US-Geheimdienstbeauftragter John Brennan:Anti-Terror-Kämpfer in eigener Mission

John Brennan ist das Gesicht der US-Regierung im Kampf gegen den Terror: Obamas Mann für die dunkle Welt der Geheimdienste neigt dazu, übers Ziel hinauszuschießen. Und die Frage ist, ob er das nicht ganz bewusst tut.

Reymer Klüver, Washington

Es war eine tolle Geschichte, die John Brennan am Montag zu erzählen wusste. Fast atemlos berichtete Barack Obamas Geheimdienstbeauftragter, wie die Kommandosoldaten der amerikanischen Marine keine 24 Stunden zuvor Amerikas Staatsfeind Nummer eins zur Strecke gebracht hatten. Die Schilderung gipfelte in der Feststellung, dass Osama bin Laden in ein "Feuergefecht" mit den Eindringlingen verwickelt war und dass er sich dabei "hinter Frauen versteckte, die vor ihm als menschliche Schutzschilde postiert waren".

John Brennan

Gilt als unentbehrlicher Berater Obamas: Geheimdienstbeauftragter John Brennan.

(Foto: AP)

Das Problem an der Darstellung, die den Terrorfürsten als ruchlosen Feigling erscheinen ließ: Sie ist falsch. Offenbar war Bin Laden weder bewaffnet noch in einen Schusswechsel verwickelt, als ihn die tödliche Kugel traf, noch verbarg er sich hinter einer seiner Frauen.

Das Weiße Haus erklärt die blamablen Richtigstellungen mit der großen Eile, mit der man die Öffentlichkeit habe unterrichten wollen. Der wirkliche Hergang sei erst klar geworden, nachdem alle Daten und die Zeugenaussagen verglichen worden seien. Doch das dürfte nur der eine Teil der Wahrheit sein. Der andere ist, dass sich Brennan nicht zum ersten Mal hat korrigieren müssen. Obamas Mann für die dunkle Welt der Geheimdienste neigt dazu, übers Ziel hinauszuschießen. Und die Frage ist, ob er das nicht ganz bewusst tut.

Brennan hat sich in den vergangenen zwei Jahren als unentbehrlicher Berater Obamas erwiesen, der den Präsidenten mitunter mehrmals täglich persönlich auf dem Laufenden hält. Doch dürfte er nicht nur bloßer Berichterstatter sein. Vielmehr scheut der 55-Jährige nicht davor zurück, Obama seine Interpretation der Ereignisse nahezubringen und ihm klare Empfehlungen zu geben.

Brennans Berufung zum CIA-Chef scheiterte

Bereits im Wahlkampf hatte er Obama beraten - offenbar so überzeugend, dass der neu gewählte Präsident Brennan zu seinem CIA-Chef machen wollte. Das scheiterte am Einspruch linker Demokraten, die nicht vergessen hatten, dass Brennan ein paar Jahre zuvor den brutalen Umgang der Regierung Bush mit Terrorverdächtigen gebilligt hatte. Obama machte Brennan daraufhin zu seinem persönlichen Berater, weil für diesen Posten keine öffentliche Anhörung nötig war, bei der schmutzige Wäsche hätte gewaschen werden können.

Tatsächlich kennt Brennan den US-Geheimdienstapparat wie kein Zweiter in der näheren Umgebung des Präsidenten. 25 Jahre diente er bei der CIA, zuletzt als Chef des National Counterterrorism Center, in dem die Erkenntnisse aller Geheimdienste zusammenfließen. 2005 ging er aus politischen Gründen als Berater in die Privatwirtschaft.

Obama holte ihn zurück und verschaffte sich so in Geheimdienstkreisen von Anfang an street cred, die nötige Glaubwürdigkeit: Nicht nur nimmt er die Geheimdienste ernst, sondern kümmert sich auch um den Antiterrorkampf. In der Öffentlichkeit avancierte der bärbeißige Brennan rasch zum Gesicht der Regierung im Kampf gegen Terror. Wann immer das Vorgehen Washingtons gerechtfertigt werden muss, ist Brennan ein überzeugender Frontmann - selbst wenn sich nicht alles als haltbar erweist, was er sagt.

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