Untergetauchter Despot:Rebellen jagen Gaddafi mit Spezialkräften

Fieberhaft suchen die libyschen Aufständischen den untergetauchten Langzeit-Diktator - die Nato greift Gaddafis Geburtstadt Sirte an. Am Boden könnte es zu heftigen Gefechten kommen.

Spezialkräfte der Rebellen sollen in Libyens Hauptstadt Tripolis den untergetauchen langjährigen Machthaber Muammar al-Gaddafi aufspüren. Es gebe eine Aufklärungstruppe und eine Kampftruppe, die für diese Aufgabe besonders geeignet seien, sagte Rebellen-Oberst Hischam Buhagiar. In Tripolis machten immer wieder Gerüchte die Runde, Gaddafi oder seine Söhne seien gesichtet und eingekreist worden.

Die Sondereineiten der Rebellen suchten in verschiedenen Gebieten der Stadt nach Gaddafi, sagte der Rebellen-Oberst weiter. Die Kämpfe in Tripolis könnten noch eine ganze Weile andauern. Nach wie vor leisten Gaddafi-treue Kämpfer erbitterten Widerstand gegen die Rebellen. Pro-Gaddafi-Kämpfer hielten in einigen Stadtgebieten ihre Positionen. Am Freitag beschossen sie den Flughafen, wie der Sender Al-Arabija berichtete. Dabei sei ein Flugzeug beschädigt worden. Die Granaten wurden offenbar von einem Stützpunkt unter dem Kommando von Gaddafis Sohn Chamis abgefeuert.

Der Aufenthaltsort von Gaddafi senior blieb unklar. Am Vortag hatte er seine Anhänger in einer Audio-Botschaft zum Widerstand und zum Marsch auf Tripolis aufgerufen. Seine Feinde gehen davon aus, dass sich der langjährige Machthaber weiter in Tripolis aufhält. Dennoch fürchten sie, dass es ihm gelingen könnte, die Stadt durch das umfangreiche Netz unterirdischer Gänge und Bunker zu verlassen. Die Küstenstadt Sirte gilt als einer der möglichen Orte, in denen sich Gaddafi versteckt haben könnte, nachdem die Aufständischen am Dienstag seine Residenz in der Hauptstadt Tripolis eingenommen hatten.

Britische Kampfflugzeuge griffen militärische Anlagen rund um die Geburtsstadt Gaddafis an. Mehrere Raketen seien auf einen großen Bunker im Hauptquartier der Regierungstruppen in Sirte abgefeuert worden, sagte ein Sprecher der britischen Luftwaffe, Generalmajor Nick Pope. Außerdem griffen Kampfflugzeuge der Nato 29 mit Waffen bestückte Fahrzeuge in der Nähe von Sirte an, wie das Militärbündnis mitteilte.

Truppen der libyschen Rebellen rückten auf die 400 Kilometer östlich von Tripolis gelegene Stadt vor, wo sie großen Widerstand der dem bisherigen Machthaber loyalen Truppen und Stammesangehörigen erwarten. Um ein Blutvergießen wie in der Hauptstadt Tripolis zu vermeiden, würden sie hinter den Kulissen auf eine Kapitulation der Gaddafi-Truppen hinarbeiten, sagte ein Rebellensprecher.

Der britische Verteidigungsminister Liam Fox erklärte in London, in Sirte hielten sich Elemente des Gaddafi-Regimes auf, "die weiterhin Krieg gegen das libysche Volk führen". Die Nato werde ihren Einsatz gegen die militärischen Einheiten des einstigen Machthabers fortsetzen. "Das Regime muss einsehen, dass das Spiel vorbei ist", sagte Fox.

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