald Trump am Montag zur Mittagszeit auf dem Tel Aviver Ben-Gurion-Flughafen landet, da steht die komplette israelische Regierungsriege lange schon auf dem schattenlosen Flugfeld bereit, und die Empfangskapelle hat alle Einsatze gewiss oft genug geprobt. Zähe Sache, doch das Warten hat sich gelohnt. Ein wenig müde, aber unbedingt lächelbereit klettert Trump aus dem Flugzeug, begleitet von der Gattin im engelweißen Kostüm, und dann sagt er gleich zum Auftakt einen Satz, der kaum noch zu toppen ist: "Wir lieben Israel."

Wer "wir" ist, kann offen bleiben - er und Melania, er und das amerikanische Volk oder er im Pluralis Majestatis. Egal. Klar ist, dass Donald Trump der US-Präsident ist, auf den Israel viel Hoffnung setzt. Zumindest jenes Israel, das hinter Benjamin Netanjahus rechter Regierung steht. Gewiss hat es in den vergangenen vier Monaten seit der Amtseinführung ein paar Enttäuschungen gegeben, weil Trump viel versprochen und bislang nichts gehalten hat - die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zum Beispiel. Doch ins Detail will hier nun wirklich niemand gehen. Schließlich kommt Trump gleich bei seiner ersten Auslandsreise nach Israel, und das lobt Premierminister Benjamin Netanjahu schon bei der Begrüßung als "wahrlich historisch".

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Bei der letzten Station seiner Nahost-Reise trifft der US-Präsident erneut auf seinen "sehr guten Freund" Netanjahu. Ein Gespräch mit Palästinenserpräsident Abbas fällt kürzer aus als geplant.

Für angemessen hält Netanjahu deshalb auch allumfassenden Dank, mit dem er den Freund aus Washington sogleich überschüttet - für seine "kraftvolle Rede" in Riad, für seinen "mächtigen Beweis der Freundschaft zu Israel" und überhaupt wohl für sein Hier- und So-Sein. "Möge die erste Reise in unsere Region ein historischer Meilenstein auf dem Weg zu Versöhnung und Frieden sein", ruft er ihm zu. Bei solchem Pathos hat es der großväterliche Präsident Reuven Rivlin schwer, in seiner Willkommensrede mitzuhalten. Obendrein hat er noch mit dem Wind zu kämpfen, der ihm ständig das lose in der Hand gehaltene Redemanuskript zerfleddert.

Trump ist in diesem Punkt ausnahmsweise besser vorbereitet, seine Textseiten stecken sicher in einer Mappe. Sorgen könnte man sich angesichts der steifen Brise eher um die Haartolle machen, doch auch hier geht alles gut: Tel Aviv, 13 Uhr, die Frisur hält. Was Trump dann noch in den Wind spricht, trifft die Erwartungen: "Vor uns liegt die seltene Gelegenheit, dieser Region und ihren Völkern Sicherheit und Frieden zu bringen", sagt er. "Wir können das nur gemeinsam schaffen."

Wie er das schaffen will, sagt er zumindest öffentlich wieder einmal nicht - aber dass Trump von Riad aus einfliegt, ist schon Teil der Botschaft. Denn dies ist der erste Direktflug, der je von Saudi-Arabien aus nach Israel führte. Netanjahu nutzt die Gelegenheit zum Bekenntnis, dass er eines Tages gern auch von Tel Aviv nach Riad fliegen würde. Um eine regionale Lösung für den Nahost-Konflikt geht es also, die nicht nur Israel und die Palästinenser, sondern zugleich die sunnitischen Staaten der Region einbeziehen soll.

Der Premier tut alles, damit die Stimmung möglichst hoch bleibt

So steht die Friedensfrage im Mittelpunkt aller Gespräche, die Trump bei seinem 28-stündigen Aufenthalt im Heiligen Land führt. Vom Flughafen geht es per Helikopter zunächst zu einem vertiefenden Treffen mit Präsident Rivlin in Jerusalem. Vom späten Nachmittag an ist dann viel Zeit vorgesehen für Netanjahu, inklusive Abendessen. Für den nächsten Tag, an dem Trump in Bethlehem mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas zusammenkommen will, gibt ihm Israels Premier sogleich eine Botschaft mit auf den Weg: "Israels Hand ist zum Frieden mit allen unseren Nachbarn einschließlich der Palästinenser ausgestreckt."

Netanjahu also tut alles, um die Stimmung hoch zu halten und Trumps Wohlwollen nicht zu gefährden. Trotzdem muss er an diesem Tag noch erleben, dass die als "unverbrüchlich" gefeierte Freundschaft Grenzen hat. Sichtbar werden die, als Trump am Nachmittag die Jerusalemer Altstadt besucht. Dies ist der Höhepunkt des Hypes, das gesamte Areal ist abgeriegelt, es sind mehr als 10 000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Der Weg durch die leer gefegten Gassen führt Trump zunächst zur Grabeskirche, dann geht es zur Klagemauer, dem heiligsten Ort des Judentums.

Er ist der erste amtierende US-Präsident, der hier erscheint - und liebend gern hätte Netanjahu ihn begleitet. Was für ein Foto wäre das geworden, doch die Amerikaner haben seine Begleitung abgelehnt, denn die Altstadt liegt völkerrechtlich in besetztem Gebiet. So kommt Trump also allein zu den verwitterten Steinquadern, die einst die westliche Stützmauer des Tempels bildeten. Der Tradition gemäß steckt er einen Bittzettel in die Mauerritzen. Das Heil muss wohl doch von weiter oben kommen.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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