US-Kongressabgeordneter brüskiert Obama:"You lie!"

Eklat im Kongress: Während US-Präsident Obama für seine Gesundheitsreform wirbt, platzt dem republikanischen Abgeordneten Joe Wilson der Kragen. Ein Demokrat klagt: "Kein Präsident wurde je so behandelt."

Es war ein aufsehenerregender Verstoß gegen das politische Protokoll in Washington: In einem Zwischenruf hat ein republikanischer Abgeordneter US-Präsident Barack Obama während dessen Rede vor beiden Häusern des Kongresses zur Gesundheitsreform der Lüge bezichtigt. Als Obama erklärte, dass nicht beabsichtigt sei, illegal Eingewanderte in das geplante neue Gesundheitssystem einzubeziehen, rief der Abgeordnete Joe Wilson aus South Carolina von seinem Sitzplatz aus: "You lie" - "Sie lügen!"

"Sie lügen!" - der Kongressabgeordnete Joe Wilson attackiert US-Präsident Obama während seiner Rede zur Gesundheitsreform. (Foto: Foto: AFP)

Obama hielt nach dem Zwischenruf kurz inne. Senator John McCain forderte seinen Parteifreund Wilson später auf, sich zu entschuldigen, was Wilson auch tat. Die Emotionen seien mit ihm durchgegangen, sagte der Oppositionsabgeordnete. Sein Ausruf sei "unangemessen und bedauerlich" gewesen.

Vertreter der Demokratischen Partei sprachen nach Wilsons Einwurf von einem "Mangel an Respekt für das Amt des Präsidenten". Obamas Stabschef Rahm Emanuel, der wenige Reihen vor Wilson saß, reagierte empört: "Kein Präsident wurde je so behandelt", sagte er.

Weitere Vertreter der Demokratischen Partei betonten, der Zwischenfall solle nicht die wirkungsvolle Rede Obamas überschatten, auch wenn er deutlich mache, dass zahlreiche Republikaner in keinster Weise an einem konstruktiven Dialog zwischen den Parteien interessiert seien.

Auch aus den eigenen Reihen erntete Wilson Kritik. Anhänger der Republikaner sprachen von einer "unangemessenen" Aktion. "Wir sollten den Präsidenten mit Respekt behandeln, alles andere ist nicht angemessen", sagte Mitch McConnell, Fraktionschef der Republikaner im Senat.

Wilson hatte den Raum kurz nach Obamas Rede verlassen und später im Weißen Haus angerufen, wo Stabschef Rahm Emanuel seine Entschuldigung im Namen von Präsident Obama annahm.

© sueddeutsche.de/AP/AFP/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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