Urteil gegen Oleg Senzow:Russisches Gericht verurteilt ukrainischen Regisseur zu 20 Jahren Haft

Oleg Senzow vor Gericht.

Regisseur Oleg Senzow - verurteilt zu 20 Jahren Haft.

(Foto: imago)
  • Der ukrainische Regisseur Oleg Senzow ist von einem russischen Gericht wegen "Terrorismus" zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden.
  • Ihm und einem Mitangeklagten wurden ein Brandanschlag auf der Krim sowie ein weiterer Anschlagsplan zur Last gelegt.
  • Das Verfahren trug Beobachtern zufolge Züge eines Schauprozesses

Regisseur Senzow zu langer Haftstrafe verurteilt

Ein russisches Gericht hat den ukrainischen Filmregisseur Oleg Senzow in einem umstrittenen Prozess zu 20 Jahren Gefängnis wegen "Terrorismus" verurteilt. Der 39-Jährige habe auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim eine Terrorzelle gegründet und Anschläge verübt und geplant, urteilte ein Gericht im südrussischen Rostow am Don. Den Mitangeklagten Alexander Koltschenko verurteilten die Richter zu zehn Jahren Haft.

Die Staatsanwaltschaft hatte 23 Jahre Haft für Senzow gefordert und zwölf Jahre für den Mitangeklagten Koltschenko.

Senzow plädierte auf nicht schuldig und betonte, ein russisches Gericht sei für ihn nicht zuständig. Er selbst sowie westliche Kritiker sehen in dem Verfahren gegen Senzow einen Racheakt für dessen pro-ukrainische Haltung.

Was Senzow vorgeworfen wurde

Im Frühjahr 2014 waren in der Krim-Hauptstadt Simferopol Büros der Organisation Russische Gemeinde und der Kreml-Partei Einiges Russland angezündet worden. Es entstand Sachschaden, die Feuer wurden schnell gelöscht. Die Staatsanwaltschaft bezichtigte Senzow und Koltschenko, hinter den Taten zu stecken.

Sie warf ihnen außerdem vor, geplant zu haben, ein Kriegerdenkmal und eine Lenin-Statue auf der Krim zu sprengen. Beweise dafür legte das Gericht allerdings nicht vor, wie Senzows Rechtsanwalt Dmitrij Dinse sagte. Stattdessen stützte sich das Verfahren allein auf die Aussagen von zwei weiteren festgenommenen Personen, die mit den Ermittlern kooperierten und dadurch mit geringeren Strafen davonkamen. Keiner der beiden Belastungszeugen wollte seine Aussage vor Gericht wiederholen. Einer behauptete sogar, er habe nur unter Folter ausgesagt.

Kritik am Prozess

Senzow wurde auf der Krim geboren und hatte sich für den Verbleib seiner Heimat bei der Ukraine ausgesprochen, nachdem 2014 unter dem Schutz russischer Soldaten ohne Dienstkennzeichen eine Volksabstimmung über den Anschluss an Russland angesetzt worden war. Der Regisseur warf Russland die Okkupation der Krim vor.

Nach der Annexion der Halbinsel durch Russland wurde er im Mai vergangenen Jahres verhaftet und später nach Moskau gebracht. Menschenrechtler kritisierten das Verfahren als Schauprozess mit gefälschten Vorwürfen und Beweisen. Ihnen zufolge sollte es allein dazu dienen, Russland-Gegner auf der Krim einzuschüchtern. Auch Filmschaffende aus Deutschland und Europa forderten Senzows Freilassung.

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