US-Geheimgefängnis im Kosovo:"Wir haben keine Ahnung, was dort vor sich geht"

Mitten im Kosovo unterhalten die USA offenbar seit Jahren ein Geheimgefängnis nach dem Vorbild Guantanamos. Nach Berichten des UN-Ombudsmanns im Kosovo ist Camp Bondsteel "völlig außer Kontrolle".

"Es kann keinen Zweifel daran geben, dass in Camp Bondsteel seit Jahren ein Gefängnis existiert, das keiner externen zivilen oder juristischen Kontrolle unterliegt", sagte UN-Ombudsmann Marek Nowicki der Berliner Zeitung.

Er konnte demnach den Stützpunkt Camp Bondsteel Ende 2000 und Anfang 2001 zwei Mal besuchen. In dem Gefängnis habe es ausgesehen "wie auf den Bildern, die man von Guantanamo kennt".

In Camp Bondsteel sind dem Bericht zufolge rund 6.000 US-Soldaten stationiert. Der Stützpunkt ist eine Basis der KFOR-Truppen im Kosovo. Nowicki kritisierte, dass eine normale, externe Kontrolle dort nicht möglich sei. Camp Bondsteel sei deshalb "völlig außer Kontrolle". "In Wahrheit haben wir keine Ahnung, was dort vor sich geht", zitiert die Zeitung Nowicki.

"Guantanamo-ähnliches Gefangenenlager"

Der polnische Jurist leitet seit sechs Jahren die UN-Beschwerdestelle im Kosovo. Zuvor war er unter anderem Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.

Vor knapp zwei Wochen hatte bereits die französische Tageszeitung Le Monde über ein "Guantanamo-ähnliches Gefangenenlager" der Amerikaner im Kosovo berichtet. Die Zeitung berief sich dabei auf Angaben des Menschenrechtsbeauftragten des Europarates, Alvaro Gil Robles, der den US-Stützpunkt Camp Bondsteel südlich von Pristina im September 2002 besucht hatte.

Dort habe dieser "etwa 15 bis 20 Gefangene in orangefarbenen Anzügen wie in Guantànamo" gesehen. In Camp Bondsteel sind den Angaben zufolge rund 6000 US-Soldaten stationiert. Der Stützpunkt ist eine Basis der KFOR-Truppen im Kosovo.

© AP/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: