Uran-Nigeria-Affäre:Alle für einen

Überraschende Wende: Nach CIA-Chef Tenet hat nun auch Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice Mitverantwortung für die umstrittene Passage in der Rede von Präsident George W. Bush zur Lage der Nation übernommen. Bush hatte den Krieg gegen den Irak unter anderem damit begründet, das Land habe versucht, sich in Nigeria waffenfähiges Uran zu besorgen.

Es habe sich herausgestellt, dass der Geheimdienst CIA dem Weißen Haus schon im Oktober vergangenen Jahres Bedenken an der Richtigkeit des Vorwurfs mitgeteilt hatte, sagte der stellvertretende nationale Sicherheitsberater, Steve Hadley.

Chef-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice übernehme persönlich die Verantwortung dafür, dass Präsident George W. Bush den Vorwurf dennoch im Januar in seiner Rede zur Lage der Nation erwähnte, sagte ihr Stellvertreter.

CIA-Chef Tenet übernahm bereits persönlich Verantwortung

Vor zwei Wochen hatte das Weiße Haus der CIA noch den Schwarzen Peter für die Passage zugeschoben. Die Rede sei vom Geheimdienst abgenommen gewesen. CIA-Chef George Tenet hatte daraufhin persönlich die Verantwortung übernommen.

Wie Hadley einräumte, wurden inzwischen zwei Dokumente mit Datum Oktober im Weißen Haus gefunden, in denen die CIA wegen erheblicher Zweifel Einspruch gegen die Uran-Behauptung erhob. Das sei bei der Vorbereitung der Januar-Rede in Vergessenheit geraten. Die Passage hätte gestrichen werden müssen, räumte Hadley ein.

Die US-Regierung bemüht sich in der Debatte über die Begründung des Irak-Kriegs inzwischen um eine Schadensbegrenzung. Angesichts der wachsenden Kritik der Demokraten erhalten republikanische Abgeordnete und Senatoren Einblick in Geheimdienstunterlagen.

Gleichzeitig werden sie angehalten, die positiven Aspekte des Kriegs hervorzuheben. Die Demokraten werfen Bush eine Irreführung der Bevölkerung vor dem Irak-Krieg vor. Ihre Kritik konzentriert sich auf die Rede zur Lage der Nation, als Bush die Gefährlichkeit Iraks betonte und dabei auf angebliche britische Erkenntnisse verwies, wonach Saddam Hussein versucht haben soll, große Mengen Uran in Afrika zu kaufen.

(sueddeutsche.de/dpa/AP)

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