Unterbringung von Flüchtlingen:"Wir stehen mit dem Rücken zur Wand"

Hamburgs SPD-Sozialsenator Detlef Scheele warnt vor dramatischen Zuständen bei der Unterbringung von Flüchtlingen: "Wir haben keine freien Plätze."

Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) hat vor dramatischen Zuständen bei der Unterbringung von Flüchtlingen gewarnt. "Wir haben keine freien Plätze", sagte er der Süddeutschen Zeitung, "wir stehen mit dem Rücken zur Wand, fest angelehnt." So fehlten wegen des gestiegenen Andrangs allein in Hamburg derzeit 4000 zusätzliche Plätze in Flüchtlingsunterkünften. Für 1600 dieser Plätze wisse die Stadt noch nicht einmal, wo sie gebaut werden könnten.

Falls die Flüchtlingszahlen weiter steigen, "würden wir finanziell und räumlich vor unglaublichen Problemen stehen", sagte Scheele. Im Schnitt müsse die Stadt 20 000 Euro investieren, um einen Platz in einer Unterkunft zu schaffen.

Die Situation in einem Containerdorf in Hamburg-Lokstedt, das er kürzlich besuchte, nannte Scheele "deprimierend" und "ganz erbärmlich". Es fehle aber das Geld, die Qualität der Unterkünfte zu verbessern.

Unter der angespannten Lage leiden laut Scheele auch Hamburger, die ihre Wohnung verlieren. Ihnen können die Fachstellen für Wohnungsnotfälle derzeit praktisch keine Plätze in Unterkünften mehr anbieten, weil alle belegt sind. "Jedes Bett, das wir in Containern oder Pavillons schaffen, geht an Flüchtlinge", so Scheele. Nur in Hotels könne die Stadt noch Härtefälle wie Schwangere oder Kranke unterbringen.

In seiner Not hat Scheele inzwischen die Hafenbehörde Hamburg Port Authority gebeten, nach Liegeplätzen und mietbaren Wohnschiffen zu suchen. Auf solchen Schiffen brachte Hamburg bereits während der letzten großen Flüchtlingswelle vor 20 Jahren Hunderte Flüchtlinge unter. "Mir ist es egal, ob 100 Plätze in einem Containerdorf entstehen oder auf einem Schiff", sagte Scheele. "Hauptsache wir bekommen genügend Plätze."

Scheele forderte die Bundesregierung auf, den Kommunen in der Flüchtlingsfrage zu helfen. "Wir müssen über eine Kostenbeteiligung des Bundes diskutieren", sagte der SPD-Politiker, "die finanziellen Belastungen sind extrem geworden".

Das vollständige Interview lesen Sie am Freitag in der Süddeutschen Zeitung.

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