Unruhen in Syrien:Assad-Getreuer erklärt Rücktritt

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Das Regime von Präsident Assad scheint erste Auflösungserscheinungen zu zeigen. In einem von der Opposition veröffentlichten Video erklärt ein ranghoher Beamter seinen Rücktritt - und begründet dies mit dem brutalen und willkürlichen Vorgehen der Regierungstruppen. Hunderte Menschen seien exekutiert oder zu Tode gefoltert worden.

Das syrische Regime scheint nach Monaten blutiger Gewalt gegen Demonstranten erste Auflösungserscheinungen zu zeigen. In einer im Internet veröffentlichten Videoaufnahme erklärt Adnan al-Bakkur, der Generalstaatsanwalt der Provinz Hama, aus Protest gegen das gewaltsame Vorgehen der Regierung seinen Rücktritt.

Al-Bakkur sagt, am 31. Juli seien im Zentralgefängnis von Hama 72 Aktivisten exekutiert worden. Hunderte weitere Menschen seien bei Militäroperationen in der Stadt getötet oder zu Tode gefoltert, viele später in Massengräbern verscharrt worden. Zudem seien Tausende Menschen "willkürlich festgenommen" worden. Regimegegner stellten das Video ins Internet. Wo und wann es aufgenommen wurde, blieb unklar.

Der Rücktritt Bakkurs wäre die erste Distanzierung eines hochrangigen Staatsangestellten im seit fünf Monaten andauernden Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad. Syriens Behörden werteten die Aussagen des Beamten als unter Zwang geäußerte "glatte Lügen". In einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Sana hieß es, Bakkur sei am vergangenen Montag von Terroristen entführt worden. Diese hätten ihn unter Androhung von Gewalt gezwungen, Lügen über die Praktiken der Sicherheitskräfte zu verbreiten.

Aus der Stadt Deir al-Sor nahe der irakischen Grenze meldete die Protestbewegung heftige Kämpfe zwischen desertierten Soldaten und Angehörigen einer Regierungsmiliz. Mehrere Mitglieder der sogenannten Schabiha-Miliz seien verwundet worden, hieß es.

Die Protestbewegung meldete zudem erneut Razzien in der Stadt Hama, die zu den Hochburgen des Aufstandes gegen Präsident Assad gehört. Sicherheitskräfte und ultra-loyale Milizen hätten den zweiten Tag in Folge Häuser durchsucht, berichteten Bewohner. "Die Razzien sind willkürlicher geworden", sagte ein Aktivist per Telefon.

Zudem hieß es von Seiten der Oppositionellen, am Mittwoch seien landesweit drei Demonstranten getötet worden. Unter den Toten soll ein Mädchen sein, das in Deir al-Sor erschossen wurde.

Wie viele Menschen seit Beginn des Aufstandes Mitte März getötet wurden, kann bislang niemand genau sagen. Menschenrechtler gehen jedoch von mehr als 2200 Toten aus. Hunderte von Menschen werden von ihren Angehörigen vermisst. Es wird befürchtet, dass etliche von ihnen getötet und in Massengräbern verscharrt wurden.

Ähnlich wie in anderen arabischen Staaten hatten die Proteste auch in Syrien mit einem Ruf nach demokratischen Reformen begonnen. Als die Sicherheitskräfte begannen, auf Demonstranten zu feuern, eskalierte der Konflikt.

© AFP/dpa/Reuters/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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