US-Lager Guantanamo Bay:Verteidiger wehren sich gegen Überwachung

Die Leitung des US-Lagers Guantanamo will in Zukunft den Schriftverkehr zwischen den Insassen und ihren Anwälten kontrollieren. Das wollen sich die Verteidiger nicht gefallen lassen.

Verteidiger von Gefangenen im US-Lager Guantanamo Bay gehen auf die Barrikaden. Nach Angaben der Washington Post werden sie jeglichen Schriftverkehr mit ihren Mandanten einstellen, weil der Kommandeur der Einrichtung ihn künftig überwachen lassen will.

Der Chef der Militäranwälte habe sein Verteidigerteam angewiesen, die Zustimmung zu den Kontrollen zu verweigern, weil das gegen das Prinzip der Vertraulichkeit des Austausches zwischen Anwalt und Mandant verstoße, berichtete das Blatt. Demnach hatte der Leiter des Lagers, Admiral David Woods, im Dezember entschieden, dass ein spezielles Team aus Pentagon- und anderen Sicherheitsbeamten eingehende Post künftig auf verbotene Inhalte hin überprüfen solle. Informationen aus dem Schriftverkehr würden aber nicht den Anklagevertretern in anstehenden Verfahren gegen Gefangene zugänglich gemacht.

Oberst Jeffrey Colell als Chef der Militäranwälte sagte der Washington Post zufolge, dass eine angemessene Verteidigung der Gefangenen ohne Wahrung des Vertraulichkeitsprinzips nicht möglich sei. Somit würde eine Zustimmung zu den Kontrollen gegen die Grundsätze des Anwaltsberufs verstoßen.

In dem Lager werden zurzeit noch 171 Gefangene festgehalten. Die US-Regierung plant nach eigenen Angaben Militärtribunale gegen mehrere Dutzend von ihnen. Die übrigen Häftlinge sollen entweder freigelassen oder auch unbegrenzt ohne Prozess festgehalten werden, wenn die Beweise für ein Verfahren nicht ausreichen. Das Lager besteht bereits seit dem 11. Januar 2002. Am Mittwoch, dem zehnten Jahrestag, hatten in Washington Hunderte Menschen für eine Schließung demonstriert.

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