US-Politik:Wo früher Spenden flossen, lässt Trump sich heute bejubeln

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Purer Luxus: Trumps Golf-Club Mar-a-Lago in Florida (Foto: REUTERS)
  • US-Präsident Trump wird Thanksgiving in seinem Golfressort Mar-a-Lago in Florida verbringen.
  • Auf dem Gelände fanden früher Spendengalas statt, inzwischen hat es sich zum einem Polit-Treff gewandelt.
  • Trump lässt sich dort von Fans huldigen und auch zu dem ein oder anderen Geheimtreffen gibt es Gerüchte.

Von Thorsten Denkler, New York

Manche Mitarbeiter im Weißen Haus fürchten sich angeblich schon vor den kommenden Tagen. Am Donnerstag ist Thanksgiving, einer der wichtigsten Feiertage in den USA, und den wird US-Präsident Donald Trump in seinem luxuriösen Golfressort Mar-a-Lago in Florida verbringen. Zum ersten Mal seit dem Sommer residiert er dann wieder dort, in seinem "Winter White House".

Er wird dort viel Zeit haben, erst am Samstag soll es zurück nach Washington gehen. Genug Zeit jedenfalls, um die Welt womöglich wieder mit Twitter-Nachrichten in Atem zu halten. Es war - nur zur Erinnerung - an einem Samstagmorgen Anfang März, als er von Mar-a-Lago aus twitterte, sein Vorgänger Barack Obama habe ihn in seinem Trump-Tower in New York abgehört. Die Behauptung hat über Wochen die Nachrichtenseiten in den USA dominiert. Einen Beweis dafür hat niemand finden können.

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In Mar-a-Lago spielt Trump nicht nur ausgiebig Golf. Er besucht mitunter auch spontan Hochzeiten, die Clubgäste dort geben. Oder Wohltätigkeitsbälle. Viele Hundert Gäste können an einem Abend dort feiern, die beiden großen Ballsäle bieten ausreichend Platz. Es sind barocke Albträume in Weiß und Gold, in denen sich Sonnenkönig Ludwig XIV. sicherlich wohl gefühlt hätte.

Früher fanden hier Spendengalas statt

Sieben Mal war Trump bisher als Präsident zum Ausspannen in Mar-a-Lago. Einmal hatte er den japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe zu Gast. Da ließ er sich im Restaurant, umringt von zahlenden Gästen, über den neuesten nordkoreanischen Raketentest informieren. Ein anderes Mal empfing er dort den chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Und befahl in dessen Beisein einen Raketenschlag gegen Syrien.

Trump hat zwar das operative Geschäft des Golfclubs an seine Kinder abgegeben. Aber er ist immer noch Eigentümer dieses wie auch anderer Hotels und Golfanlagen, die seinen Namen tragen. Die Geschäfte liefen gut bisher. In Mar-a-Lago haben große Wohltätigkeits-Organisationen ihre jährlichen Charity-Bälle abgehalten. Diplomaten und Würdenträger trafen hier auf den gehobenen Geldadel und ausgewählte Berühmtheiten. Da floss der Champagner gegen horrende Eintrittspreise. Am Ende blieb genug Geld übrig für Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz. Der Washington Post zufolge brachte solch ein Abend bis zu 275 000 Dollar an Spenden ein. Trump hat immer ordentlich mitverdient.

Das scheint jetzt vorbei zu sein: Wie die Washington Post berichtet, haben Trumps Mar-a-Lago-Manager erkennbare Schwierigkeiten, ihre Reservierungsbücher zu füllen: 19 von 25 großen Wohltätigkeitsbällen seien abgesagt worden. Damit fehlen Trumps Palmen-Paradies nach den Schätzungen der Zeitung 5800 Gäste.

Das hat weniger mit der Tatsache zu tun, dass Trump seit 20. Januar dieses Jahres Präsident ist, aber viel mit einem Ereignis im Sommer: Mitte August sind in Charlottesville, Virginia, Neonazis aufmarschiert. Es gab eine Gegendemonstration. Einer der Neonazis ist mit seinem Auto die Gegendemo gerast, er riss eine Frau in den Tod.

Danach diskutierten die USA über den blühenden Rechtsnationalismus, führende Politiker der Demokraten und Republikaner verurteilten sowohl die Tat als auch die Neonazis. Trump aber sagte nur, es gebe gute und schlechte Menschen "auf beiden Seiten". Damit hatte er in den Augen vieler eine rote Linie überschritten.

Organisationen wie das Rote Kreuz verhalten sich eigentlich politisch neutral. Jetzt aber gehen sie offenbar auf Distanz zu Trump und seinem Luxus-Hotel. Mar-a-Lago gilt nach Charlottesville als toxisch. Wer politisch neutral bleiben will, geht dort besser nicht mehr hin. Aus dem Schauplatz festlicher Bälle wurde ein obskurer ein Polit-Treff.

Statt bekannter Charity-Vereine haben sich jetzt Organisationen in Mar-a-Lago angemeldet, die vor allem eines wollen: Trump unterstützen. Erst vergangene Woche traf sich dort eine Gruppe junger Republikaner und Trump-Anhänger. Darunter die Sängerin Joy Villa, die damit in Erinnerung bleiben wird, dass sie zu den Grammy Awards 2017 in einem blau-weiß-roten Kleid erschien, auf das in großen Lettern der Name Donald Trump und dessen Wahlkampf-Motto "Make America Great Again" gestickt war. In Mar-a-Lago bekennt sie, sie schaue Alex Jones "nonstop". Der ultrarechte Moderator Jones ist ebenfalls ein glühender Trump-Verehrer und hält die Anschläge vom 11. September 2001 für eine große Verschwörung. Nebenbei verkauft er Vitaminpillen.

Trumpettes statt Rotes Kreuz

Für den 18. Januar hat sich eine weitere Gruppe von Trump-Treuen in Mar-a-Lago eingemietet. Es sind die schillernden " Trumpettes", größtenteils ältere Frauen, die Trump toll finden. Trumpettes-Gründerin Toni Holt Kramer sagte kürzlich einem Interview, Trump sei Präsident geworden, "um uns zu retten". Sie wollen den Jahrestag seiner Amtseinführung feierlich begehen - für 300 Dollar pro Ticket. Das Event ist bereits ausverkauft.

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Immerhin ist die Adresse nach wie vor eine Anlaufstelle für die Superreichen der Welt. Just zum Trump-Besuch in Mar-a-Lago ab diesem Dienstag hat die Super-Yacht "Eclipse" des russischen Oligarchen Roman Abramowich im Hafen von Palm Beach angelegt, nur wenige Kilometer von Mar-a-Lago entfernt. Abramowich ist gut bekannt mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, der unter Verdacht steht, die US-Wahl 2016 zu Trumps Gunsten manipuliert zu haben. Trumps Tochter Ivanka und ihr Mann Jared Kushner sollen mit den Abramowichs befreundet sein. Schon wird spekuliert, ob es ein Treffen zwischen Abramowich und Trump geben könnte. So mancher in Washington hofft, dass die Ankunft von Abramowich in Palm Beach nur Zufall ist. Wenn nicht, wundern würde das auch keinen mehr.

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