US-Geheimdienst:Fassungslosigkeit nach Rücktritt von CIA-Chef

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In Washington ist man bestürzt über den Rücktritt von David Petraeus. Der Chef des US-Geheimdienstes CIA gibt als Grund für seinen Amtsverzicht eine außereheliche Beziehung an. Er selbst spricht von "inakzeptablem Verhalten".

Christian Wernicke, Washington

David Petraeus ist wegen einer außerehelichen Affäre von seinem Posten als CIA-Chef zurückgetreten. Der ehemalige Vier-Sterne-General führte die Militäroperationen im Irak und Afghanistan an, bevor er Chef der CIA wurde. (Foto: AP)

Völlig überraschend ist der Chef des US-Geheimdienstes CIA, der frühere Vier-Sterne-General David Petraeus, am Freitagabend zurückgetreten. Anlass ist eine außereheliche Affäre, die der 60-Jährige in einer Erklärung selbst als "inakzeptabel" geißelte.

Petraeus hatte Präsident Barack Obama persönlich am Donnerstag über sein Fehlverhalten informiert. Obama lobte Petraeus als "einen der herausragenden Generäle seiner Generation". Die Erklärung des Präsidenten schloss mit den Worten, er wünsche Petraeus und dessen Ehefrau Holly "das Beste in schwierigen Zeiten".

Petraeus' Rücktritt wurde in Washington mit Fassungslosigkeit registriert. Der Absolvent der elitären Militär-Akademie West Point galt als konzeptioneller Vordenker wie brillanter Stratege: Petraeus hatte Mitte des vergangenen Jahrzehnts eine neue US-Strategie zur Aufstands-Bekämpfung entworfen, die er anschließend als US-Oberbefehlshaber in Bagdad wie auch am Hindukusch im Krieg gegen die afghanischen Taliban umzusetzen versuchte.

Seine herausgehobene Stellung führte auch dazu, dass der General in die politischen Grabenkämpfe in Washington hineingezogen wurde. Nachdem der damalige Präsident George W. Bush 2007 entschieden hatte, zusätzliche US-Truppen nach Irak zu entsenden, diente Petraeus bei strittigen Kongressanhörungen gleichsam als Kronzeuge der Regierung.

Die linke Organisation "MoveOn" schmähte den General damals in Zeitungsanzeigen als "General Betray US" (General Betrüger). Nach Obamas Amtsantritt kam es zeitweise zu Spannungen zwischen dem Offizier und dem Präsidenten, weil Petraeus 2009 deutlich mehr Truppen für den US- und Nato-Einsatz in Afghanistan verlangte. Dem General wurden sogar Ambitionen für eine republikanische Präsidentschaftskandidatur nachgesagt.

Nach seinem Wechsel zur CIA im September 2011 war Petraeus um weit weniger Profil bemüht. Seine Reisen in die Krisenregionen des Nahen Ostens sowie nach Pakistan und Afghanistan blieben weitgehend unbeachtet. Belastet hat den CIA-Chef der Terrorangriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi, bei dem im September vier US-Bedienstete ums Leben gekommen waren. Zuletzt stellte sich heraus, dass zwei der Opfer der CIA angehörten und der größte Teil der Belegschaft des Außenpostens Geheimdienstler waren.

© SZ vom 10.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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