Urteil in Cambridge:Freispruch für Schuhwerfer

Der deutsche Student Martin J. hat Chinas Regierungschef mit Schuhen beworfen. Ein Attacke, die ohne rechtliche Folgen bleibt.

Im Prozess gegen den deutschen Schuhwerfer von Cambridge ist der angeklagte Student freigesprochen worden. Nach zweitägiger Verhandlung sah das Gericht keine ausreichenden Beweise für den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, dass der Student mit seinem Schuhwurf auf den chinesischen Regierungschef Wen Jiabao die Grenze des erlaubten Protestes überschritten hatte.

Urteil in Cambridge: "Nicht die Winterschuhe genommen": Der deutsche Student Martin J. wollte mit seiner Attacke gegen Menschenrechtsverletzungen in China  demonstrieren.

"Nicht die Winterschuhe genommen": Der deutsche Student Martin J. wollte mit seiner Attacke gegen Menschenrechtsverletzungen in China demonstrieren.

(Foto: Foto: AFP)

Die Anklage hatten dem Mann Störung der öffentlichen Ordnung, Beleidigung und Aufruf zur Gewalt vorgeworfen.

Zuvor hatte sich Martin J. erstmals öffentlich zu seinem Schuhwurf geäußert. Während der Gerichtsverhandlung in der englischen Universitätsstadt Cambridge bezeichnete er seine Aktion als Akt des Widerstands gegen die chinesische Regierung.

Der 27-Jährige sagte, er habe gegen Menschenrechtsverletzungen in China sowie gegen die Einladung der Universität an den Regierungschef protestieren wollen. Dabei gab er zu, dass er von einer ähnlichen Attacke auf den früheren US-Präsidenten George W. Bush in Bagdad inspiriert wurde. In dem Verfahren, das am Montag begonnen hatte, wird dem Deutschen bedrohliches und zur Gewalt aufstachelndes Verhalten vorgeworfen.

J. betonte in der Verhandlung zugleich, er habe niemanden verletzten wollen. Deswegen habe er eigens einen Turnschuh gewählt. "Ich habe nicht meine Winterschuhe mitgenommen, nur Sportschuhe. Ich hätte etwas weitaus Schwereres mitbringen können", sagte er. Sollte er schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu sechs Monate Haft und umgerechnet 5780 Euro Strafe.

J. hatte am 2. Februar eine Rede des chinesischen Regierungschefs an der Universität unterbrochen, ihn als Diktator beschimpft und einen Schuh in seine Richtung geworfen. Mitte Dezember hatte der irakische Fernsehjournalist Muntaser el Saidi bei einer Pressekonferenz in Bagdad einen Schuh auf Bush geworfen. Er wurde zunächst zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, inzwischen wurde die Strafe jedoch auf ein Jahr reduziert.

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